Warum man keinen Sex haben sollte (Teil II)

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Mittagsschlaf ist toll.


Mir ging offiziell die Düse – nicht, dass es davor nicht auch schon so gewesen war, aber jetzt war es nochmal schlimmer! – und mir fiel nichts Besseres ein, als mit weit aufgerissenen Augen in seine zu starren. Und zu beten, wie er es mir vorhin geraten hatte.

Bis seine Lippen an meinem Ohr mich aus meinem gedanklichen Singsang rissen: „Warum so angespannt? Habe ich dir nicht vorhin erst versprochen, dass ich dich zu nichts drängen werde, das dir nicht gefällt?"

Hatte er das? Oder, noch wichtiger:

„Wenn du mich zu nichts drängen willst, wieso hast du mich dann-!" Mein Kommentar ging flöten, als er seine Lippen auf meinen Hals legte – und dann seine Zunge. Er leckte mich einfach ab, von knapp unter meinem Ohrläppchen bis zu meinem Kehlkopf, in einer feuchten, heißen Spur, die mich ganz, ganz kurz vergessen ließ, dass ich in Todesgefahr schwebte. Stattdessen keuchte ich, atemlos, als hätte ich gerade einen Triathlon hinter mich gebracht.

„Oh, entschuldige, ich wollte dich nicht unterbrechen." Er wechselte die Richtung, fuhr meinen Kiefer hinauf und kam knapp über meinem Mund schwebend zum Halt. „Was wolltest du gerade sagen?"

„Ich wollte sagen, dass ich ja wohl mit keiner Silbe jemals erwähnt habe, dass ich gerne halbnackt von dir durch dein Haus-!"

Vielleicht wollte er gar nicht wirklich, dass ich ihm antwortete. Anders konnte ich mir nicht erklären, wieso seine linke Hand auf einmal Bekanntschaft mit der Innenseite meines rechten Oberschenkels machte, und zwar verfickt nah an meinem Penis!

„Ich höre?" Er tippelte höher, hin zu der Stelle, an der mein Becken zu meinem Bein überging.

Mir entwich ein absolut männliches Geräusch, bevor meine Hände hochschossen und ich meine Finger um seine Arme krallte, aber nicht, um ihn wegzustoßen, nein, ich zog ihn enger an mich heran. Wie der lebensmüde Mensch, der ich war.

„Hast du heute irgendwie Probleme, dich zu konzentrieren, Jonah?" Eine federleichte Berührung.

Ich japste, spreizte meine Beine weiter auseinander. Nur ein bisschen mehr zur Seite und er würde mich-

„Ich habe dich etwas gefragt." Sein Daumen an meiner Spitze.

Wie automatisch zuckte ich ihm entgegen, aber er gab mir nicht mehr, entfernte einfach seine Hand und drückte den Daumen von eben in die Lücken zwischen meinen Lippen.

Er schmeckte salzig.

Ich blinzelte, öffnete meinen Mund und wollte mich beschweren, kaum hatte ich eins und eins zusammengezählt – weil igitt! –, aber heraus kam nur ein verzweifeltes Stöhnen. Weil da mit einem Schlag sein Unterleib an meinem war. Ohne Sicherheitsabstand!

„Scheiße, das fühlte sich so viel besser an als damals mit der Gurke!" Ich schnappte nach Luft, löste meinen Klammergriff um seine Oberarme und wollte ihn woanders anfassen, vielleicht an seinem Bauch oder seiner Brust oder seinem Rücken, aber ich traute mich nicht. Ich wollte nichts tun, was auch nur das kleinste bisschen an unserer Position geändert hätte. Ich wollte kommen.

Aber er scheinbar nicht.

Er fand, dass diese höchst erotische Situation der perfekte Zeitpunkt für ein extrem unangenehmes Gespräch war. „Du hast dich an einer Gurke gerieben?"

Ich schluckte, spürte, wie mir das restliche bisschen Blut aus dem Gehirn – falls sich überhaupt jemals etwas dort befunden hatte – in den Süden sackte. Was überhaupt keinen Sinn ergab, weil ich mich eigentlich schämen sollte. Ich sollte im Erdboden versinken, weil Alexander jetzt wusste, wofür ich Gemüse zuhause regelmäßig zweckentfremdete, doch nichts dergleichen passierte. Lieber wollte ich, dass er sich weiter über mich lustig machte, mich triezte und gar nicht erst daran dachte, damit aufzuhören, bis ich heulte.

Morbid AppetiteWhere stories live. Discover now