10. Mai, 18:50 Uhr: Evan

962 56 0
                                    

Erstes Date.

Diese beiden Worte hielten mich gefangen, als ich durch die South Station ging, die MBTA-Haltestelle, die dem Mastro's Ocean Club am nächsten lag.

Die Fußgänger waren damit beschäftigt, ihre komplizierten Wege zwischen den Greyhound-Terminals, den Treppen, die unter die Erde führten, und den Ausgängen in die Stadt zurückzulegen.

Wer wusste schon, wie viele von ihnen auf dem Weg zu einem ersten Date waren?

Über der Menge erregten fette Buchstaben in grellem Orange und Blau meine Aufmerksamkeit. Dunkin Donuts, stand da. Mir war nicht bewusst, dass es diese Marke in der Stadt so häufig gab. Sie warben an jeder Ecke für ihre Kohlenhydrate und taten ihr Bestes, um mich zu einem Süchtigen zu machen.

Ich hätte Venus einladen sollen, ein paar Donuts zu essen.

Würde sie den mit Puderzucker mögen?

Ich schüttelte den Kopf. Dunkin Donuts hätte Zahnspange vielleicht ein schiefes Lächeln entlockt, aber es wäre wohl kaum die klügste Wahl für ein erstes Date mit Venus.

Mein erstes erstes Date seit Helen.

Mit Venus ausgehen. Die Worte hatten etwas für sich. War Venus nicht der Planet mit dem Ring? Oder war das Saturn?

Ein Ring — und nicht der mit Diamanten besetzte, den Zahnspange trug.

War Zahnspange eine Frau, die man mit kostbaren Juwelen kaufen konnte? Sie sah nicht danach aus. Aber Herr Marmor-Kiefer schien der Typ zu sein, der ein Mädchen mit Geld in seine seidenen Laken locken würde. Vielleicht fand sie also Macho-Männer attraktiv.

Wen interessierte das? Die beiden konnten sich in ihren Laken wälzen, so viel sie wollten. Sie gingen mich nichts an.

Venus schon.

Und Venus war eine Mastro's Ocean Club Dame, kein Dunkin Donuts Mädchen. Und wenn sie Mastro's wollte, würde sie Mastro's bekommen. Auch wenn es mehr als eine Meile Fußweg von der nächsten MBTA-Station entfernt war und vielleicht kein besseres Dessert als einen Donut mit Puderzucker anbot.

Und selbst wenn Mastro's etwas gegen den Smiley auf meiner Krawatte hätte.

Immerhin war Seaport einer der wenigen Stadtteile, die man zu Fuß durchqueren konnte, ohne sich wie ein Idiot zu fühlen. Es gab anständige Bürgersteige, Parks und Restaurants.

Als ich aus dem Bahnhofsgebäude trat und in die Abendsonne blinzelte, klingelte mein Telefon.

War es Venus, die es sich anders überlegt hatte?

Nein, es war Helen.

Neugierig nahm ich den Anruf entgegen. „Ja, was gibt es?"

„Hey, ich bin's, Helen."

Ihre Stimme hatte heute einen freundlichen Klang. Die Art von Klang, mit der sie Köder zu fangen pflegte.

„Ja?" Ich formulierte das Wort vorsichtig und hielt in der Summer Street an, um darauf zu warten, dass die Ampel den endlosen Strom von Autos zum Stillstand brachte.

„Ich... Es ist sehr laut in der Leitung. Kannst Du mich hören?"

„Kein Problem, ich höre Dich gut. Das ist nur der Verkehrslärm."

Das Ampelmännchen wurde grün, und ich ging hinüber.

„Du bist in der Stadt unterwegs?", fragte sie. „Gehst du aus?"

„Ja, ich bin heute Abend in Seaport." Es war ein schönes Gefühl, ihr diese Nachricht zu überbringen. Ausnahmsweise genoss ich mal wieder die Vorzüge des Singledaseins.

Der Letzte Zug | The Wattys2023 Winner ✔️Where stories live. Discover now