Kapitel 21 - Ein fallender Stein

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[Fred]


Es war seltsam, Zweitklässler zu sein. Fred war froh, dass sie nun nicht mehr die Jüngsten der Schule waren und doch wurden sie von den älteren Schülern immer noch so behandelt. So wurde beispielsweise immer noch von ihnen erwartet, dass sie sich nach dem Abendessen in ihren Gemeinschaftsräumen aufhielten, die spätere Sperrstunde, so erklärten es ihnen die Vertrauensschüler, galt erst ab dem dritten Schuljahr.

So war es für die vier Freunde, wie im letzten Jahr auch, schwer, Zeit miteinander zu verbringen. Wie bereits im Vorjahr verbrachte Ava einen Großteil der Nachmittage auf dem Quidditchfeld. Marlin Cattermole zog das Pensum des Trainings immer weiter an, fest entschlossen, dieses Jahr den Quidditchpokal nach Hufflepuff zu holen. Nachmittag um Nachmittag verbrachte die Mannschaft nun auf dem zusehends schlammiger werdenden Spielfeld und Ava fand kaum noch genügend Zeit, um bei ihren Freunden zu sein.

Doch wenn Fred ehrlich war, war ihm das im Augenblick sogar ganz recht. Er schämte sich dafür und doch war er fast ein wenig wütend auf Ava. Wütend, weil sie es bereits im ersten Jahr in die Hausmannschaft geschafft hatte und er nicht einmal jetzt. Eifersüchtig, dass sie auf dem Quidditchfeld trainieren und Manöver üben durfte, während ihm nur blieb, ab und an auf seinem Besen über das Schlossgelände zu fliegen.

Er hatte sich noch nicht getraut, seinen Eltern zu erzählen, dass er es nicht in die Mannschaft geschafft hatte. Beide waren in ihrer Schulzeit großartige Quidditchspieler gewesen, die mehrere Jahre in der Hausmannschaft von Gryffindor verbracht hatten. Seine Mutter war in ihrem letzten Schuljahr sogar Mannschaftskapitänin gewesen. Es war ihm peinlich, dass er es nicht ins Team geschafft hatte, hatten sie doch noch im Sommer so viel miteinander trainiert.

Als ihm eines Abends im Schlafsaal herausrutschte, dass er seinen Besen am besten aus dem Fenster werfen sollte, nachdem er über ihn gestolpert war, versuchte sein Mitschüler Aaron ihn zu trösten. »Hey«, meinte er aufmunternd und half Fred, seinen Nimbus sorgsam unter seinem Bett zu verstauen. »Ich hab es auch nicht in die Mannschaft geschafft. Und mein Bruder ist sogar Mannschaftskapitän. Das ist ja wohl noch unangenehmer.«

»Genau«, stimmte Darren zu, der auf der anderen Seite des Raumes auf seinem Bett hockte und an seinen Hausaufgaben arbeitete. »Ich auch nicht, dabei sind Aaron und ich quasi schon auf unseren Besen geboren worden.«

»Wir sind eben erst Zweitklässler«, fuhr Aaron schulterzuckend fort. »Zweitklässler schaffen es nur selten in die Hausmannschaften, erst recht nicht als Treiber. Da ist es einfach hilfreicher, wenn man schon größer ist und mehr Muskeln hat.«

»Na, dann wirst du es wohl nie schaffen«, lachte Darren frech und Aaron warf einen Schokofrosch nach ihm.

Fred sah grinsend von Darren zu Aaron und wieder zurück und stellte fest, dass er sich jetzt wirklich ein kleines bisschen besser fühlte.


Es hatte tatsächlich seine Vorteile, nicht im Quidditch-Team zu sein. Der normale Alltagsstress forderte Fred ohnehin heraus, so beneidete er Ava nach wenigen Wochen nur noch bedingt um ihre Position.

Im zweiten Jahr schienen die Lehrer noch einmal deutlich mehr von ihnen abzuverlangen. Sie bekamen so viele Hausaufgaben, dass die Zweitklässler kaum noch wussten, wo ihnen der Kopf stand. Da war es sogar von Vorteil, dass die vier nicht alle ihre Kurse zusammenhatten. So konnten sie bei ihren Hausaufgaben teilweise voneinander abschreiben, ohne, dass die Lehrer es direkt merkten.

Als Fred, Zoe, Nathanael und Ava an einem Sonntagnachmittag gemeinsam in der großen Halle saßen, um genau das zu tun, oder – in Zoes Fall – es allein zu versuchen, schien Ava tatsächlich so müde zu sein, dass sie mit ihrem Kopf auf der Tischplatte abgelegt einschlief. Sie wachte erst auf, als Fred sie hart in die Seite piekste.

Haus und VorurteilWhere stories live. Discover now