|DREI ???| Skinny Norris wird verdächtigt, der Drahtzieher des Raubes und Mordversuches an Bob Andrews zu sein. Niemand außer Justus glaubt ihm, dass er unschuldig ist. Im Hintergrund schmieden derweil Dr Franklin und Ian Jaccuard einen dunklen Plan...
Collin rieb sich kurz die Handgelenke, nachdem man ihm nach Dr. Franklins Besuch die unbequemen Handschellen abgenommen hatte. ‚Was für eine einfältige Frau', dachte er grinsend, als er sich an die letzten Minuten zurückerinnerte, als er ihr zum Abschied den ‚Charles' präsentiert hatte.
Er hatte schnell verstanden, dass die Psychologin diese seiner Persönlichkeiten dazu auserkoren hatte, ihr behilflich zu sein. Was sie zu seinem Glück nicht wusste, war, dass Collin nach dem Verrat im Gefängnis mit Charles kurzen Prozess gemacht hatte. Er hatte ihn verdrängt und ganz klein gemacht. Hatte ihn in der allerersten Ecke seines Unterbewusstseins weggesperrt und würde jegliche zukünftige Regung des Verräters unterdrücken. Charles würde ihm nie wieder in die Quere kommen.
Stattdessen nutze Collin diese Figur nun, um Dr. Franklin um den Finger zu wickeln. Sie hatte Charles sogar das Du angeboten. ‚Lächerlich', fand Collin. Wie konnte sie nur glauben, dass man einem Verbrecher-Genie wie ihm vertrauen konnte? War sie wirklich so naiv? Oder war es etwas anderes, dass sie an Charles fand? Vielleicht sogar so etwas wie Zuneigung?
Collin lachte innerlich, als er sich vorstellte, wie Clarissa, wie er sie nun nennen durfte, ihn aus dem Best Hope herausschmuggeln würde, in dem Glauben, dass sie vielleicht ein gutes Team abgeben würden. Ob nun persönlich, oder professionell, das wusste er noch nicht.
Er würde sich einfach mal überraschen lassen.
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Hektisch wühlte Justus in dem Eisfach in der Küche herum, bis er ein Kühlpack fand, das allerdings so steinhart war, dass er es Skinny schlecht für sein Auge anbieten konnte. Ganz hinten fand er dann auch noch die von Skinny gewünschten Eiswürfel. Klirrend ließ er ein paar davon in eine kleine Schüssel fallen. Als er die klaren Würfel aus gefrorenem Wasser betrachtete, hörte er unwillkürlich Skinnys Echo in seinem Kopf: „Ich stehe auf Eiswürfel".
Justus Gehirn, dazu verdammt immer und sofort alle möglichen Szenarien durchzuspielen, die mit diesen Informationen möglich waren, kreierte simultan mehrere Szenen von Skinny in Verbindung mit Eiswürfeln, von denen sich einige penetrant auffällig in Justus rechte Gehirnhälfte bohrten und seine äußere Großhirnrinde, den Neocortex, gekonnt aushebelten. Die, in denen Skinny selbst einen Eiswürfel langsam über seine nackte Brust und seinen Bauch wandern ließ, wobei sich eine kleine Menge Schmelzwasser in seinem Bauchnabel sammelte, war hierbei noch die harmloseste.
„Reiß dich zusammen!", schimpfte Justus, als er abermals die Hitze spürte, die in ihm aufzusteigen drohte. Was war das nur mit Skinny, dass ihn so aus dem Konzept brachte? Immer, wenn der Blonde einen Spruch machte oder eine Anspielung, wurde Justus rot wie eine reife Kirsche aus dem Kuchen seiner Tante. Und das lag zunehmend daran, dass er sich Skinner immer wieder leicht bekleidet oder nackt vorstellte. Nur Gott wusste, wieso.
Justus selbst vermutete, dass diese Gedankenblitze damit zu tun hatten, dass er sich in einer schwierigen Phase befand. Seine beiden besten Freunde waren auf einmal ein Liebespaar. Das allein hatte eigentlich schon genügt, ihn ordentlich aus seiner stabilen Bahn zu werfen. Dazu kam der doch recht aufwühlende Fall mit Charles, der ihn aus mehreren Gründen an ihren Feind Victor Hugenay erinnerte.
Er hatte mit Peter und Bob nicht darüber gesprochen, doch nach dem Abschluss des Falls hatte er auf eigene Faust Recherchen angestellt und war sogar nach Oxnard gefahren, um sich umzuhören. Leider hatte er außer ein paar kleineren Hinweisen keine große Entdeckung gemacht, doch die Beschäftigung mit dem Meisterdieb, hatte auch alte Gefühle für Brittany wieder aufgewirbelt. Und diese hatten sich nun, in Verbindung mit der neuen Situation seiner homosexuellen Freunde, wahrscheinlich so in seinem Gehirn vermischt, dass er nicht mehr klar denken konnte, wenn jemand in seiner Nähe war, den er mochte. Und ja, er hätte es niemals für möglich gehalten, aber er mochte Skinner Norris.
Er hatte sich verändert, in den letzten Monaten. Und merkwürdigerweise schien auch Skinner sich in Justus Nähe durchaus wohlzufühlen. Nicht umsonst hatte er den indirekten Wunsch geäußert, doch im Haus zu übernachten. Das hätte er sicher nicht getan, wenn Peter ihn gefragt hätte. Justus grinste bei dem Gedanken daran, dass Skinner und Peter sich ein Bett teilen müssten. Dies würde vermutlich in einem Desaster enden.
Bob und Skinner hätten vermutlich weniger Probleme damit. Immerhin hatte Bob seit dem Fall in Seven Pines beinahe freundliche Gefühle für Skinny.
„Kommst du noch mal wieder, oder bist du selbst hier festgefroren?" Skinnys Stimme holte Justus aus seiner Trance. Erschrocken sah er auf und Skinny am unteren Treppenabsatz stehen. Mit über der Brust verschränkten Armen lehnte er lässig grinsend an der Wand.
„Ich wollte gerade wieder hochkommen", meinte Justus schnell und griff nach der Schüssel mit den nur noch halb gefrorenen Eiswürfeln. Sie schwammen bereits in einer kleinen Pfütze auf dem Grund und erinnerten Justus sofort an den kleinen See, den der Eiswürfel seiner Gedanken in Skinners Bauchnabel hinterlassen hatte.
„Lüg mich nicht an, Justus Jonas", sagte Skinny streng und ging auf den ersten Detektiv zu, der wie ein Reh im Scheinwerferlicht mit einer Schüssel halbgeschmolzener Eiswürfel am Kühlschrank stand. „Ich bin schon eine Weile hier unten und du warst so in Gedanken, dass ich mich frage, was dein kluges Gehirn wohl für einen genialen Plan ausgearbeitet hat, während ich oben in deinem Zimmer auf meine Erfrischung gewartet habe", sagte er und ließ seinen Finger, seine Worte unterstreichend, in der Schüssel mit dem Eiswürfelwasser kreisen.
„Ich... ähm, ich habe nur...", stotterte Justus. Die plötzliche Präsenz von Skinner hatte ihn aus der Bahn geworfen.
„Justus Jonas sprachlos... Dass ich das noch erleben darf", feixte Skinny und fischte einen Eiswürfel aus der Schüssel. Dann hielt er ihn sich unter das Auge. Wasser rann an Skinnys Hand und seinem Arm hinunter und tropfte schließlich auf den Küchenboden. Fasziniert beobachtete Justus den Weg des Wassers, bis ihm einfiel, dass er die Pfütze auch wieder wegwischen musste.
Eilig drehte er sich um und griff nach einem kleinen Handtuch, dass neben der Spüle hing. Als er sich wieder umdrehte, starrte Skinny ungläubig auf sein Handy.
Die Augen weit aufgerissen entwich ihn nur ein flüsterndes: „Fuck, sie kommen!"