10 | Scherben und Alkohol

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Fede hatte mir nicht geschrieben, als ich am nächsten Morgen auf mein Handy guckte. Klar, warum sollte er auch. Ich schmiss mein Handy auf den Nachttisch, wo es eine halbleere Energydose herunterfegte, deren gelblicher Sabber sich auf dem Boden ergoss, aber drauf geschissen.

Keine Zeit nachzudenken, ich musste raus, Geschäfte machen. Verkaufen, verkaufen, verkaufen, bis die Scheine in meinen Hosentaschen mehr wurden und die Gedanken im Kopf weniger. Na ja, lag vielleicht auch am Koks, das ich mir immer mal wieder auf meinem Handydisplay legte und in einer unbeobachteten Häuserecke zog.

Der Tag zog ins Land, der Berufsverkehr verstopfte bald die Straßen, während ich meine letzten Deals für heute erledigte.

Keine Nachricht von Fede.

Ich schrieb ihm auch nicht.


In der Nacht verschluckte mich das Xenon, manchmal musste eben ranzig statt chic. Lichterflackern, komm, einer geht noch rein und ne Line eh immer. Tareks Lachen, der Wichser war viel zu gut drauf. »Come on, come on, turn the radio on«, sang Sia gefühlt die ganze Nacht. Paar hübsche Frauen bei uns. Irgendwann Stress, so'n Russe labert davon, ich hätte seine Freundin angefasst, aber was, Bruder. Aufs Maul. Paar andere sind am Start, Fäuste fliegen, Flaschen. Irgendwo Blut, ich aufm Boden, mitten in Scherben und Alkohol. Vielleicht auch Kotze, war in dem Laden hier nicht so klar.

Die Türsteher kamen und schmissen die anderen raus, wir waren unantastbar.

7.32 verriet mir mein Handy und ich taumelte ins viel zu helle Sonnenlicht. Der Parkplatz war beinahe leer und der Boden geschmückt von leeren Flaschen und Dosen. Da war sie, die Nachricht, die ich nicht hatte lesen wollen und auf die ich doch gewartet hatte.

Fede.

Wollen wir nachher reden?

Mehr nicht, vor einer Viertelstunde abgeschickt.

Ok

Ich komm zu deinem haus

Er wurde mir sofort als online angezeigt, dann dass er tippte. Ich dachte später haha

Lass jz

Okay, dazu der schulterzuckende Smiley.


Die Strecke vom Club bis zu Fede fühlte sich an wie eine verfickte Ewigkeit. War schon wieder viel zu los in dieser drecks Stadt. Während in der Nähe des Xenon noch die ein oder andere besoffene Gruppe meinen Weg säumte, wurden es bald Menschen in Arbeitsklamotten, die sich an den Bushaltestellen zusammenrotteten. Die Tristesse hing in ihren Gesichtern wie der Verkehrsschmutz an den Plattenbauten.

Gerade, als ich auf Fedes Block zusteuerte, sah ich ihn aus der Tür treten, neben ihm Alessia, die mit wehenden Locken auf einem Bein herumsprang. Na, toll. Die kleine Ratte hatte mir gerade noch gefehlt.

»Na?«, begrüßte mich Fede, als ich bei den beiden angelangt war. Er klang unterkühlt und in seinem Blick sah ich, dass er direkt bemerkt hatte, dass ich noch nicht wieder nüchtern war.

Ich nickte ihm knapp zu und nahm meine Kippen raus, doch spürte sofort Fedes Finger an meinem Handgelenk. »Nicht vor meiner Schwester, certo

»Chill, ey. Bist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden.« Ich lachte und steckte die Schachtel fahrig in meine Hosentasche zurück.

»Ich würd sowas gar nicht machen!«, merkte Alessia an, während wir auf die Unterführung zusteuerten. Sie beeilte sich, einige Schritte vor uns zu laufen, hatte selbst wohl keinen Bock auf ihren nervigen Bruder. Mit Anlauf sprang sie in eine Regenpfütze und lachte, als das Wasser in alle Richtungen spritzte und ihre pinken Leggings mit den Sternchen drauf nass wurden.

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