6. Kapitel

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"17", seufzte ich resignierend und starrte auf die Wand, die wir versuchten zu überwinden. Wenigstens der Regen hatte fast komplett aufgehört und offenbarte mir meinen triefenden Bruder, der genauso entmutigt wirkte.

"Komm! Nochmal!", forderte Rost mich auf und nahm selbst noch einmal Anlauf. Auch dieser Versuch war ein Fehlschlag. Selbst wenn wir es fast nach ganz oben schafften, konnten wir auf dem humiden Stein keinen Halt finden, so dass wir immer wieder zu Boden fielen.
"Es hat keinen Sinn.", seufzte ich und schüttelte den Kopf, woraufhin Tropfen aus meinem Fell geschleudert wurden.

"Nur noch ein paar Mal.", forderte Rost mich auf.
Trotz das ich müde war, mein Fell klitschnass und meine Knochen schmerzten, gab ich mir einen Ruck und probierte es noch einmal, doch schon bevor ich abspringen konnte, rutschte ich auf dem Matsch aus, taumelte und fiel hin.

"Alles gut?", fragte Rost, als ich mich wieder aufgerappelt hatte.
Nein! Mir tut alles weh, ich bin schlammig und ich fühle mich von Strudel verraten!, hätte ich gerne geschriehen, doch ich verkniff es mir, schließlich war Rost mit mir in dieser Situation.
Ich nickte also und schloss meine Augen, um mich zu beruhigen. Ich musste nur diesen einen Sprung schaffen, dann würde sich alles bessern.

Diesmal entschied ich mich für weniger Anlauf, so dass ich kurz vor der Steinwand stand.
Enschlossenheit flammte in mir auf und ich sprang ab. Matsch und Regen spitzte durch die Gegend, als ich mich verzweifelt an den Rand des Walls krallte und mich mühevoll hochzog. Das Triumphgefühl brauchte einen Moment, bis es einsetzte.

"Geschafft!", rief ich und das Erfolgsgefühl füllte meinen ermüdeten Körper und gab mir neue Kraft. "Jetzt du! Ich ziehe dich dann hoch!", rief ich herunter und schon sprang Rost ab.
Durch seine kräftigere Statur und dem nassen Fell, war es schwerer als gedacht, ihn hochzuziehen.
Als auch er oben war, gönnten wir uns erstmal eine kurze Pause, um nach Luft zu schnappen.

"Wir sollten weiter

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"Wir sollten weiter.", forderte ich Rost  auf. Der Mond leuchtete Silber am wolkenverhangenen Himmel und wirkte viel Imposanter im Vergleich zu den Sternen.
Sofort musste ich wieder an Strudel denken. Er war wie der Mond und wir nur die kleinen bedeutungslosen Sterne.
"Du hast recht.", stimmte mir Rost ausnahmsweise zu und stand auf. Auch ihm war die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben, doch er würde nicht aufgeben, so wie ich.

Zusammen gedrängt stolperten wir den Pfad entlang, der uns zum Baumdreieck führte. Das Baumdreieck machte seinen Namen alle Ehre. Das Grundgerüst war ein Baum, der einen dicken Ast hat, an den sich Bäume, die ansonsten zu Boden gefallen wären, angelehnt hatte. Mit der Zeit wuchs dort auch einige Bäume, so dass sich ein sicherer Unterschlupf bot.

Nach einiger Zeit hatten wir das Baumgewirre endlich erreicht und wortlos schlurften wir ins Trockene. Erleichtert ließ ich mich auf den Blätterhaufen nieder, die der Wind hineingeweht hatte.
Trocken war es, da der Wind aus der anderen Richtung gepustet hatte, sonst hätten wir eine miese Nacht vor uns gehabt.

Ich war noch nie so schnell eingeschlafen. Kaum schloss ich meine Augen, empfing mich die Dunkelheit.
Wobei die Dunkelheit nicht lange anhielt, denn ich träumte. Vor mir stand Strudel, hinter ihm mein ganzes Rudel. Bewunderung spiegelte sich in ihren verschieden farbigen Augen und ich hatte das Gefühl, dass ich es geschafft hatte.
Ich wusste nicht genau was ich bewältigt hatte, doch es war mir scheißegal.

Das Hochgefühl stieg in ein unermäßliche Stufe, als sich mein Vater vor mir verbeugte.
Er respektierte mich! Das ganze Rudel tat es ihm nach und ich fühlte mich wie.... ein Gott.
"Gut gemacht.", flüsterte Strudel und hob seinen Kopf, so dass ich den Stolz in seinen Augen sah.

Es war einer der wenigen Träume, aus denen ich nicht aufwachen wollte, weswegen meine Enttäuschung, als ich doch aufwachte, entsprechend groß war.
Es war, als würde man einen hoch heben und dann einfach wieder herunter schubsen.
Es war unglaublich schmerzhaft.

Die Tat der SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt