Part 173

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Ziemlich erholt, öffne ich meine Augen und blinzel den Sonnenstrahlen, die schwach durch das Fenster hereinscheinen, entgegen.
"Ich verstehe nicht, wie man ohne Rollladen überhaupt so lange schlafen kann!?" eine Stimme neben meinem Bett, fährt mir durch Mark und Bein.
"Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken!" Marc sitzt neben meinem Bett und legt die Zeitung auf die Seite, in der er anscheinend bis gerade eben gelesen hat.
"Boah. Mein Herz!" ich halte mir meine Hand auf die Brust und versuche wieder etwas ruhiger zu atmen.
"Lass dich drücken! Wie geht's dir?" Herr Westerhoven lehnt sich über mich und schenkt mir eine vorsichtige Umarmung.
"Ganz okay... denke ich. Und dir?"
"Hahhaa. Mir geht's ganz gut danke! Bei Leo habe ich vorhin auch schon vorbeigeschaut, der war schon wach. Ich bin froh, das alles so glimpflich ausgegangen ist!" sein Gesicht zieht sich zu einer gequälten Grimasse, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnt.
"Musst du mich befragen?" mich wundert es schon seit einer Weile, das noch kein einzigster Polizist bei mir auf der Matte stand.
"Das können wir wann anders machen, jetzt bin ich eigentlich nur für einen normalen Besuch hier!" seine Alltagsklamotten sprechen dafür, das er die Wahrheit sagt.
"Du kannst trotzdem fragen, wenn du willst. Weist du, ich hab gerade nicht so viel zu erzählen.... Wenn du wissen willst, wieviel Streifen im dem Muster der Bettwäsche sind oder wieviele Luftlöcher ich schon in die Decke gestartet habe, kann ich dich etwas unterhalten. Danach hört es aber schon auf!" ich zucke mit den Schultern und seufze laut vor mich hin.
"Hmmm, na gut. Eigentlich müsste ich dich nicht befragen, da Raphael ein Geständniss abgelegt hat. Aber Tom ist der festen Überzeugung, das dieser nur die ausführende Kraft war und die Drahtzieher zwei ganz andere sind. Weist du, ich kenn ihn gut genug um zu wissen, wann er sich in etwas verrennt oder wann er mit seinen Vermutungen richtig liegen könnte. Anfangs dachte ich, er will es einfach nicht wahrhaben... aber... es gibt da meiner Meinung nach lauter Dinge, die nicht zusammenpassen!" Marc rückt mit seinem Stuhl etwas näher an mein Bett und legt seine Hand auf meine:
"Wenn dir das zu viel wird oder du nicht weiter darüber reden willst, dann sag bescheid. Wir können jederzeit aufhören, okay? Ich würde nebenher ein paar Notizen machen, um meinen grauen Zellen nachher wieder auf die Sprünge helfen zu können. Sollen wir starten?"
"Ja, legen wir los. Was willst du wissen?" ich nehme mir vor, Marc alles, aber auch wirklich alles aufs Brot zu schmieren, damit er versteht, warum es nicht nur Raphael gewesen sein kann.
"Ich weis ja sogesehen wie das Verhältniss so zwischen dir und deinem Vater..."
"NENN IHN NICHT SO!.... Sorry, ich mag das nicht. Es ist ganz einfach Martin, okay?" Ich herrsche Marc im ersten Moment böse an, fange mich aber sofort wieder, da er ja auch nichts für die eigentlichen Tatsachen kann.
Der Polizist, der mir erschrocken in die Augen sieht, schluckt einmal schwer und setzt dann mit seinen Worten fort:
"Tut mir leid! Also, Martin und du hattet ja nicht gerade das beste Verhältnis. Ich weis eigentlich schon viel, da ich mit Tom desöfteren darüber geredet habe. Kannst du mir bitte erzählen, was vor und an dem Wochenende passiert ist!"
Ich erzähle sehr ausführlich, wie der Kontakt wieder zustande kam, wie Leo und Sam fast schon vergiftet wurden und was uns in München so alles widerfahren ist. Als ich das mit dem komplett eingerichteten Zimmer erzähle und im gleichen Zug erwähne, das wir hätten im Keller schlafen sollen, kann Marc auch nur schockiert mit dem Kopf schütteln.
Während dem erzählen fällt mir so gut wie alles, bis zu dem Zeitpunkt, als ich mit Tom im Auto telefoniert habe, wieder ein.
"Leo hatte in der Woche zuvor nichts an seinem Auto bemerkt? Das sich jemand an der Türe zu schaffen gemacht hatte, das der Autositz verstellt war, das Kratzer an der Airbagabdeckungen waren.. oder irgendwie sowas?"
"Nein. Zumindest hat er mir gegenüber nichts erwähnt. Vielleicht hat er wirklich nichts gemerkt. Wer rechnet auch mit sowas?  Er würde uns nie wissentlich in Gefahr bringen!" ich versuche Marc's Gesichtszüge zu deuten, doch er macht es mir nicht einfach, da er sein einstudiertes Pokerface aufgesetzt hat.
Marc scheint aufzufallen, das ich ihn mustere:
"Alles Ok?"
"Ja. Ich versuche nur herauszufinden, was du denkst. Du hast gerade wieder deine Cop-Fratze aufgesetzt!" meine Gesichtszüge lockern sich etwas, als Marc leise vor sich hinlacht und sich somit kleine Fältchen um seine Augen bilden:
"Tut mir leid. Das sitzt einfach schon zu tief in mir drin. Sag mir bescheid, wenn ich wieder abdrifte. Ich mach das wirklich nicht mit Absicht!"
"Ich weis. Bei Tom und Stephan hat sich das auch total eingebrannt!" ich deute ihm mit meiner Hand, das er fortfahren kann.
"Okay... Was ich nicht so ganz verstehe, ist, warum er dich JETZT unbedingt haben will. Mir ist klar, das er dein 'du weißt schon' ist, aber es hat ihn die letzten drei Jahre auch nicht gebockt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das er einfach nur seine restliche Zeit mit dir verbringen will, sonst hätte er sich dir gegenüber anders verhalten. Weist du zufällig, wie das mit den Zahlungen für dich läuft? Also, Kindergeld und sogesehen Unterhalt?"
"Ich kann mich noch dunkel daran erinnern von Tom gehört zu haben, dass das Kindergeld regelmäßig an ihn überwiesen wird und er das aber auf ein Sparbuch für mich überweist. Von Unterhalt wüsste ich jetzt nichts. Tom zahlt so weit ich weiß, das meiste aus seiner eigenen Tasche!" ich bin mir nicht mehr ganz so sicher, wie das genau war, aber im Grunde müsste meine Aussage so hinhauen.
"Aha. Deine Mutter ist doch verstorben, oder?" ich bestätige seine Frage mit einem Nicken, weiß aber nicht, worauf das hinauslaufen soll.
"Was ist mit deiner Halbwaisenrente?"
"Meiner was?" mein Gesicht muss mehr als verwirrt aussehen, denn Marc schmunzelt leicht.
"Deiner Halbwaisenrente. Die bekommen Kinder, nach dem Tod der Eltern ausgezahlt. Das Geld wird so lange vom noch lebenden Elternteil verwaltet, bis das Kind Volljährig ist!" Marc scheint überrascht zu sein, das ich darüber nicht bescheid weiß.
"Hmmm. Meinst du, es geht bei der ganzen Sache nur ums Geld?" eigentlich sollte mich nichts mehr aus den Socken hauen, aber schockiert bin ich trotzdem irgendwie.
"Also, wenn man mal so von einem durchschnittlichen Wert ausgeht und wir ca. 200 Euro monatlich berechnen und das praktisch, ab deiner Geburt, dann sind das... boah warte kurz.......38.400 Euro! Ganz stolzes Sümmchen. Ich glaube, da muss ich nochmal mit Tom darüber reden, denn wenn du nichts darüber weißt, ist es fraglich ob du jemals was davon sehen wirst!"

Leben verbocken  -Master Edition-   (ASDS)Where stories live. Discover now