Drei ??? (3) - Escape

55 | Die Verwirrung ist perfekt

Bob wusste gar nicht, wo er zuerst hinsehen sollte. In den letzten Sekunden hatte sich die eigentlich sehr klare Situation seines Besuches bei Collin von entspannt zu dramatisch gewandelt.

Er war schon an der Tür gewesen und hatte sie zur Hälfte geöffnet, als Charles hinter ihm ihn plötzlich angeschrien hatte. Bob hatte sich erschrocken umgedreht und sofort neben sich die Bewegung des Wachmannes wahrgenommen. Charles rief ihm zu, dass er es nicht gewesen war, der ihm das Versteck verraten hatte. Er schien fast panisch zu sein und sehr darauf aus, dass Bob seine Botschaft verstand, doch Bob war überfordert damit, dass jemand im Begriff war, ihm etwas zu erklären, was im ersten Moment verrückt klang und der Wachmann an seiner Seite gleichzeitig mit dem Schlagstock auf den Jungen zuging.

Bob versucht angestrengt die Situation zu überschauen, als Charles bereits zu krampfen begann und hinter dem Tisch zu Boden sank. Nun kam auch die Schwester herein und sah bestürzt auf ihren Patienten. Sie rief nach dem Arzt und der Wachmann nutzte die Gelegenheit, Bob schnell aus dem Zimmer zu bugsieren.

Erst auf dem Gang, als etwas Ruhe eingekehrt war, schaffte es Bob seine Gedanken zu ordnen. Was war da gerade passiert?
„Alles in Ordnung, Mr Andrews!", fragte der Wachmann fürsorglich. „Ja, alles okay, denke ich", nuschelte Bob. Er war es nicht gewesen... Collin nahm seine Tabletten nicht...

„Was hast du mit ihm gemacht?" Eine wütend aussehende Krankenschwester kam aus Zimmer 207 gestürmt und sah Bob strafend an. Ihre Augen funkelten zornig. „Ich habe gar nichts gemacht!" Bob hob abwehrend die Hände. „Wir haben uns unterhalten und als ich ging, schrie er mich plötzlich an. Sagte irgendwas von einer Falle. Er sagte, dass der Mann, mit dem ich gesprochen habe, nicht Charles war und Collin seine Tabletten nicht nehme."

„Das kann nicht sein!", unterbrach ihn die Schwester scharf. „Ich überwache seit seiner Ankunft Collins Tabletteneinnahme. Und er hat sie jeden Tag genommen." Die junge Krankenschwester schien in ihrer Ehre gekränkt. Doch den Wachmann schien das wenig zu kümmern. „Vielleicht sollten Sie einmal sein Zimmer untersuchen", schlug er vor. „Wenn er die Tabletten nicht genommen hat, hat er sie vielleicht dort noch versteckt."

Auf dem Gesicht der hübschen Schwester zeichnete sich eine Zornfalte zwischen den Augen ab. „Stellen Sie etwa meine Kompetenz infrage?", meinte sie beleidigt.
„Ich bin Polizist", antwortete er unbeeindruckt. „Meine Aufgabe ist es, Fragen zu stellen und niemandem zu vertrauen. Besonders nicht jemandem, der einen Dachschaden zu haben scheint."

Als die Schwester nun anfing, den Zweck der Einrichtung näher zu erläutern und klarzustellen, dass diese Menschen zwar krank waren, aber nicht jeder von ihnen ein Psychopath war, wand sich Bob zum Gehen und ging schon einmal die Treppe im Treppenhaus hinab. Er wollte nur ungern zwischen die Fronten geraten. Viel wichtiger schien ihm sich daran zu erinnern, was genau Charles gesagt hatte.

„Du darfst nicht zu Mr Mason gehen, hörst du, Bob?  Ich war das nicht, der dir diese Geschichte erzählt hat, das war Collin! Er nimmt seine Tabletten nicht, hörst du? Die Karte ist nicht bei Mr Mason!"

Wenn es stimmte, was der zweite Charles zu ihm gesagt hatte, sollte er auf das, was der erste Charles ihm gesagt hatte, nicht hören. Was war das noch gleich?

„Die Karte habe ich bei meinem ehemaligen Arbeitgeber im Haus versteckt. Das Haus steht in Oxnard. Es ist das Haus von Mr Manson. Die Adresse kann ich dir aufschreiben, was viel wichtiger ist der Ort, wo ich die Karte versteckt habe."

Bob zog den Zettel mit der Adresse dieses Mr Masons aus der Hosentasche und nahm sich vor, sofort im Auto, alles aufzuschreiben, weil er genau wusste, dass Justus nach jedem Detail fragen würde. Ob Justus und die anderen ihm diese verrückte Geschichte wohl glauben würden?