10. Kapitel

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"Ich habe ihm nichts angetan!", weckte mich Rindes Stimme. Ich wollte ihm zustimmen, doch aus meinem Mund kam kein Wort. Nur der Geschmack von Blut war dort und erinnerte mich wieder an meinen Traum.

Seit Sturms Tod hatte sich vieles verändert. Rost und ich waren bessere Freunde geworden, wenn auch auf eine spezielle Art, doch die Beziehung zwischen mir und unserem Vater hatte sich radikal verschlechtert.

Ich wusste nicht einmal genau wieso. Vielleicht hasste er mich, da ich Sturm nicht retten konnte, aber klar war, dass ich ihn hasste.
Dafür, dass er Sturm nicht aufhielt, als sie mit gegen Schatten kämpfen wollte, dafür, dass er am Kampf nicht teilnahm, dafür, dass er der Grund für ihren Tod war.

Ich schnappte nach Luft, da ich ungewollt die Luft angehalten hatte und sofort stand Rost vor mir.
"Marder!", rief er erleichtert und ich lächelte schief. "Geht es dir gut?"
Am liebsten hätte ich einfach nur den Kopf geschüttelt, doch ich wollte vor Fliegenpilz und Rinde nicht schwach wirken, weswegen ich nickte. Rost beließ es dabei und setzte sich neben mich.

Der Mond stand in seiner vollen Pracht am Himmel und erhellte den Wald, da er gerade von einigen der tiefgrauen Wolken freigegeben wurde.
Wie gerne würde ich die Zeit zurück drehen und meine Schwester retten, selbst wenn ich dabei sterben würde.

"Sag ihnen bitte, dass ich dich nicht angerührt habe.", bat Rinde, der arrogant unter den Bäumen saß und sich Steine aus seiner Pfote puhlte. Als ich antworten wollte, schmeckte ich wieder den herben Geschmack von Blut in meinem Mund und ich hustete, aber kein Blut war zu sehen. Es war, als würde ich mir diesen Geschmack nur einbilden und er existierte gar nicht.
"Iss das!", befahl Fliegenpilz und schob mir einige merkwürdig riechende Kräuter zu. "Ich bin kein Hase!", wollte ich laut rufen, doch ich röchelte diese Worte eher.

"Habe ich nicht behauptet. Die helfen dir bei der Genesung.", erklärte Fiegenpilz sanft und machte eine auffordernd Geste mit der Pfote. "Ich bin nicht krank.", sagte ich leise.
"Du Sturrkopf! Iss einfach!", schimpfte die Wölfin nun mit mir.
Unsicher sah ich den Grünen Haufen an. Was hatte ich schon zu verlieren? Würden mich die Kräuter umbringen, war ich wenigstens bei Sturm.

Die Kräuter schmeckten süßlich, was mich ungewollt nur noch mehr besorgte. In unserem Rudel heilten wir mehr mit Rindestücken, Tannenzapfen und Moos, anstatt mit Kräutern, da sie angeblich zu viele Nebenwirkungen hatten.
Die Erste trat auch sofort ein. Mir wurde speiübel.

Ich hatte nicht die Kraft dazu, meinen Mageninhalt zu behalten, wewegen er neben mir im Gras landete.
Zum Glück war Rost rechtzeitig aufgesprungen, ansonsten wäre es noch ekliger geworden. Fliegenpilz seufzte und beschwerte sich, dass ich die Medizin ausgekotzt hatte, da sie dann ja nicht wirkte.
Doch mir war das egal. Mir ging es schließlich nicht körperlich schlecht.

Ich machte mich selber fertig, wegen Sturms Tod und schadete mir dadurch und dagegen half keine Medizin der Welt.
Nur wusste ich nicht, wie ich dies Fliegenpilz erklären sollte. Auf Rindes dumme Kommentare hatte ich auch keine Lust, weswegen ich nur die Augen schloss und meinen Kopf auf den Boden legte. "Wir können hier nicht bleiben! Sonst werden sie uns finden!", beschwerte sich Rinde und ich hörte Fliegenpilz ausschnaupen.

Bevor sie etwas sagen konnte, antwortete ich: "Du hast recht." Ich stemmte mich nach oben, schüttelte mich, als könnte ich den Schock somit loswerden und sah Rinde mutig an.
"Vergiss es! Du hast dich gerade übergeben!", beschwerte sich Fliegenpilz und baute sich vor mir auf.
"Ja wegen deinen dummen Kräutern.", erwiederte ich ruhig, als plötzlich ein mehrstimmiges Jaulen erklang. Es war kein Klagelaut, sondern ein Ruf- ein Ruf nach uns. Unser Rudel war uns dicht auf den Fersen!

Die Tat der SonneWhere stories live. Discover now