Leben verbocken -Master Edition- (ASDS)

Part 16

Als das Ende der Stunde eingeläutet wird, stoppt Herr Pappel unsere Euphorie und gibt nochmal einige Hinweise zu der Sprachreise:
"Wir werden uns morgen nach der Schule mit allen Teilnehmern kurz versammeln und die notwendigen Dinge besprechen. In zwei Wochen geht es los!"
Ich bemitleide kurz die armen Pappnasen, die sich eine Woche in Frankreich rumquälen müssen und will gerade aufstehen, als Herr Pappel weiterredet: "Fräulein Tanner nicht so schnell! Sonst wissen Sie doch gar nicht wann und wo das Treffen stattfindet!"
"Ähm, ich glaube nicht das ich das wissen muss. Wie gesagt, komme ich nicht mit!"
Sein überheblich teuflisches Grinsen lässt mich schon böses erahnen:
"Nun, das hat der Herr Funke wohl anders gesehen. Sie sind angemeldet und somit auch bei dem morgigen Treffen anwesend!"
Mir entgleisen sämtliche Gesichtszüge:
"Das muss ein Irrtum sein!"
"Oh nein! Wissen Sie, Herr Funke war sehr erfreut das ich mich telefonisch bei ihm gemeldet habe und alles weitere per Email geregelt wurde. Unserer gemeinsamen Sprachreise steht nichts im Wege!" man könnte meinen er darf mich in einer Folterkammer mit allen nur erdenklichen Mitteln quälen, so erfreut ist sein Gesicht.

Darum hat Phil gestern die ganze Zeit gefragt!
Ich werde ihn umbringen!
Wie kann er nur?

Meine Laune hängt im Keller und verbaut mir meine bisherige gute Laune.
Vor Wut könnte ich heulen und jedem, der mir in die Quere kommt, eine reinhauen.

Voller Zorn begebe ich mich in den Kunstraum und bin froh, das wir heute nur theoretisches Zeug durchnehmen.
Während die Nerds unseren Lehrer in beschlag nehmen (Ich liebe sie immer mehr) überlege ich, wie ich aus der Sache mit der Sprachreise wieder rauskomme und wie ich Phil eins reindrücken kann.
Bis zum Ende der Stunde bin ich leider auf keinen grünen Zweig gekommen.

Als es endlich zur großen Pause leutet, will ich mich gerade auf meinen abgelegenen Stammplatz begeben, als mir die vielen aufgescheuchten Schüler, die über den Pausenhof rennen, auffallen.
Von den Stellplätzen weiter vorne dringen dumpfe Schreie an mein Ohr.

Mission 3: Erfolgreich!

Zufrieden grinsend laufe ich quer über den Pausenhof und treffe Jaron, Tyson und Mitch an meinem Plätzchen an.
"Hi" werfe ich in die Runde, worauf Jaron mich mit verschränkten Armen mustert:
"Sag mal..... hast du zufällig einen Rachefeldzug ausgeübt?"
Gespielt überrascht schaue ich ihn an:
"Hmmm? Was meinst du?"
Mitch schüttelt ungläubig mit dem Kopf:
"Ich schätze das war eine sehr unkluge Entscheidung! Obwohl es schon lustig ist, wie dieser Typ fast explodiert!"
Das Gebrüll von vorhin wird immer lauter und zwischendrin meine ich, meinen Namen zu hören.

Vermutlich sollte ich jetzt die Kurve kratzen.
Wenn Shane nur ansatzweise so sauer ist, wie er brüllt, hab ich echt schlechte Karten.
Mission 3 war wohl etwas zu Erfolgreich!

Mit einem Blick über meine Schulter sehe ich auch schon den zu Fleisch gewordenen Teufel auf mich zurennen.
Dicht gefolgt von Max und den restlichen Idioten.
"Wenn ihr mich vielleicht entschuldigt! Ich glaube ich sollte mir schonmal ein Loch schaufeln gehen!" mit einem süffisanten Grinsen verlasse ich die drei Jungs und laufe einen Schritt schneller in Richtung Schwimmhalle.

"TANNER! BLEIB STEHEN! ICH SAGS DIR, WENN ICH DICH IN DIE FINGER BEKOMME WIRST DU DIR WÜNSCHEN NIEMALS GEBOREN WORDEN ZU SEIN!"
Ohne Übertreibung kann man sagen, das Shane vor Wut schäumt.
"VIELLEICHT SOLLTEST DU DICH MAL AUF TOLLWUT UNTERSUCHEN LASSEN, SHANE! DAS GEBRÄU UM DEINEN MUND SIEHT ECHT NICHT GESUND AUS!"

Da mein Rucksack mich nur ausbremst, werfe ich ihn in das nächstbeste Gebüsch und nehme meine Füße in die Hände, sprich: Ich lauf um mein Leben!

Wenn der mich jetzt in die Finger bekommt, dann kann Phil die Sprachreise wirklich selber antreten!

So schnell ich kann, renne ich hinter die Schwimmhalle und verkrieche mich in die angrenzende Hecke.
Dort versuche ich mein rasantes Herzklopfen wieder unter Kontrolle zu bekommen und gehe so gut wie Möglich in Deckung.
Ich beobachte die Vollidioten, wie sie die Schwimmhalle umrunden und Shane fast vor Wut ausflippt.

Noch fünf Minuten bis Unterrichtsbeginn, dann kann ich mich hier wieder rausschleichen!

Das knacken hinter mir versetzt mich kurzzeitig in Panik und ich versuche die Ursache zu finden, indem ich mich umdrehe und auf meinen Knien kauernd die Umgebung absuche.
Zu meiner Freude ist keinerlei Gefahr zu erkennen und als ich mich gerade wieder in Sicherheit wiege, packt mich irgendjemand an meinem Fuß und reißt mich aus der Hecke raus.
"Na, wen haben wir denn da?" Max hört sich sichtlich erfreut an.

Oh scheiße!

Aus dem Augenwinkel sehe ich Shane anrauschen und schicke meine letzten Stoßgebete in den Himmel.
"So, Tanner! Dann komm mal schön mit!" Shane's ruhige Stimme lässt mich nichts gutes ahnen.
Ich will gerade aufstehen, da werden meine Füße gepackt und mein Körper schlittert über den Boden.
Shane und Max ziehen mich über diverse Schotter- und Steinböden und ich ahne schon das meine Unterarme und mein Bauch später sehr unansehnlich aussehen werden.

Warum musste ich auch ausgerechnet heute so freizügig rumlaufen....
Vielleicht hätte ich auch einfach nicht so übertreiben sollen!

Meine Haut reißt an diversen Stellen schmerzhaft auf und ich hinterlasse kleine rotgefärbte Spuren auf dem Pausenhof.
"Das wirst du büßen Tanner! Bis in die kleinste Faser deines Körpers! Und du wirst mich um Gnade anflehen, das ich aufhöre!" Shane lacht verächtlich und schleift mich unbeirrt weiter.
Ich kämpfe mittlerweile um meine Fassung, da der Schmerz in meinen Armen und auf meinem Bauch wirklich unerträglich wird.
Nach weiteren qualvollen Metern, werden meine Füße losgelassen und ich muss meine Tränen schleunigst wegatmen, damit die Kerle nicht zu ihrer Genugtuung kommen.

"AUFSTEHEN!" brüllt mich Shane an und tritt mit seinen Schuhspitzen direkt vor meine Nase.
Stöhnend richte ich mich auf und stelle mich so aufrecht wie möglich vor ihn hin.

Max' Augen weiten sich bei meinem Anblick und sein Gesicht verliert etwas an Farbe:
"Shane, vielleicht lässt du es gut sein! Das sieht echt übel aus!"
Ich erspare mir einen Blick auf meine Wunden, denn wenn sie nur annähernd so aussehen, wie sie sich anfühlen... dann Gute Nacht.

Ich schlucke schwer und bin Max das erste Mal im Leben dankbar für seine Anteilnahme.
"Du glaubst doch nicht allen Ernstes, das ich ihr das durchgehen lasse! Vielleicht überlegt sie sich das nächste Mal gleich, mit wem sie sich anlegt!"
Shane packt mein Gesicht und drückt mich mit voller Wucht gegen seine Enduro.
Er presst seine Stirn gegen meine Schläfe und knurrt mich regelrecht an:
"Ich werde mein Schätzchen jetzt mit deinem Gesicht putzen und zwar Millimeter für Millimeter und du wirst deine Schnauze halten und es würdevoll über dich ergehen lassen, verstanden!"
"Du solltest dringend ein Pfefferminz gegen deinen schlechten Atem nehmen! Da wird man ja ohnmächtig!" ich presse diesen Satz zwischen meinen Zähnen hervor und bereue ihn auch sofort wieder.
Er reist meinen Kopf an meinem Haaren hoch und noch kurz bevor er mich anbrüllen kann, höre ich eine Stimme, die ich noch nie so gerne gehört habe, als in diesem Moment.

"SHANE LASSEN SIE SOFORT IHRE FINGER VON ZOEY WEG UND NEHMEN SIE ABSTAND!" der Herr Direktor kommt in einem Affenzahn angerauscht.

Im Schlepptau folgen ihm Herr Pappel, Jaron, Mitch und Tyson.
Vor lauter Schreck lässt mich Shane aprubt los und ich falle mitsamt seiner Maschine, die ich umklammert hatte, seitlich auf den Boden.
Ein lautes Stöhnen entfährt meiner Kehle und ich japse nach Luft.
Jaron und Tyson sind jedoch sofort zur Stelle und entfernen die Enduro von meinem Körper.
Schmerzerfüllt rolle ich mich zusammen und versuche, nicht in einem Heulkrampf unterzugehen.

"Zoey, schauen Sie mich mal an!" Herrn Pappels sorgenerfülltes Gesicht irritiert mich zunehmend und ich will ihm keine weitere Angriffsfläche für das laufende Schuljahr bieten.
Im Hintergrund hört man den Direktor schreien, jedoch folgen keinerlei Antworten auf seine Fragen.
Mit zugekniffenen Augen versichere ich Herrn Pappel, das alles halb so schlimm sei und will mich gerade aufrappeln, da zieht mich jemand in seine Arme und trägt mich über den Pausenhof.
"Was machst du da? Ich kann selber laufen Jaron"
"Ganz bestimmt. Aber genieß doch einfach die kleine Taxifahrt, okay?"

Warum sind die denn alle so besorgt?
Wissen die nicht das Wunden immer schlimmer aussehen als sie sind?
Wobei der Schmerz mich schon starke Selbstbeherrschung kostet.