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Ich erwache aus einem meiner unzähligen fieberträume. Mein shirt ist nass geschwitzt, meine haare kleben mir in der stirn. Ich kann ahnen, dass das zimmer dunkel wie eh und jeh ist, das draußen ruhig das meer schäumt unbeeindruckt von dem leiden das ich durchstehe. Ahnen kann ich es, sehen nicht. Meine sinne sind mittlerweile dauerhaft abhanden gekommen, das einzige was ich spüre, ist Taes Hand, die langsam über meinen Arm streicht, auf und ab. Eine konstante, auf die ich mich verlassen kann, etwas das sicher hier ist, immer wenn ich aus meinem ohnmacht gleichen schlaf aufwache. "Hast du starke schmerzen?" Seine stimme ist leise, er weis das es so am angenehmsten für mich ist. Ich probiere genug luft für eine Antwort in meine Lungen zu pumpen. Es dauert bis ich es schaffe zu sprechen. "Es geht." Es ist kaum auszuhalten. "Du machst es besser." Er lächelt mich an. "Das freut mich." Er ist gut im lächeln. Egal welche situation, Kim Taehyung übersteht es lächelnd. Ich wünschte meine wachzustände wären länger, lang genug um ein bischen mehr seines lachens abzubekommen, doch bereits jetzt spüre ich das mein geist erneut abdriftet. In solchen Momenten habe ich immer angst, dass es dieses mal für immer ist, das ich morgen nicht wieder die augen öffnen werde. Bleib hier, Jeon. Bleib wach. "Tae?" Ich wispere seinen namen, und er hört mir zu, so wie immer. "Ja?" "Hast du Titanic geguckt?" Die frage klingt dumm in meinem Universum aus schmerz, sie verhallt leise in der unendlichkeit. Er antwortet Trotzdem. "Ja" "fandest du es traurig?" "Wieso sollte ich?" "Jack stirbt." "Aber darum geht es nicht. Es eine liebesgeschichte." Eben. Liebesgeschichten enden meistens traurig. "Vergleich uns nicht mit so etwas." "Aber wir sind wie sie." "Nein. Wir sind echt, kookie. Unsere geschichte beschränkt sich nicht auf die zwei stunden eines films. Wir haben reale leben, reale geschichten." Am liebsten würde ich ihm sagen das diese leben der Vergangenheit angehören, doch ich tue es nicht. Dafür rückt der abgrund des schlafes viel zu nah, ich spüre seine tiefe lehre schon hinter mir. Ich merke wie sich meine atmung verschnellert, wie es in meinen lungen beginnt zu rasseln als ich probiere hier zu bleiben, nur noch ein par minuten. Das rasseln ist lauter als sonst, meine brust schwerer, mein hals enger. "Kookie alles gut?" Tae spannt sich an, doch ich kann nicht sprechen um ihm seine sorge zu nehmen, so gern ich auch würde.  "Brauchst du etwas, soll ich etwas tun? Kann ich etwas tun?" Seine stimme ist voll von unterdrückter panik. Und es ist so schwer, es ist so schwer luft zu bekommen. "Jungkook? Verdammt was ist?" Er soll aufhören so laut zu reden, er soll sich hinsetzen und sich beruhigen. Mein kopf hämmert, in meinen ohren ist ein brummen, vor meinen augen schwirren bunte lichtpunkte. "Ich rufe jetzt doktorin chang an, du erstickst sonst noch!" Was? Er will aufstehen? Nein, er soll nicht gehen. Ich schaffe es meine hand auf seinen arm zu legen. "Jungkook lass mich hilfe holen!" Er schreit jetzt fast, doch ich höre bloß das wummern meines Herzens, es wird schneller, mein körper merkt wie mir die luft ausgeht. Ich umklammere seinen arm so fest wie ich kann, eine aufgabe, die ich unbedingt erfüllen muss. Ich muss durchhalten trotz dem gefühl das mein kopf gleich explodiert. Etwas nasses tropft auf mein gesicht. Erst ist es eine träne, dann folgen weitere. Zuerst denke ich, ich hätte begonnen zu weinen weil ich es nicht mehr ertrage. Dann drückt Tae sein gesicht auf meine brust und ich höre sein schluchzen. Es dringt zu mir durch, ich höre es trotz allem, und ich wünschte ich könnte dafür sorgen das es aufhört. Ich wünschte er würde wieder lachen, wieder stark sein. Ich wünschte ich würde nicht sterben. "Ich muss doch hilfe holen." Ich höre seine geflüsterten worte und sie hallen leise durch meinen kopf. Ich wünschte ich könnte ihm sagen wie viel er mir bedeutet. Ich wünschte ich könnte mich für all seine zeit bedanken. Doch ich gleite langsam weg. Ich stolpere erneut über die klippe, stürze in den bodenlosen abgrund. Falle in eine tiefe ohnmacht.

Ich wünschte ich könnte ihn noch ein bischen länger lieben.

Rain be pourin, Sky keep fallinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt