|DREI ???| Skinny Norris wird verdächtigt, der Drahtzieher des Raubes und Mordversuches an Bob Andrews zu sein. Niemand außer Justus glaubt ihm, dass er unschuldig ist. Im Hintergrund schmieden derweil Dr Franklin und Ian Jaccuard einen dunklen Plan...
Justus konnte nicht mit Sicherheit sagen, was in den letzten Minuten passiert war, doch irgendetwas war gehörig schiefgelaufen. Gerade hatte er das Gefühl gehabt, dass die Stimmung zwischen ihm und Skinner entspannt gewesen war und hatte sich sogar getraut, ihn ein Stück weit in seine Welt einzuladen. Wer Justus gut kannte, wusste, dass er durchaus spärlich mit Nähe umging. Am nächsten kamen ihm wohl noch seine Freunde Peter und Bob, sowie Mathilda und Titus Jonas. Auch Jelena hatte sich in den letzten Monaten einen Platz auf der Liste mit Vertrauten erkämpft.
Und aus irgendeinem Grund hatte Justus in den letzten Wochen auch den Wunsch verspürt, Skinny weiter als bisher in sein Leben zu lassen. Der Prozess dahin war schleichend gewesen. Angefangen hatte es wohl mit dem Anruf damals in der Zentrale, als Skinny ihn und Peter vor Charles gewarnt hatte. Während der nachfolgenden Lagebesprechung bei Bob, hatte Skinny gezeigt, dass er keineswegs dumm und naiv war. Ein Kleinkrimineller mit zweifelhafter Vergangenheit und zwielichtigen Kontakten, ohne Frage. Aber dennoch nicht so blauäugig, wie Justus angenommen hatte.
Er war Charles nicht blind gefolgt und hatte sich rechtzeitig von ihm abgewandt. Er hatte auch Wort gehalten, als er Bubbles zurückgebracht hatte. Und als Justus Hilfe bei dem Saboteur gebraucht hatte, war er da gewesen und hatte mit Sam den entscheidenden Hinweis gegeben.
All das hatte ihm das Vertrauen des ersten Detektivs eingebracht. Und nun wohnte er im Allerheiligsten der Drei Detektive, zusammen mit unzähligen Fallakten, die auch das ein oder andere Detail über Skinners Verbrecherlaufbahn enthielten. Doch Justus hatte keine Angst davor, dass Skinny etwas anstellen würde, dass ihn und seinen Kollegen schadete. Sie beide wussten, dass der Aufenthalt im Wohnwagen vorerst Skinnys einzige Möglichkeit blieb, nicht entdeckt zu werden.
Und dorthin war Skinny vor wenigen Minuten ziemlich abrupt verschwunden. Er hatte nicht mal sein Shirt mitgenommen, so eilig hatte er die Küche und dann das Haus verlassen. Justus hatte ihn noch warnen wollen, nicht quer über den Hof zu rennen, doch der blonde Mann hatte sich eine Cappi von Onkel Titus vom Haken an der Tür genommen und war einfach hinübergelaufen. Zum Glück war es schon spät und dunkel, so dass man Skinny auch für eine Katze hätte halten können. Eine große, wohlgemerkt.
Justus seufzte. Dann stellte er die Teller in die Spüle und die Reste der Spaghetti in den Kühlschrank. Er würde morgen eine Portion davon in den Wohnwagen bringen. Dann ging er nach oben in sein Zimmer.
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Skinny hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht und starrte an die Decke. Dabei warf er immer wieder einen Tennisball in die Höhe, den er unter dem Sofa gefunden hatte. Seine Gedanken drehten sich. Seit einer Woche war er nun in diesem Wohnwagen gefangen. Justus würde sagen ‚in Sicherheit', doch das eine fühlte sich genauso an, wie das andere. Er konnte nicht raus. Konnte sich kaum bewegen. Und er war allein. Bis auf Blacky hatte er niemanden.
Der Vogel saß in seinem Käfig und hatte den Kopf im Gefieder vergraben. Kein Wunder, es war bereits spät, doch Skinny wollte noch nicht schlafen. Er hatte am Nachmittag etwas gefunden, dass ihm Kopfzerbrechen bescherte. Etwas, dass ihn an eine Zeit erinnerte, als alles aus dem Ruder gelaufen war.
Und er ahnte, dass Bob auf ziemlich unglückliche Weise mit seiner Vergangenheit verkettet zu sein schien. Ebenso, wie mit seiner Zukunft. Vielleicht konnte er seine Zukunft retten, wenn er sich endlich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen würde. Aber wollte er das wirklich? Konnte er das?
Der Ball flog bei diesem Gedanken etwas zu heftig an die niedrige Decke des Wohnwagens und kam mit einiger Wucht zurück, so dass Skinny verpasste ihn aufzufangen und er sein Gesicht traf. „Fuck!", keuchte Skinny und hielt sich die Stelle unter dem Auge. Lautlos rollte der Tennisball wieder unter das Sofa.
Leise fluchend beugte sich Skinny zum Kühlschrank und suchte etwas, dass er als Kühlung auf das Auge pressen konnte. Der Kühlschrank war gut gefüllt; Bob hatte die Einkäufe von Justus sauber in den Fächern und in der Tür verstaut. Er ließ den Blick über die Lebensmittel schweifen und dann sah er es plötzlich. Ein Schmunzeln huschte über Skinnys Lippen, als er die Dose aus der Tür nahm. Vergessen war der Schmerz an seinem Auge, als er das Bier mit einem Knacken, gefolgt von einem leisen Zischen, öffnete.
Auf Justus Frage vor zwei Tagen, was er Skinny vom Einkaufen mitbringen könne, hatte er spontan „Bier und Zigaretten" geantwortet. Beides hatte er nicht erwartet zu bekommen, da Justus im Gegensatz zu ihm noch nicht einundzwanzig, sondern erst achtzehn war. Anscheinend hatte Justus zumindest beim Bier einen Weg gefunden, ihm eine Freude zu machen. Und dabei hatte er auch noch seinen Geschmack getroffen.
Skinny nahm einen erfrischenden Schluck und ließ sich dann wieder aufs Sofa fallen. Mit seinem Handy schrieb er grinsend eine Nachricht.
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Bsst. Justus lag bereits in seiner Boxershorts und Shirt auf seinem Bett und las noch in einem Buch, als sein Handy seine Aufmerksamkeit forderte. Neugierig öffnete er den obersten Chat mit Skinny.
Danke 👍
Du hast es also gefunden 🙂
Jap. Genau zum richtigen Zeitpunkt, würde ich sagen...
Wieso? Ist was passiert? 🙁
Nichts Schlimmes. Mein Auge hat nur Bekanntschaft mit einem Tennisball gemacht 😵💫
Brauchst du Hilfe? Soll ich rüberkommen? 😟
Nein, es geht schon... Wenn du willst... 😏
Ich meine, wenn ich etwas für dich tun kann...
... schreibt...
....
Nein, schon okay, wollte nur Danke sagen 😆
Freut mich, dass ich dir etwas Gutes tun konnte...
Wie bist du überhaupt da rangekommen? 🧐
Jemand schuldete mir noch einen Gefallen 😉
Justus... 😉
☺️ War nichts Großes. Wenn es dir eine Freude macht
😘
Justus schluckte. Hatte Skinny ihm gerade einen Kuss geschickt? Ja, es war nur ein Smiley, aber der erste Detektiv spürte auf einmal sein Herz schneller in seiner Brust schlagen. Was sollte er darauf antworten? Er versuchte es zu überspielen.
😅 Wie gesagt, gern geschehen. Gute Nacht, Skinner!
Gute Nacht, Just!
Justus legte sein Handy beiseite und spähte quer über den Schrottplatz im Richtung Wohnwagen, der unter dem Haufen Schrott zwar nicht zu erkennen war, doch dessen Oberlicht deutliche Strahlen in den Nachthimmel abgab. Zum Glück sah man es nur von hier oben und nicht von der Straße aus. Doch Justus wusste, dass Skinner noch wach war. Er würde noch sein Bier austrinken und dann hoffentlich gut einschlafen können.