Warum man nicht allein auf Partys herumlaufen sollte

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Kurze Anmerkung:

Hab das Alter hochgeschraubt, weil keine Lust auf das Setting und so passt es besser zu dem, das ich noch geplant habe: Jonah wird achtzehn, Alex ist um die zwanzig rum und beide gehen auf die Uni. Kennengelernt haben sie sich jetzt erst vor knapp 'nem Jahr. Der Rest bleibt - abgesehen von paar Gesprächsfetzen und Gedankengängen, die aber keinen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben - gleich, also kein Nachlesen nötig.




„Warum bist du noch nicht angezogen?"

Weil panische Panik-Panik gerade meinen Verstand einhüllte und ich mir deswegen fast in die Boxershorts machte?

„Alex hat mir geschrieben", murmelte ich stattdessen und hielt den Blick demonstrativ gesenkt, damit meine Mutter nicht bemerkte, dass ich log. Nicht dass sie besonders auf mich achtete, aber generell ging sie ständig davon aus, dass ich böse Dinge tat. So böse Dinge wie Spaß haben, obwohl ich auch keinen Spaß haben könnte. „Er meinte, ich soll doch erst gegen zehn kommen."

„Und warum?"

„Weiß ich nicht. Das war alles, was da stand."

Sie schnalzte mit der Zunge. „Wir fahren um Punkt halb zehn hier los. Keine Sekunde später."

„Okay."

Ein letzter Blick, bevor sie aus meinem Zimmer verschwand und ich meinen Körper in sich zusammenfallen ließ. Vielleicht war es dumm, was ich hier tat, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich meine, was wäre, wenn ich um Punkt sieben bei ihm auftauchte und die Stimmung haperte noch? Dann müsste ich Smalltalk halten, weil Alexander bestimmt nicht wie ein Babysitter ständig nur an meiner Seite kleben würde, oder – noch schlimmer! – ich fand niemanden, der Smalltalk mit mir führen wollte, und dann müsste ich komplett allein in einer Ecke herumstehen, während alle sich darüber lustig machen würden, dass keiner sich mit mir unterhalten wollte, was Alexander schließlich die Augen öffnen und ihn dazu bringen würde, mich fallen zu lassen, ehe er mich überhaupt erst aufgehoben hatte, weil ich mich so verfickt inkompetent anstellte.

Oh Gott.

Ich rollte mich aus meinem Bett und blieb einfach auf dem Boden liegen, wie ich aufkam.

Was gäbe ich dafür, jemanden zu haben, der mir dabei zusehen konnte, wie dramatisch ich war.


Das Praktische an der Anti-glückliche-Kindheit-für-unseren-Sohn-Koalition meiner Mutter mit meinem Vater war, dass mir Zugang zum Familienlaptop erlaubt wurde, wann immer ich behauptete, etwas für meine Allgemeinbildung machen zu wollen, damit sie sich nicht um mich kümmern mussten.

Jetzt gerade tat ich allerdings absolut nichts für meine Allgemeinbildung.

Stattdessen hockte ich mit Kopfhörern in den Ohren direkt vor meiner geschlossenen Zimmertür – für die ich keinen Schlüssel besaß – und war damit meine ganz eigene Alarmanlage, falls Mama versuchen sollte, mich zu stören, während ich mich auf Instagram herumtrieb und mir dumme Bilder der Party anguckte, auf der ich eigentlich schon längst sein sollte. Seit über zwei Stunden schon.

Ich klickte auf ein paar Profile von Alexanders Ex-Freundinnen und fand schließlich sogar ein paar kurze Clips. Die meisten zeigten nur Jungen und Mädchen, die bunte Cocktails exten oder in Unterwäsche in einen beleuchteten Pool sprangen, aber einige waren auch ... anders.

Ich hob beide Brauen und starrte auf das fettgedruckte Who he? He diiirrrrtyyy unter einem Video, das einen Kerl auf einem Tisch zeigte, der eine besondere Tanzeinlage zum Besten gab. Eine, die definitiv nicht auf einen Tisch gehörte, sondern auf eine Bühne. Mit einer Stange in der Mitte und zahlender Kundschaft drumherum. Ich meine, was zum Teufel? Die meisten auf der Feier waren zwanzig, und Zwanzigjährige brauchten keinen Stripper! Vor allem nicht einen, der schlank war und einen hübschen Hintern hatte, der sich bewegen konnte wie eine verdammte Schlange und der überall Piercings hatte und-

Morbid AppetiteDonde viven las historias. Descúbrelo ahora