Kapitel 20 - Das neue Schuljahr

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[Ava]

Das zweite Schuljahr begann, noch ehe Ava sich wieder daran gewöhnt hatte, in Hogwarts zu sein. Der Unterricht am ersten Schultag startete direkt mit einer Doppelstunde Verwandlung bei der strengen Professorin Clark, die die Hufflepuffs gemeinsam mit den Gryffindors hatten.

Ava bemerkte mit Verdruss, dass die Sommerferien ihren Kopf wie leergefegt hatten. Obwohl sie sich sicher war, dass sie den Zauberspruch, der Käfer in Knöpfe verwandelte, schon einmal gewusst hatte, wollte er ihr partout nicht einfallen und als Professor Clark sie danach fragte, druckste sie nur herum und konnte dann doch keine Antwort geben. Besonders ärgerte sie, dass die Professorin ihr dafür doch tatsächlich einen Punkt für das Haus Hufflepuff abzog.

»Das ist unfair«, murmelte sie Fred zu, der neben ihr saß. »Ich bin noch nicht mal vierundzwanzig Stunden hier und schon wird mir ein Hauspunkt weggenommen. Darf sie das überhaupt?«

Doch Fred zuckte nur mit den Schultern, darum bemüht, möglichst aufmerksam zu schauen, um nicht selbst Punktabzug zu riskieren.

Nach der Verwandlungsstunde gingen die Hufflepuffs hoch in den dritten Stock, wo sie gemeinsam mit den Slytherins Zauberkunst haben würden. Ava setzte sich mit Leenie an einen Tisch nahe dem Fenster und hielt auf der anderen Seite von sich einen Platz für Nathanael frei. Der kam wenige Minuten später gemeinsam mit den anderen aus seinem Haus ins Klassenzimmer, außer Atem und die Hände und Umhänge voll von Erde – offensichtlich hatten sie in den Gewächshäusern Kräuterkundeunterricht gehabt.

»Wir waren heute das erste Mal in Gewächshaus drei«, erzählte er atemlos, während er sich und seine Kleidung wieder sauber zauberte – jedenfalls versuchte er das. Der Spruch schien ihm nicht recht zu gelingen, sodass er schließlich verärgert seinen Zauberstab beiseitelegte und selbst den Schmutz von seinem Umhang klopfte. »Irre, was da für Pflanzen stehen«, fuhr er fort. »Viel Gefährlichere als in Gewächshaus eins und zwei. Kennst du die Venemosa Tentacula

Doch ehe Ava antworten konnte, betrat Professor Flitwick das Klassenzimmer. Ava warf noch einen schnellen Seitenblick auf Nathanael – er wirkte erschöpft und müde und sie fragte sich, ob das nur am Kräuterkundeunterricht lag. »Wo ist eigentlich Lyra?«, flüsterte sie ihm zu, nachdem sie ihren Blick über die anderen Slytherins hatte schweifen lassen und sie dabei nirgendwo entdecken konnte.

»Das fragen wir uns auch«, erwiderte Nathanael mit zusammengekniffenen Lippen und Ava konnte in seinen Augen sehen, dass er sich Sorgen machte.

Lyra tauchte die ganze nächste Woche nicht auf. Am Freitag ging Nathanael nach der Verwandlungsstunde sogar zu Professor Clark, der Hauslehrerin von Slytherin, um sie zu fragen, was mit seiner Freundin los sei.

»Sie hat nur gesagt, sie wisse nicht, was mich die Belange von Miss Morrison angehen und ich solle lieber lernen, meine Zauber richtig auszuführen«, erzählte Nathanael trübsinnig, während die vier Freunde am Ufer des großen Sees saßen und Zauberschnippschnapp spielten.

Es stimmte, dass Nathanael seit Schuljahresbeginn ein paar Schwierigkeiten mit dem Zaubern hatte. Obwohl er die Sommerferien über viel gelernt und im letzten Jahr in vielen Fächern zu den Besten gehört hatte, schien nun etwas nicht zu stimmen. Nathanael sagte immer wieder, er hätte das Gefühl, sein Zauberstab würde nicht mehr richtig mitarbeiten. Doch Ava glaubte, dass das Problem wohl eher daran lag, dass der Slytherin den Kopf so voll von anderen Dingen hatte – wie eben dem Fehlen von Lyra.

»Versuch, dir nicht zu viele Gedanken zu machen«, riet Fred, während er die Karten neu mischte, »sie ist bestimmt nur noch im Urlaub oder so. Wahrscheinlich kommt sie nächste Woche braungebrannt wieder und erzählt dir von ihren Abenteuern in Australien.« Der Kartenstapel in seiner Hand explodierte. Ava, Zoe und Nathanael lachten, während Fred sich die verbrannten Finger rieb und verärgert die Karten wieder aufsammelte. Er sollte nicht recht behalten.

Haus und VorurteilWhere stories live. Discover now