🧑🏻‍🦳Kapitel 3💍

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Summend schraubte ich an der Drohne herum. Die Abdeckung war nur mit vier kleinen Schrauben am Rest des Geräts angemacht. So liess sich der grüne Plastik mit dem Camouflage Muster leicht entfernen.
"Denkst du wir können den Motor aus- und einen besseren einbauen?" Ian sass mir gegenüber und reichte die Werkzeuge, die ich von ihm verlangte.
"Na klar, aber zuerst sollten wir die Propeller anpassen. Wenn sie einen stärkeren Winkel hätten, dann könnte es noch viel schneller fliegen!" Wir bastelten eine Weile daran herum. Ich hatte mich bei Ian entschuldigt, dass ich den Laborbaukasten nicht genutzt hatte. Natürlich war er erst enttäuscht, aber ich hatte ihm erklärt, dass der Actionfilm der an diesem Abend im Fernseher lief, mein absoluter Lieblingsfilm war. Schliesslich hatte er mir die Jugendsünde vergeben. Er versuchte auch immer wieder über mich an Informationen über unser Verschwinden zu gelangen, doch ich erzählte nur, dass ich Akane versprochen hatte, nichts darüber zu sagen. Ihr Freund liess es darauf beruhen. Seither gab er sich extrem Mühe, mit mir klarzukommen. Ich schätzte seine Bemühungen und versuchte mich auch besser mit ihm zu verstehen. Überraschenderweise war er echt in Ordnung.

"Denkst du Misaki würde ja sagen?", murmelte Ian. Sein Blick lag angestrengt auf den beiden kleinen Teilchen in seinen Händen. Sie sollten an den winzigen Seitenflächen zusammengeklebt werden. Während ich den Leim auf den Flächen anbrachte, probierte er seine Hände so still wie möglich zu halten.
"Wozu?", fragte ich naiverweise, sodass mir gleich darauf einfiel, was die Antwort dazu sein würde.
"Wenn ich ihr einen Antrag machen würde..."
"Hmm..." Nachdenklich zog ich die Augenbrauen zusammen. Das war eine gute Frage. Immerhin wusste ich, dass Akane Hisoka liebte. Was sie allerdings für Ian empfand, wusste sie nur selbst. Wir hatten nie darüber gesprochen und sie mochte es nicht, wenn ich in ihren Erinnerungen und Gefühlen herumstöberte. Wie lange waren die beiden jetzt zusammen? 12 Monate? 15? 18? Keine Ahnung.
"Ist vielleicht noch etwas früh...", antwortete ich stellvertretend für meine Meisterin. Aber ich wollte sie nicht durch eine falsche Aussage von mir in die Situation bringen, sich entscheiden zu müssen.
"Okay", Ians gute Laune fiel etwas.
"Momentan sowieso keine gute Idee"
"Wegen dem Notfall meinst du?" Ich nickte leicht, nahm ihm die Teilchen ab und steckte sie an ihren eigentlichen Platz in der Drohne.
"Was ist passiert?" Ich hob eine Augenbraue, blickte in an und seufzte.
"Ich weiss, ich weiss. Du hast Misaki versprochen, nichts zu erzählen. Aber es nimmt mich wunder. War es so schlimm, dass ihr nicht darüber sprechen könnt." Langsam machte er mich wütend. Er hatte keine Ahnung, womit Akane zu kämpfen hatte und noch immer hat. Wie schwer sie von den Dingen loskam, die sie wie verflucht verfolgten.
"Respektier doch einfach den Wunsch, ihre Vergangenheit in Intimsphäre zu halten", motzte ich und schraubte die Abdeckung wieder auf die Drohne.
"Aber zu einem gewissen Grad betrifft es mich ja auch! Ihr seid einfach verschwunden. Nicht einmal ihr Handy hat sie mitgenommen!?"
"Das war ein Versehen! Und ausserdem geht es dich gar nichts an. Akane und ich kommen klar!"
"Natürlich geht mich das etwas an, immerhin... Akane?" Sein Gesicht verstärkte die Verwirrung seiner Stimme. 
"Misaki!? Ich weiss nicht was du wieder hörst! Ich habe definitiv Misaki gesagt", spottete ich, obwohl mir genau bewusst war, was mein Versprecher auslösen könnte. Das war nämlich schon das zweite Mal, dass Ian den Namen hörte, den sie begraben wollte. Der Freund meiner Meisterin seufzte.
"Ich habe keine Lust zu streiten. Mir ist gestern aufgefallen, dass euer Kühlschrank fast leer ist. Ich werde einkaufen gehen."
"Okay, ich komme gleich", antwortete ich und wollte die Drohne in mein Zimmer verräumen.
"Alleine!", meinte Ian nur und trat gleich darauf aus der Türe.

Meine Wut war schnell wie weggeblasen. Die Nase tief in einem fetten Technikmagazin vergraben verschwand eine halbe Tafel Schokolade in meinem Mund. Ich hatte es mir auf dem Bett gemütlich gemacht und fokussierte mich voll und ganz auf den sachlichen Text. Es klopfte an der Türe. Seltsam, ich spürte gar niemanden im Gang. Und Ian konnte es nicht sein, denn der hat einen Schlüssel. Noch bevor ich aufstehen und nachsehen konnte, sprang mit einem leisen Klicken die Tür auf. Sofort war ich in voller Alarmbereitschaft. Den Körper versteckte ich in windeseile unter dem tiefen Bett. Mit minimaler Nen-Nutzung schlich ich so dem Eingang entgegen. Überraschenderweise standen Pakunoda und Machi im Gang. Die beiden sahen sich kurz um. Die Blonde ging dann in Akanes Schlafzimmer, während Machi vor den eingerahmten Karten stehen blieb.
"Tch... Noch offensichtlicher kann sie ihn ja nicht vergöttern", zischte sie abwertend. Ich wollte Pakunoda unauffällig folgen, doch sie kam bereits ins Wohnzimmer zurück. Sie redeten gar nicht miteinander und verliessen das Appartement so still heimlich, wie sie hereingekommen waren. Ich verfolgte die zwei Frauen noch bis vor die Türe, wo sie in ein Auto stiegen und davon rasten.

Ich überlegte kurz, in Akanes Schlafzimmer nachzusehen, aber ich könnte es ihr auch einfach erzählen, wenn sie wieder da war. Also widmete ich mich wieder dem Wechselstrommotor. Ich wurde erneut aus meiner Lektüre gerissen, als das ganze Haus wackelte. Wie viele Leute wollten noch die Treppe hinaufstürmen!? Ich rümpfte die Nase und suchte nach der Zeile, die ich zuvor gelesen hatte. Mit einem lauten Knall flog die Haustüre erneut auf. Genervt von dem Lärm schloss ich das Buch. Doch die vielen Auren machten mich stutzig. Diesmal liess ich den Körper einfach fallen und rannte durch die angelehnte Türe. Bewaffnete Sicherheitsmänner stürmten in alle Räume und sicherten sie.
"Hier liegt ein Junge!", schrie einer durch des Getrampel. Gleich darauf kam er mit meinem Körper im Arm ins Wohnzimmer.
"Er atmet nicht!?" Überfordert blickte ich mich um. Während derjenige, der mich fand versuchte, mich zu reanimieren, durchsuchten die anderen alle Räume. Jede Schublade wurde herausgezogen und bis auf den letzten Inhalt untersucht.
"Ich hab etwas!" Mittlerweile drückten zwei Männer abwechslungsweise auf meine Brust. Sofort stürmten andere in ihr Schlafzimmer.
"Ruft sofort den Boss! Wir haben einen Beweis!" Ich versuchte das ganze Geschehen im Überblick zu halten. Doch es war einfach zuviel.

"Das ist die Wohnung meiner Freundin!", hörte ich Ians laute Stimme vom Eingang her. Er erhaschte einen Blick in den Raum und sah auf der Stelle die beiden Männer, die sich über meinen kleinen Körper beugten.
"Kichiro!? Lassen Sie mich durch!", forderte er sofort und drückte sich am Wachmann vorbei. Diesen Moment fand ich den richtigen, um den Körper wieder zu übernehmen. Ian schubste die beiden Soldaten weg und hob meinen Kopf an. Ich riss die Augen auf und sog tief Luft in meine Lungen.
"Kichiro!? Alles in Ordnung?" Ich stützte mich auf und rieb mir unbeholfen den Hinterkopf.
"Die sind hier einfach eingefallen...", flüsterte ich stimmlos. Wenn ich mich jetzt verriet, war es aus! Ein in blau gekleideter Polizist stellte sich vor uns.
"Sie müssen beide mitkommen! Wir haben einige Fragen an sie."
"Ohne einen Haftbefehl müssen wir gar nichts!", knurrte Ian, eine Hand auf meine Schulter gelegt. Neben den Polizist trat nun ein Detektiv in braunem Mantel.
"Entschuldigen Sie den Überfall, meine Kollegen haben es manchmal etwas eilig. Natürlich müssen sie nicht mitkommen. Wir würden es aber sehr begrüssen. Es dient der Aufklärung eines Verbrechens."
"Ich werde ohne meinen Anwalt keine Aussage machen! Und Kichiro genauso!", wies Ian ihn ab.
"Das ist ihr gutes Recht. Also kommen Sie doch bitte mit-"
"Boss, ich habe hier noch einen seltsamen Ring..." Mein Blick fiel sofort auf das Schmuckstück, in dem ich hauste. Auf der Stelle sprang ich auf und stellte mich vor ihn. Verlangend streckte ich meine Hand danach aus.
"Das ist meiner!" Wütend starrte ich ihn an. Doch er suchte Blickkontakt zu seinem Chef.
"Boss..."
"Geben Sie in ihm. Und dann nehmt die beiden mit." Ich schnappte den Ring aus seiner Hand und wartete auf Ian. Zusammen gingen wir die Treppe hinunter. Wo war Akane da nur wieder hineingeraten!?

Always him... // Hisoka ff HxHWhere stories live. Discover now