⭐️Kapitel 56💧

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Taktischer Rückzug. Ich muss mir jetzt zuerst den Kampf nochmals durch den Kopf gehen lassen. Mit diesem Gedanken stand ich nun schon seit Stunden auf dem Balkon meines Zimmers. Doch viel ergab sich dabei nicht. War er Typ Verstärkung? Immerhin konnte er sich durch die Stärke seines Nens alleine gegen mein Bungee Gum stemmen. Oder Manipulation? Habe ich mir das ganze vielleicht nur eingebildet... Oder Materialisation? Die Sense kam ja aus seiner Aura hervor. Oder gar Spezial? Dann hätte ich es noch schwerer es zu verstehen. Jede Sekunde des Kampfes zog an meinem inneren Auge vorbei. Ich grübelte und grübelte, bis mir der Kopf rauchte und sich ein Pochen bemerkbar machte. Grummelnd schnappte ich mir ein Glas Wasser und leerte es in einem Zug. Leises Klopfen drang von meiner Türe. Ich seufzte. Eigentlich hatte ich gerade keine Lust auf Besuch. Trotzdem öffnete ich. Das konnte ich der Person davor ja auch gleich sagen, dann würde sie es nicht nochmals versuchen. Yoriko blinzelte verwirrt, die Hand noch zum Klopfen gehoben.
"Uhm... Hey", meinte sie und presste scheu die Lippen aufeinander.
"Hi", schnurrte ich zurück. Gerade in diesem Moment hatte ich mich umentschieden. Offensichtlich hatte sie das heutige Training hinter sich gebracht. Denn sie stand mit nassen Haaren vor mir. Dazu trug sie ein enges Top und ein cooles Oversize-Hemd darüber, dessen karierte Brauntöne sich gut mit ihren kupferfarbenen Haaren machten.
"Hast du kurz Zeit für mich?", fragte sie, ohne mir dabei in die Augen zu sehen. Dafür war ihr Blick auf meine Verletzung gerichtet. Ich trat einen Schritt zurück und schloss die Türe hinter ihr. Unsicher blieb Yoriko mitten im Raum stehen.
"Setz dich einfach irgendwo hin", forderte ich sie freundlich auf. Ich sah ihr an, dass sie sich gerne umgesehen hätte. Dennoch hielt sie ihren Blick starr zwischen dem geöffneten Balkonfenster und mir.
"Balkon?" Mit einer Handgeste wies ich nach draussen. Yori nahm das Angebot an.
"Wie geht es dir?"
"Ganz gut", grinste ich. Die Hübsche kaufte es mir zwar nicht ab, entschied sich aber, nicht weiter nachzufragen.
"Tut mir leid. Sensei kann sehr stur sein..." Leicht zögerlich sah sie mir in die Augen. In der letzten Abendsonne konnte ich einen Schimmer an Braun in ihren Iriden wahrnehmen. Auch sonst sah ihr Gesicht reizvoll aus. Eines das ich sehr gerne einmal unter mir hätte, die Stirn in erregte Falten gezogen und den Mund in einem stillen Stöhnen geöffnet.
"Macht doch nichts. Sein Training, seine Regeln. Und wie geht es dir?" Yori schenkte mir ein müdes Lächeln.
"Ganz in Ordnung." Auch das war eine Lüge. Unbewusst wanderte ihre Hand an die Schulter und massierte sie träge. Aber da sie mich nicht weiter danach fragte, tat ich es ebenso.
"Du warst bewusstlos..."
"Stimmt schon." Ihre Augen richteten sich in die Ferne.
"Und ihr seid ins Nichts verschwunden!" Ich versuchte meine Neugier etwas zu verstecken, aber es schien nicht ganz so gut zu funktionieren, wie ich es gerne gehabt hätte.
"Ich erklär es dir ein anderes Mal... Versprochen", gähnte die Hübsche. Danach schob sie den Fokus unserer Unterhaltung auf ein anderes allgtäglicheres Thema.

"-Darum habe ich mich dazu entschieden, den Zirkus zu verlassen und die Welt alleine unsicher zu machen", schloss ich meine Erzählung.
"Soso!" Yoriko kratzte sich am Kinn und starrte konzentriert auf die Karten in ihrer Hand.
"Und seither gehst du einfach dahin wo du willst...", folgerte sie, während eine rote Sechs ihren Weg auf den aufgedeckten Stapel fand.
"Exakt!", bestätigte ich. Aus den Boxen drang gerade ein neues Lied.
"Diesen Song mag ich nicht...", murmelte die Hübsche und wandte sich meinem Handy zu. Nach langer Diskussion hatten wir Schere-Stein-Papier entscheiden lassen, wem die Herrschaft über die Musik zuteil wurde. Sieben Unentschieden später gewann ich schliesslich mit Schere gegen Papier. Yoriko fluchte noch eine Weile vor sich her, weshalb ich ihr gütigerweise erlaubte, auszusuchen, welchen Titel wir uns anhörten. Obwohl sie verloren hatte, stimmte die Hübsche einem anderen Spiel zu. Unschlüssig scrollte sie durch meine Playlist. Ich nutzte diese Zeit und tauschte geschickt zwei Karten aus. Die Augen eng zusammengekniffen und die Lippen gespitzt zuckten ihre Pupillen über die Titelnamen. Schliesslich fand sie ein Lied, das ihr gefiel. Nun besser gelaunt bewegte sie ihren Kopf rhytmisch zum Bass des Songs.
"Uno", sagte ich und legte meine zweitletzte Karte ab.
"Du schummelst!" Yoriko hatte nichtmal aufgesehen und trotzdem bemerkt, dass ich gemogelt hatte?
"Aber ich werde dich dennoch besiegen." Ein teuflisches Grinsen schlich sich auf die blassen Lippen. So legte sie eine +4. 
"Ich wünsche mir blau!" Triumphierend lächelte Yori mir entgegen. Ich leckte mir über die Lippen. Den Augenkontakt haltend nahm ich eine Karte nach der anderen auf.
"Noch zwei!", befahl sie, erwiderte den Blick dominant.
"Du hast geschummelt!", erklärte sie, als wäre das selbstverständlich. Locker fuhr Yoriko sich durch die angetrockneten Haare. Amüsiert schnaubend schnappte ich mir weitere Karten.

Always him... // Hisoka ff HxHWhere stories live. Discover now