𝟕.𝟐 | 𝐇ö𝐥𝐥𝐞𝐧𝐟𝐞𝐮𝐞𝐫

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An die Blicke, denen er sich nur zu gerne entzog, bereits so gewöhnt, stellte Amias nun überrascht fest, dass keine der Personen sie beide wirklich zu beachten schien

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An die Blicke, denen er sich nur zu gerne entzog, bereits so gewöhnt, stellte Amias nun überrascht fest, dass keine der Personen sie beide wirklich zu beachten schien. Höchstens vor der schwarzen Uniform wich man noch instinktiv zurück, doch weder er noch die Soldatin kümmerten die reicheren und ärmeren Bürger, die sich panisch durch die Straßen drängten, um ihr Leben rannten oder verzweifelt nach anderen suchten.

Ihre bloße Anwesenheit raubte Amias den Atem und er meinte, zwischen all den Leibern und der von ihnen ausströmenden Wolke der Angst, die die Luft verpestete, zerquetscht zu werden.

Gerade als er fürchtete, darin zu ertrinken, zog ihn Nadzha in die Richtung einer Seitengasse. Unter sich hörte er das Platschen, mit dem seine Schuhe in etwas Flüssigem landeten, bevor eben jenes gegen seine Hose spritzte, den Stoff kühl und nass an seiner Haut kleben und ihn sein Buch schützend fester an die Brust pressen ließ.

Ein kurzer Blick nach unten offenbarte Amias eine erschreckend große, rote Lache. Ihm wurde speiübel, aber lief er weiter.

Schwer atmend, würgend und die Hand gegen die Lippen gepresst, um sich daran zu hindern, sich auf der Stelle zu übergeben oder zu schreien, kippte er schließlich gegen eine kühle Mauer, als Nadzha endlich in dieser Gasse innehielt, deren Verlassenheit ihm Sekunden zuvor noch wie die größte Erlösung erschienen war. Jetzt, mit dem Blut irgendeiner Person besudelt, kümmerte ihn ihre Ruhe und Sicherheit nicht mehr.

„Geht es Euch gut?"
„Nein", gab Amias stumpf zurück. Natürlich nicht, er hatte schließlich soeben in fremdem Blut gebadet!

Hoffentlich war zumindest Die Verdammten verschont geblieben. Der bloße Gedanke, dass der Einband oder die Seiten eines seiner, sogar vom Autor signierten, Lieblingsbücher, davon bespritzt worden sein könnten, trieb ihm Tränen in die Augen. Doch er wagte nicht, es zu überprüfen.

Aus den Augenwinkeln – denn er wollte den Blick auf Hose und Schuhe tunlichst vermeiden – nahm der Prinz wahr, wie Nadzhas Finger unruhig mit ihren Zöpfen spielten, als fühle sie sich ohne das Band in ihrem Haar nackt. Wie sie in dieser Situation immer noch an dieses Stückchen Stoff denken konnte, war ihm schleierhaft.

„Ich weiß, es ist albern. Aber es war ein Geschenk, wisst Ihr", antwortete sie, als hätte sie die Gedanken an seinem Blick ablesen können, und Amias spürte seine Ohren rot anlaufen. „Von jemandem, der mir viel bedeutet."
„Ich ersetze es Ihnen." Sofern wir lebend hier rauskommen.

„Was ist das?", fragte die Kresnitsa und zwang Amias, der mittlerweile die Farbe der frischgetünchten Wand angenommen hatte, bloß mit einem ungesund grünlichen Unterton, nun vollständig aufzublicken.

Mit gerunzelter Stirn deutete Nadzha Svarozhina auf das Buch, das er immer noch fest umklammert hielt, als wäre es sein Rettungsanker. Vor dem widerlichen metallischen Gestank, der sich zunehmend in seiner Nase und auf seiner Zunge festsetzte, konnte es ihn jedoch nicht schützen.

Slaves of WarWhere stories live. Discover now