Kapitel 19

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Die Vibration meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Ich war tatsächlich weggedöst. Ich kannte die Nummer nicht, akzeptierte den Anruf trotzdem.
"Misaki am Apparat."
"Miss Chiura, wir haben ihren Jungen gefunden", hörte ich Detektiv Ippeis Stimme durch den Hörer. Meine Augen weiteten sich.
"Wirklich?" Die Worte waren kaum ein Hauch.
"Ja. Und es geht ihm gut". Ich atmete beruhigt aus. Zum Glück hatte ich Jin befohlen, einen Teil seines Bewusstseins Zuhause zu lassen.
"Ich bin auf dem Weg, vielen Dank." Ich legte auf. Der transparente Junge lächelte mich an. Er hatte mitgehört und war dem Anschien nach ebenfalls erleichtert. Vom Park war es eine halbe Stunde zu Fuss. Aber da ich den ganzen Weg rannte, brauchte ich nur die Hälfte davon. Kaum stürmte ich durch die Türe, zog ich meinen Kleinen in eine feste Umarmung. Vor ihn hinhockend nahm ich vorsichtig sein Gesicht in meine Hände. Tränen liessen meine Sicht verschwimmen.
"Haben sie dir etwas angetan? Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen? Sollen wir zum Arzt?" Obwohl Jin sogesehen nie wirklich weg war, war ich heilfroh, dass sein Körper zurück war. Der Grauhaarige schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und schüttelte den Kopf.
"Mir geht es gut. Sie haben mir nur Schlafmittel verabreicht." Ich nickte unbeholfen. Im Wissen, dass es eine Lüge war, spielte ich mit. Dann wandte ich mich an Ippei. Der Alte beobachtete unser Wiedersehen mit einem bescheidenen Lächeln.
"Wie ist er zurückgekommen?"
"Eine Streife hat ihn aufgegriffen, in der Altstadt am Flussufer. In der Nähe der alten Kirche", klärte er mich auf. Mein Blick fiel auf den Jungen. Er hob entschuldigend die Hände.
"Ich bin erst hier wieder zu Bewusstsein gekommen." Detektiv Ippei erhob sich vom Sofa. Den Mantel schwungvoll anziehend, verkündete er sein Abgang.
"Sie sollten sich jetzt beide ein wenig ausruhen. Das war eine lange Nacht. Dazu sollte ich Umon noch von den neuesten Erkenntnissen berichten", meinte er.
"Vielen Dank nochmals." Ich begleitete ihn zur Türe. Mit einem breiten Lächeln trat er in den Gang hinaus.
"Wir werden die Kidnapper schon noch finden. Ihre Beschreibung war einwandfrei." So verabschiedeten wir uns. Ich winkte ihm zu, bis seine Gestalt im Lift verschwand.

Geschafft liess ich mich auf das weiche Sofa fallen.
"Erzähl...", forderte ich den Kleinen auf, der sich auf den Sessel setzte.
"Okay also... Wo soll ich anfangen... Ippei hat sich kaum bewegt, er hat eine Weile die Dekorationen betrachtet, aber ohne Schubladen oder sonst etwas zu öffnen. Er sass ganz lange einfach so da und starrte aus dem Fenster. Während der ganzen Zeit hat er nicht ein Mal sein Nen benutzt. Keine Telefonate geführt ausser eines mit Umon, nachdem du gegangen warst und das mit dir. Dann-"
"Worüber hat er mit Umon geredet?", unterbrach ich ihn.
"Nur darüber, dass du zugestimmt hast und er für ihn ebenfalls erreichbar sei. Auch falls andere Polizisten etwas von ihm benötigten, würde er Auskunft geben." Ich nickte.
"Übrigens will ich, dass du ab jetzt immer den Ring mit dir herumträgst. So werden wir zwar getrennt, aber dann können wir dich schneller wieder finden. So wie bei der Polizei..."
"Natürlich, wie ihr wünscht Meister!"
"Sonst noch etwas, das ich wissen müsste?" Der Junge dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. Ich breitete meine Arme aus. Jin verstand und warf sich in meine Umarmung.
"Ich habe deine Gestalt schon vermisst. Wen soll ich denn sonst knuddeln?", fragte ich schelmisch und begann ihn auszukitzeln.

Seufzend schloss ich die Türe zu meinem Appartement auf. Das Vorstellungsgespräch war alles andere als gut gelaufen. Den Job konnte ich mir abschminken. Um die Gedanken zu vertreiben lenkte ich mich mit Hausarbeiten ab. Zuerst saugte ich die ganze Wohnung, putzte die Fenster und das Bad. Schliesslich kümmerte ich mich um die Dreckwäsche. In Jins Zimmer lag ein riesiger stinkiger Haufen davon. Kopfschüttelnd warf ich den ganzen Stapel in den Wäschekorb. Erinnerung an mich: Jin sagen, dass er seine Wäsche unbedingt öfter waschen lassen soll. Meine schmiss ich oben drauf. Mit der Kleidung und dem Waschmittel bewaffnet begab ich mich in den Keller. Vier gemeinnützige Maschinen türmten sich in einem Abteil. Drei von ihnen brummten in angenehm tiefem Ton. Die letzte wurde gerade von mir befüllt. Wie ich es mir gewohnt war, checkte ich alle Hosentaschen nach Kleingeld und Taschentücher. In meiner fand ich erstaunlicherweise sogar noch 500 Jenny. Breit Grinsend stopfte ich den Schein in meine Hosentasche. Wahrscheinlich ging das schon die ganze Zeit so. Jedes Mal, wenn ich beim Waschen Geld fand, beförderte ich es in eine neue Tasche, die ich bei der nächsten Wäsche wieder fand. In meinen anderen fand ich leider nichts mehr. So kümmerte ich mich um die meines Kleinen. Wirklich klein war er ja nicht mehr. Denn Jin bestand darauf, dass er jetzt mit 13 Jahren einen Wachstumsschub haben musste. Also hatte ich seinen Körper um die gewünschten acht Zentimeter vergrössert.

Always him... // Hisoka ff HxHWhere stories live. Discover now