Kapitel 2

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Geweckt wurde der Soldat von den dröhnenden Schritten, die immer lauter wurden und einen Gast in der Zelle ankündigten. Das kleine Mädchen saß gegenüber von ihm und schaute ihn mit einem durchdringenden Blick an. Er spürte noch ihre Wärme an seinem Körper. Sie musste erst kürzlich von seiner Seite gewichen sein. Sie schien intelligent genug zu sein, um zu wissen, das es sich nicht gut machte wenn sie zusammen einschliefen und dabei erwischt wurden. Gefühle waren ein absolutes Verbot, genauso wie eigene Gedanken oder das Hinterfragen von irgendwas.

Rumlow betrat mit bestimmten Schritten den Raum. Er hatte eine dicke Peitsche in der Hand. Der Winter Soldier wusste sofort was das zu bedeuten hatte, Unterwerfung. "Dann wollen wir einmal sehen, wie viel Schmerzen unser neuer Assasin aushält", sprach Rumlow in einem ruhigen, selbstverständlichen Ton. Er öffnete die Zelle und schwang sofort seine Peitsche in die Luft. Der Soldat durfte sich nichts anmerken lassen, obwohl er bei jedem Geräusch, wenn die Peitsche das kleine, unschuldige Wesen traf, gerne zusammengezuckt hätte. Nach einer Weile lag das Kind zusammengebrochen und blutüberströmt auf dem Boden. Nichts weiter als ein kleiner wimmernder Haufen. "Mach dich bereit Soldat, es geht heute Nachmittag auf eine neue Mission. Schon bald wirst du nicht mehr alleine sein und mit ihr zusammenarbeiten", mit einer kurzen Geste in Richtung des kleinen Häufchens in einer Ecke des Raumes verschwand Rumlow aus der Tür. Die Zelle war schwach beleuchtet, einzig und alleine durch das kleine, durch Gitterstäbe verriegelte Loch in der Mauer.

Der Winter Soldier wartete bis sich die Schritte aus seiner Hörweite entfernt hatten. Vorsichtig ging er zu dem kleinen Mädchen, welche zusammengekauert in der Ecke lag, hin. Einzig und alleine ihr schneller und flacher Atem zeugten noch davon, das sie am Leben war. Er legte seine Hand auf ihren Oberkörper und sie zuckte zusammen. Vorsichtig nahm er sie in den Arm und war für sie da. "Warum tue ich das? Warum habe ich das Gefühl ich müsste mich um dich kümmern?", flüsterte der langhaarige zu sich selbst. Langsam beruhigte sich der Atem der Kleinen und sie löste sich etwas vom Soldaten. Sie sagte kein Wort und schaute ihn einfach an. Sie konnte nicht älter als 4 Jahre sein. Das Mädchen streckte langsam ihre Hand aus und berührte das Gesicht des anderen vorsichtig. Er hatte lange keine Nähe zu einem Menschen gespürt, nicht nur weil es verboten war bei Hydra, auch weil er sich nicht erinnern konnte, was davor gewesen war. Er zuckte leicht zurück, doch dann lies er es einfach geschehen. Dieses Kind hatte etwas besonderes an sich. Etwas, das er sich selbst nicht erklären konnte, etwas das ihn Emotionen fühlen lies, von denen er vergessen hatte, das sie überhaupt existierten. Ein paar Stunden lang schauten die beiden sich an und genossen die Nähe des anderen.

Die Schritte kamen immer näher und es war mehr als nur eine Person die unterwegs war. Das kleine Mädchen löste sich augenblicklich von dem Soldaten und setzte sich weit weg von ihm in eine Ecke. Sie schien zu verstehen, das keiner erfahren durfte, das die beiden sich so nahe gekommen waren. Die Tür wurde nur wenige Momente später aufgerissen und Hydraagenten betraten den Raum. "Mitkommen Soldat!", sagte einer von ihnen in einem bestimmten Ton. Wie ferngesteuert stand der Winter Soldier auf und folgte den Agenten aus der Zelle. Ein letztes Mal schaute er zu dem kleinen Mädchen in der Ecke. Ihre Blicke trafen sich und ihre Augen strahlten etwas aus, das sich wie ein "viel Glück" anfühlte. Sein letzter Gedanke, bevor er sie aus den Augen verlor war, das er hoffte, das sie in Sicherheit war, das sie sie in Ruhe lassen würden und ihr nicht noch mehr Schmerzen zufügen würden.

Der Winter Soldier und der Schatten (Band 1/2)Where stories live. Discover now