Kapitel 8 - Die jüngste Sucherin des Jahrhunderts

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[Ava]


Ava brauchte nicht lange, um herauszufinden, wer der Quidditchkapitän der Hufflepuffs war. Nach dem Flugunterricht am Montag war sie sich umso sicherer, dass sie unbedingt in die Hausmannschaft wollte. Zoe war nicht sehr begeistert gewesen, aber Ava hatte den Wind in den Haaren und die Geschwindigkeit, mit der sie durch die Luft raste, vermisst.

Ein Mädchen aus der dritten Klasse zeigte ihr schließlich Marlin Cattermole, einen drahtigen Fünftklässler, der mit einigen seiner Freunde in einer Sitzgruppe am Kamin im Gemeinschaftsraum saß. Ava warf ihre Haare zurück, straffte die Schultern und ging starken Schrittes auf die älteren Schüler zu.

»Hi«, sagte sie, als sie einen halben Meter von ihnen entfernt stehen blieb. »Hi«, wiederholte sie noch einmal und begann zu lächeln, als die Schüler aufsahen. »Du bist Marlin, oder?«, fragte sie und wandte sich an den großen, rotblonden Hufflepuff, der überrascht aufsah.

»Ja«, erwiderte er irritiert. »Wieso?«

»Ich bin Ava«, stellte sie sich vor. »Und ich möchte in die Quidditchhausmannschaft.«

»Okay.« Marlin runzelte die Stirn. »Dann komm doch einfach zu den Auswahlspielen am Samstag.«

Eins der Mädchen, das mit ihm am Feuer saß, stieß ihn an. »Das ist eine Erstklässlerin, Marlin.«

»Oh«, machte der Fünftklässler. »Ach so.«

Bevor er weitersprechen konnte, unterbrach Ava ihn: »Ich weiß, Erstklässler kommen normalerweise nicht in die Hausmannschaften. Ist ja auch logisch, den meisten fehlt einfach die Erfahrung. Aber es gibt Ausnahmen. Harry Potter zum Beispiel hat auch schon als Erstklässler für sein Haus gespielt. Und klar, ich bin nicht Harry Potter, darauf will ich auch gar nicht hinaus, aber ich finde, dass ich die Chance verdient habe, zu beweisen, dass ich eine gute Quidditchspielerin bin. Ich spiele schon seit Ewigkeiten als Sucherin, ich bin klein, leicht und schnell. Und du musst zugeben, dass gerade die Position des Suchers sich perfekt für jüngere Schüler eignet, da sie eben kleiner und wendiger sind. Und willst du wirklich die Chance verpassen, dieses Jahr vielleicht mal wieder den Quidditchpokal zu gewinnen? Das habt ihr immerhin seit fünf Jahren nicht mehr geschafft - ja, ich war im Pokalzimmer. Und die wechselnden Besetzungen der Sucherposition der letzten Jahre zeigt, dass anscheinend kein Sucher wirklich zufriedenstellend war. Also warum nicht mir einfach eine Chance geben?«

Einen Augenblick lang sahen Marlin und die anderen Schüler Ava einfach nur sprachlos an.

»Du hast gut recherchiert«, stellte Marlin schließlich fest und schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln, das sie stolz erwiderte.

»Danke.«

»Pass auf, du kannst zu den Auswahlspielen kommen. Wenn du wirklich so gut bist, wie du sagst, sehen wir danach weiter.«

Ava strahlte, ehe sie kurz stockte. »Ich kann doch für die Auswahlspiele bestimmt einen von den Schulbesen nehmen, oder?«

»Ja, das müsste kein Problem sein.«

Ava entging nicht, dass Marlin immer noch nicht gänzlich überzeugt wirkte. Aber das machte nichts, sie würde ihm schon beweisen, dass sie den Versuch wert war.


Am Samstagmorgen erwachte sie früher als alle anderen in ihrem Schlafsaal. Draußen war es noch dunkel, und nur die ersten Lichter der Dämmerung drangen durch die halbrunden Fenster in den Schlafsaal. Aber Ava war hellwach. Die ganze Nacht hatte sie von haarsträubenden Besenmanövern und Quidditchspielern in kanariengelben Umhängen geträumt und nun, wo sie wach war, konnte sie die Auswahlspiele kaum erwarten. Hugo, dem sie in ihrer Nachttischschublade ein froschtaugliches Lager aus Moos und einer Schale Wasser hergerichtet hatte, blinzelte sie verschlafen mit seinen großen, gelben Augen an, und sie tippte ihm sanft einmal auf den Kopf, ehe sie aus dem Bett sprang und sich anzog. Sie war so aufgeregt, dass ihr ganzer Körper zu beben schien, und während sie sich auf den Weg zum Frühstück machte, ging sie im Kopf alle möglichen Flugeinlagen durch.

Haus und VorurteilTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang