|DREI ???| Skinny Norris wird verdächtigt, der Drahtzieher des Raubes und Mordversuches an Bob Andrews zu sein. Niemand außer Justus glaubt ihm, dass er unschuldig ist. Im Hintergrund schmieden derweil Dr Franklin und Ian Jaccuard einen dunklen Plan...
Wären Bob noch mit dem Handy telefonierte, hatte Peter sich bereits hinter der Steuer seines Wagens gesetzt und Justus bei Inspektor Cotta angerufen. Da es noch früh am Morgen war, kamen sie schon nach kurzer Zeit in Little Rampart an. Ihr erster Weg führte sie zu der Adresse, die Cotta, den drei Jungen genannt hatte. Es war eine kleine, aber gepflegte Apartment Wohnung in einer der besseren Gegenden dieses Stadtteils. Nach einer kurzen Überprüfung stellten die Jungen fest, dass sich anscheinend niemand in der Wohnung befand, die Dr Franklin gemietet hatte.
Ihr nächster Weg führte sie zu Skinners Apartment. Justus stellte sofort fest, dass die Jalousien bis zur Fensterbank hinuntergelassen worden waren. Bei seinem letzten Besuch war noch ein kleiner Spalt offen gewesen. Seine innere Anspannung stieg, als er sich ausmalte, dass Skinny sich tatsächlich in seiner Wohnung befand. Er hoffte nur, dass entgegen seiner Erwartung Officer Johnson oder Dr Franklin nicht bei ihm waren. Um das herauszufinden, mussten sie allerdings noch auf jemanden warten.
Es dauerte zwei Minuten, bis sich ein Roller des Pizzadienstes dem Apartment näherte und kurz davor zum Stehen kam. Ein zierliches Mädchen stieg vom Roller und nahm den Helm ab. Ihre langen braunen Haare umspielten ein schmales Gesicht mit wachen großen Augen. „Hat hier jemand Pizza bestellt?", fragte sie grinsend, als sie den Pappkarton vom Rücksitz nahm.
Bob lächelte breit. „Wie gut, dass du da bist, Nancy! Wir müssen jetzt schnell handeln", sagte er und erklärte ihr dann den genauen Plan.
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„Ich weiß, dass ihr die Karte habt." Doktor Franklin fragte nicht, sie stellte fest." Also, wo habt ihr sie versteckt? Im Wohnwagen?", vermutete sie. „Oder hat der Dicke sie unter seinem Bett deponiert?" Ein hämisches Grinsen umspielte ihre Lippen. „Vielleicht sollte ich Officer Johnson noch einmal losschicken, um Justus einen Besuch abzustatten", schlug sie vor und zündete sich eine weitere Zigarette an. Sie saß auf Skinners Bett und hatte die Beine überschlagen, als ob sie sich wie alte Freunde unterhalten würden.
In Skinny rumorte es. Der Skinny von vor einer Woche hätte nur mit den Schultern gezuckt und dieser fixen Idee wahrscheinlich ziemlich gefühlskalt zugestimmt. Es kümmerte ihn nicht, ob die Psychologin sich mit den drei Fragezeichen einen Kampf lieferte. Doch der Skinny von heute hatte sehr wohl Skrupel. Er wollte nicht, dass diese böse Frau bei Familie Jonas einbrach und damit Justus in Gefahr brachte.
„Wir haben die Karte nicht!", zischte er sie an. Sie war nicht in Charles Haus!" Die Psychotherapeutin schnaubte. „Du willst mich wohl für dumm verkaufen! Natürlich habt ihr die Karte. Man hat euch beobachtet. Ihr wärt wohl kaum so schnell aus dem Haus wieder herausgekommen, wenn ihr die Karte nicht gefunden hättet. Also letzte Chance. Wo ist sie?"
„Ich weiß es nicht", log Skinny. „Justus hat sie versteckt. Er vertraut mir nicht. Und wahrscheinlich hat er sie in diesem Moment bereits zur Polizei gebracht." Dr Franklin stand auf und drückte ihre Zigarette mit dem Fuß auf dem Teppichboden aus. „Ich bin deine Spielchen ehrlicherweise schon lange leid, Eddie", sagte sie, als sie auf ihn zukam und ihn mit ihrem kalten Blick fixierte. „Wenn du nicht weißt, wo die Karte ist, bist du für mich wertlos. Schade, ich dachte wir könnten dieses Mal zusammenarbeiten."
Mit Schrecken erkannte Skinner, dass Dr Franklin eine kleine Nadel mit einer Flüssigkeit aus ihrer Tasche kramte. Ob sich darin wohl Gift befand? Skinner Herzschlag erhöhte sich schlagartig, um ein Vielfaches. Würde sie wirklich umbringen? „Was haben Sie vor?", keuchte er panisch, als sie fast bei ihm war. Seine Hände hinter seinem Rücken versuchten sich zu befreien, doch die Hexe hatte den Knoten so eng gemacht, dass es schier ausweglos war.
„Es tut mir leid, Eddy, aber du hast mir keine andere Wahl gelassen!" Sie war nun bei ihm angekommen und nahm die Schutzkappe von der langen Nadel der Spritze. Skinny wollte schreien, doch die Hexe stopfte ihm mit der freien Hand einen Knebel in den Mund. „Es wird nur ganz kurz weh tun", versuchte sie ihn zu beruhigen.
Skinny schloss die Augen. So würde es also mit ihm zu Ende gehen. Sein Leben hatte mehr Tiefen als Höhen gesehen, und die Höhen, die es gehabt hatte, waren erst in den letzten Wochen und Monaten in sein Leben getreten. Er dachte an die Lagebesprechung in Bobs Haus, kurz bevor sie Charles eine Falle gestellt hatten. Er dachte an das Telefonat mit Justus, als dieser ihn um Hilfe gebeten hatte, um mehr über Sam Leary herauszubekommen. Und er erinnerte sich an Kirschkuchen auf der Terrasse der Familie Jonas, Bobs Zusicherung, dass sie nun Freunde sein und auch an Buddy und Peter, die ihn beschützt hatten. Ein letztes Mal sah er Justus Gesicht vor sich, der ihn gestern Nacht so vertraut angesehen hatte und mit dem er sich nach all den Jahren der Einsamkeit endlich wieder ganz gefühlt hatte.
Skinny spürte, wie er zitterte, als er Dr Franklins Körper näherkommen spürte. Sie war ihm nun so nah, dass er ihr aufdringliches Parfüm deutlich riechen konnte. „Es ist gleich vorbei", flüsterte sie sanft und setzte die Spritze an.
Ein grelles Schrillen, unterbrach die Stille.
„Verdammt!" Vorsichtig öffnete Skinny die Augen und sah, wie Dr Franklin zum Fenster ging und vorsichtig hinausspäte. Doch man konnte vom Fenster aus die Tür nicht sehen, und so blieb ihr nach dem zweiten aufdringlichen Schrillen nichts anderes übrig, als die Tür der Wohnung ein Spalt breit zu öffnen.
„Ja? Wer ist da?" Skinny konnte die Person nicht sehen, doch es hörte sich nach einer jungen Frau an.
„Ich habe hier eine Pizza Speziale für einen Jeffrey?" Skinny horchte auf. Jeffrey! Das war doch Peters Freund, der sich gerade für ein paar Monate nach Europa absetzen wollte. Zufall?
„Tut mir leid, Sie müssen sich in der Tür geirrt haben. Dies ist nicht die Wohnung von Jeffrey." Dr Franklin blieb freundlich, doch schob die Tür sofort wieder zu. Doch sie hatte nicht mit Nancys Gegenwehr gerechnet. Zielsicher stellte die Pizzabotin einen Fuß in den Türspalt. „Ich bin mir sehr sicher, dass diese Adresse hier genannt wurde. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ich jemand einen Spaß erlaubt. Aber wenn Sie die Pizza nicht nehmen, muss ich sie bezahlen. Und als Vegetarierin muss ich Ihnen sagen, dass ich einer Pizza mit Jalapeños, Paprika und Bacon leider nichts abgewinnen kann. Wenn sie alle so freundlich wären und mir die zwölf Dollar für die Pizza geben könnten."
Skinner spürte, dass Dr Franklin nicht erfreut war, über das penetrante Verhalten der Pizzabotin. Doch noch mehr hoffte er, dass sie in diesem Moment so abgelenkt war, dass ihr nicht auffiel, welche Botschaft man ihm gerade zu Teil werden gelassen hatte. ‚Pizza Speciale', ging ihm durch den Kopf. Jalapeños, Paprika und Bacon. Justus, Peter und Bob. Zwölf Dollar, zwölf Minuten. Er musste nur noch kurz durchhalten!
„Gut", knickte die Psychologin ein. „Warten Sie hier, ich hole das Geld", sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Dann ging sie zu ihrer Tasche und kramte nach ihrem Portemonnaie. Hoffentlich würden die drei Detektive keine zwölf Minuten brauchen, um hier zu sein, dachte Skinner. Denn so genervt, wie die Psychotherapeutin nun war, würde sie sicherlich kurzen Prozess mit ihm machen, sobald die Pizzabotin verschwunden war.
„Hier", sagte Dr Franklin, als sie die Tür erneut öffnete und dem Mädchen im Austausch gegen den Pappkarton das Geld in die Hand drückte. „Der Rest ist Trinkgeld", sagte die Psychologin, als das Mädchen anfing, in ihrer Bauchtasche nach dem Wechselgeld zu kramen. „Nein, nein", sagte die Pizzabotin vehement. „Unsere Firmen-Politik schreibt vor, dass wir Wechselgeld korrekt rauszugeben haben."
„Es ist schon gut", behaarte die Psychologin genervt. „Behalten Sie den Rest, ja?" „Kennen Sie schon unser neues Treueprogramm? Kaufen Sie zehn Pizzen bekommen Sie eine gratis." Skinny bewunderte insgeheim die Hinhaltetaktik der Pizzabotin. Doch Clarissa Franklins Geduld war überstrapaziert. „Nein, danke", herrschte sie die junge Frau an. „Ich möchte jetzt, dass Sie gehen! Gehen Sie!" „Ich hatte Sie gar nicht gefragt, ob sie noch einen Dip dazu wollen", unternahm das Mädchen einen letzten Anlauf, doch Dr Franklin schob mit ihrem eigenen Fuß den Fuß der Botin aus dem Türrahmen und drückte dann die Tür ins Schloss. Sie waren nun wieder allein.
„So", sagte Doktor Franklin, nachdem sie den Pizzakarton auf dem Bett abgestellt hatte. „Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ich wollte dich zum Schweigen bringen!"