1. Kapitel

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Ich witterte, konnte die Spur meines Bruders jedoch nicht finden.
Er muss dort stehen, wo der Wind seine Spur verweht, dachte ich und drehte mich suchend im goldgelben Wald um.
Die Blättert leuchteten in der Mittagssonne und einige fielen zu Boden. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Wind Schneeflocken mit sich riss und es allen Waldbewohner schwer machen würde. Es war der erste Winter, den ich mit erleben würde und hoffentlich nicht mein letzter.

Der Wind drehte und die Witterung meines Bruders schoss mir in die Nase.
Ich brauchte nur wenige Sekunden, bis ich ihn ausfindig gemacht hatte und zu ihm schlich. Hinter einem Baum kam sein grau- braunes Fell zum Vorschein und verriet ihn.

"Gefunden!", rief ich und sprang Rost von hinten an.
Erschrocken jaulte er auf und wich mir aus. Wir sahen uns beide mit triumphierenden Blick an. Er freute sich, dass er mir ausgewichen war und ich darüber, dass ich ihn gefunden hatte.
Das wir uns über verschiedene Dinge ergötzten, lag daran, dass wir Grund verschieden waren.

Während ich talentiert im jagen war, war er es im kämpfen, ich liebte es in der Menge zu sein, er bevorzugt es alleine zu sein.
Trotz alle dem konnten wir immer aufeinander zählen. Bevor jemand etwas tun konnte, mischte sich ein fremder Geruch zwischen den meines Bruders.
"Da ist jemand.", flüsterte ich und Rost folgte meinem Blick, der zwischen den Bäumen nach Wölfen suchte, die uns feindlich gesinnt waren.

"Wie weit sind sie weg?", fragte der Wolf neben mir.
"Nicht sehr weit. Sollen wir sie abpassen?", überlegte ich und Rost stimmte zu.
Leise schlichen wir also den Fremden entgegen. Warum sie wohl hier waren? Wollten sie hier jagen oder gar uns angreifen? Ich schüttelte meinen Kopf. Was nützte es, wenn ich mir jetzt tausende Gedanken machte? Vorbereiteter wäre ich dann auch nicht.

Höchstens panischer und das half in dieser Situation auch nicht.
"Das weckt Erinnerung.", hörte ich eine weibliche Stimme und duckte mich in die Blätterhaufen, die sich schon gebildet hatten. Rost hingegen blieb standhaft stehen und fixierte die Stelle, aus der die Stimme kam.
"Ich finde es mutig von dir, dass du hierher zurück gekommen bist.", antwortete eine männliche Stimme.

Es stand also zwei gegen zwei. Ob wir es mit den zwei Wölfen aufnehmen konnten, würden sie und angreifen? Bevor ich mich mit diesem Gedanken auseinander setzen konnte, tauchten die Fremden auf.
Die graue Wölfin entdeckte mich und meinen Bruder zuerst. Ihre grünen Augen leuchteten freundlich, während der schwarze, große Wolf neben ihr einen gewissen Stolz ausstrahlte.

"Schatten?", knurrte Rost und funkelte den schwarzen Wolf wütend an.
"Das du es wagst zurück zu kommen!", schimpfte mein Bruder weiter und stürzte auf Schatten. Dieser wich perplex aus und stieß seine Gefährtin dabei zur Seite. Ich musterte Schatten abfällig. Er hatte unser Rudel verraten, indem er als ehemaligen Anführer einen Mörder deckte und meinen Opa beschuldigte der Täter zu sein.

Mein Vater deckte dies auf, vertrieb Schatten und nahm seinen Platz als Anführer ein.
"Was laberst du?", fragte Schatten gereizt und wich meinem Bruder leicht aus. "Du hast uns verraten! Wir haben dir vertraut!", schaltete ich mich ein und knurrte.
"Kommt runter!", befahl die Wölfin. "Das ist nicht Schatten!"

Die Tat der SonneWhere stories live. Discover now