Kapitel 3

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Mein ganzer Körper war angespannt. Ich war aufmerksam und nahm jede kleine Bewegung in meinem Umfeld war. Diese Mission unterschied sich nicht sonderlich von den anderen, es gab Zielpersonen, die ich töten musste. Ich schlich mich wie üblich unbemerkt ins Haus und erfasste die 3 Zielpersonen, die gemütlich im Wohnzimmer saßen und Karten spielten. Ich zog meine Waffe und zielte. Ohne zu zögern verpasste ich der 1. Zielperson einen Kopfschuss. Die anderen beiden Männer flüchteten sofort in einen Nebenraum. Mit schweren, beabsichtigt lauten Schritten folgte ich ihnen. Es war eine luxuriös eingerichtete Küche. Der laute Atem, der die Luft erfüllte, verriet mir, das sie sich hinter der Küchenzeile versteckten. Ohne nachzudenken sprang ich auf die Kücheninsel und feuerte zwei Schüsse ab, die ihr Ziel nicht verfehlten.

Ich drehte mich um, um zurück zur Hydra-Basis zu gehen. Ich musste den Missionsbericht überbringen. Gerade als ich die Haustüre überschritt hörte ich einen Schrei. Es war der Schrei eines Kindes. Ich drehte mich um und durchsuchte das Haus. In einer kleinen Abstellkammer, in der selben Etage entdeckte ich eine Frau mit zwei kleinen Mädchen im Arm. Die Kinder weinten und der Frau stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Sie hatte keine Angst um sich selbst, sie hatte Angst um ihre Töchter. Ich zögerte, entgegen meines Befehls, alle Zeugen oder Angehörige ebenfalls auf der Stelle zu töten. Ich machte ein paar Schritte zurück und schaute das verängstigte Trio an. Ich musste sofort an das kleine Mädchen aus meiner Zelle denken. Ich hatte noch nie gezögert oder nachgedacht, wenn ich eine Mission oder Befehle ausführte. Doch dieses mal war es anders, es war, als hätte ich plötzlich ein eigenes Gewissen, das selbstständig dachte. In dem Moment in dem ich zögerte zog die Frau eine Waffe und schoss mir in meine rechte Schulter. Benommen fiel ich zu Boden und für einen Moment war ich wie benebelt. Mein hartes Training machte sich bezahlt und ich war schnell wieder klar im Kopf. Meine Instinkte und die Gewohnheit ließen mich meine kleine Sturmwaffe auf meinem Rücken ziehen. Ohne großartig Zielen zu müssen schoss ich und traf die Frau und ihre zwei Töchter, die gerade flüchten wollten. Noch während des Kugelhagels schlugen ihre Körper auf dem Marmorboden auf. Das Geräusch ließ mich zusammenzucken und ich spürte eine Träne meine Wange herunterlaufen. Was war mit mir los? Ich zögerte nie oder weinte wenn ich tötete, selbst wenn es um Kinder ging. Irgendetwas stimmte nicht.

Zurück in der Basis kam Pierce, gefolgt von Rumlow in den Untersuchungsraum. "Missionsbericht Soldat". Die Wörter kamen nur verschwommen bei mir an und ich konnte sie keinem Anwesenden zuordnen. Eine Ohrfeige brachte mich ins Hier und Jetzt zurück. Damit bemerkte ich den pochenden Schmerz in meiner Schulter erneut, sie war noch nicht versorgt. Pierce schaute mich mit einem durchdringenden, dominanten Blick an: "Missionsbericht, sofort!" Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen berichtete ich: "Die drei Zielpersonen wurden problemlos ausgeschaltet. Einer mit einem Kopfschuss im Wohnzimmer. Die zwei anderen in der Küche, ebenfalls mit jeweils einem Kopfschuss. Weitere Zeugen wurden beseitigt, eine Frau und zwei kleine Kinder, weiblich. Sie versteckten sich in einer Abstellkammer in der selben Etage, zwei Räume entfernt vom Wohnzimmer." "Wie kam es zu der Schussverletzung?", wollte Rumlow fordernd wissen. "Die Frau wollte ihre Töchter beschützen und zog eine Waffe während ich sie in der Kammer fand." Nun meldete sich Pierce erneut zu Wort: " Hast du gezögert als du die Frau und die Kinder fandest Soldat?" Automatisch brach ich den Blickkontakt ab und schaute zu Boden.

Ein harter Schlag traf mich, der mein Gesicht gegen eine Maschine neben mir schleuderte. Das hatte als Antwort gereicht. Sofort merkte ich eine warme Flüssigkeit, die mir die Schläfe herunterlief, mein Blut. "Bringt ihn in seine Zelle und lasst die Verletzungen unbehandelt", ordnete Pierce, mit einem zustimmenden Nicken von Rumlow an. Einer der Ärzte meldete sich mit einer zitternden Stimme zu Wort: "Bei allem Respekt Sir, wenn wir die Wunden unbehandelt lassen, könnte die Bewegung seiner rechten Schulter dauerhaft eingeschränkt sein. Zudem könnte er durch den Schlag und die dadurch entstandene Platzwunde eine Gehirnerschütterung erlitten haben, die wir überwachen müssen." "Ich wiederhole mich nicht noch einmal, bringt ihn in seine Zelle und lasst die Wunden unbehandelt. Vielleicht lernt der Soldat, beim nächsten Mal nicht zu zögern!", fuhr Pierce den Arzt mit fester Stimme an und ließ diesen verdutzt im Raum zurück.

Der Winter Soldier und der Schatten (Band 1/2)Where stories live. Discover now