Look On Down From The Bridge

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Maybe I'll just place my hands over you
And close my eyes real tight


Während der Fahrt zum Schrottplatz verfluchte Bob seine Mutter immer noch. Klar, wollte sie nur das Beste für ihren Sohn und wahrscheinlich auch für all die Mädchen, die er mit nachhause nahm. Doch das war nicht der richtige Weg. Bob dachte zurück an die Worte, die seine Mutter vor ein paar Wochen zu ihm gesagt hat.

"Wer war das denn?", fragte sie entgeistert und sah ihren Sohn an, der auf den Stufen, die zur Haustür der Andrews führten, stand. Es war klar, dass sie das Mädchen meinte, welches ein paar Sekunden zuvor aus dem Haus stürmte, eilig durch den Vorgarten rannte, in ihr Auto stieg und schluchzend davonfuhr.
"Sollten du und Dad nicht in Europa sein?", murmelte Bob etwas geistesabwesend und vernebelt. Sie drückte ihren Sohn an seiner Schulter ins Haus zurück und schloss die Tür hinter sich. Während sie ihre Jacke und Schuhe auszog beorderte sie ihn, sich schonmal an den Küchentisch zu setzten. Bob wusste keinen anderen Ausweg als zu tun, was seine Mutter verlangte.

Als Mrs. Andrews ein paar Minuten später auch in die Küche trat, setzte sie sich als erstes Wasser für einen Früchtetee auf. "Nun sag schon Robert, wer war dieses Mädchen? Und wieso rennt sie Mitten in der Nacht aus unserem Haus, als hätte sie einen Geist gesehen?" Der Tonfall seiner Mutter war undeutbar. Sie war verwirrt, das war klar. Doch es schwankte noch etwas anderes mit. War es Wut, Trauer, Enttäuschung? Bobs Kopf war noch zu sehr vom Alkohol vernebelt, als dass er es hätte deuten können.

"Wieso bist du mitten in der Nacht hier und nicht in Europa?", er hatte mal gelernt, dass wenn man eine Frage nicht beantworten will, man einfach mit einer Gegenfrage antworten solle. Das dreht den Spieß um und manchmal ist der Gegenüber dann so verwirrt, dass er seine eigentliche Frage vergisst.

"Ich wohne hier", Seine Mutter blickte von ihrem Kochenden Wasser auf und sah ihn an "Aber das beantwortet meine Frage nicht" Bob war still, der Alkohol machte es schwierig für ihn, wie gewohnt, eine gute Ausrede zu erfinden.

"Das war eine Freundin", antwortete er schließlich, seine Stimme war zwar etwas belegt aber zum Glück trotzdem verständlich, "Wir haben uns gestritten"

Bobs Mutter nahm die Kanne mit heißem Wasser vom Herd und goss sie in einen etwas kleineren Glass Krug. Sie hielt den Teebeutel fest, damit er nicht vom Wasser runtergezogen wurde. "Eine Freundin oder deine Freundin?", fragte sie weiter. Sie blickte nicht auf, sondern war immer noch auf den Teebeutel fokussiert, der das heiße Wasser langsam dunkelrot färbte.
Als Bob nicht antwortete, wurde ihre Miene schlagartig etwas dunkler "Ihr steck doch nicht schon wieder in irgendeinem Fall drinnen, oder? Sag mir, dass das jetzt keine Verbrecherin oder gar Kriminelle in unserem Haus war"

Bob blickte seine Mutter erschrocken an, "Nein! Nein natürlich nicht, das war nur ein Mädchen, keine Ahnung ich kenne sie gar nicht wirklich!" Eigentlich wollte Bob seine Mutter mit dieser Aussage beruhigen, doch er schien das Gegenteil zu bewirken.

Mrs. Andrews nahm den Teebeutel aus dem Krug und legte ihn in die Spüle. Sie Griff nach zwei Tassen und füllte die Dunkelrote Flüssigkeit hinein. "Wie meinst du, du kennst sie 'gar nicht wirklich' ich habe gedacht sie ist eine Freundin von dir" In Bobs Gehirn schien es zu rattern, man konnte die Glühbirne über seinem Kopf schon fast sehen, als er es realisierte. Er hatte sich verraten. "Naja, wir sind noch nicht so lange befreundet, ich meine-"

Er wurde von einem lauten Geräusch unterbrochen. Seine Mutter hatte eine der Tassen mit Schwung direkt vor seiner Nase auf den Tisch gestellt und sah ihn eindringlich an. "Robert lüg mich nicht an", sie beugte sich über den Tisch und war ganz nah an seinem Gesicht dran. Bob schluckte. Er wollte etwas antworten, fand aber nicht die richtigen Worte und atmete darum einmal zitternd aus.

Seine Mutter wich ein wenig zu schnell von ihm weg und Bob sah sie verwirrt an. Auch auf ihrem Gesicht spiegelte sich Verwirrung ab. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen, ihr Mund hing leicht offen, dafür spiegelten ihre Augen Wut ab. "Rieche ich da Alkohol?", flüsterte sie entgeistert, "Robert hast du getrunken"

Bob blickte beschämt auf die Tischplatte, nun konnte er sich wirklich nicht mehr rausreden. Egal wie sehr er sich nun wünschte, im Erdboden zu versinken, sein Wunsch würde leider nicht in Erfüllung gehen. Er seufzte.

"Robert Andrews jetzt sag mir auf der Stelle was hier los ist!" Sie blickte ihn aufgebracht an. 

"Tu ich, aber nur wenn du mir versprichst, nicht auszurasten" Als Antwort zog Mrs. Andrews sich einen Stuhl ran, setzte sich ihrem Sohn gegenüber und sah ihn ernst an. Ein letztes Mal seufzte Bob und verschränkte seine Hände im Merkel style über seinem Gesicht.

"Ich kenne sie wirklich nicht. Ich habe keine Ahnung, wer sie ist, geschweige denn wie sie heißt", gab er schließlich zu. "Und warum ist sie dann in unserem Haus?" Seine Mutter schien es nicht zu verstehen. 

"Weil ich sie hierhin eingeladen habe", er sah sie eindringlich an, nur keine Schwäche zeigen.

"Und woher... also, wenn du sie nicht kennst, wie hast du sie dann hierhin eingeladen? Über eine Dating App? Oder hast du sie auf der Straße getroffen?" Bob schüttelte den Kopf 

"Naja, so ähnlich, ich habe sie in einer Bar getroffen" Man sah Bobs Mutter an, dass sie innerlich mit sich rang, um nicht die Beherrschung zu verlieren. "Und dort hast du Alkohol getrunken?" Bob nickte "Und was hattest du mit ihr hier vor? Ich meine warum nimmst du sie mit nachhause? Doch nicht etwa um..." Bobs Blick sagte ihr alles. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und Bob, der mittlerweile seine Merkel Pose aufgegeben hatte, wusste nun nichts mehr mit seinen Händen anzufangen. Er griff nach der Tasse und nahm einen Schluck Tee, was er zugleich wieder bereute. "Heiß", fluchte er.

Er konnte die Emotionen seiner Mutter nicht zuordnen. Sie blickte aus dem Küchenfenster und schien verletzt, wütend, traurig... verstört? Sie wusste wohl selbst nicht, wie sie mit dieser neuen Information über ihren Sohn umgehen sollte.

"Passiert sowas öfter?", fragte sie mit zittriger Stimme, "Also, dass du Mädchen mit nachhause nimmst" Wieder nickte Bob. "Und wieso?", sie gestikulierte wild mit ihren Armen herum und schien verzweifelt, "Brauchst du irgendeine Art von Bestätigung? Ist es, weil dein Dad und ich so wenig zu Hause sind und du dich allein fühlst? Was ist es wieso tust du sowas?"

Bob zuckte mit den Schultern. "Wenn ich mich allein fühle, hole ich mit Peter oder Justus rüber, dass hat nichts mit euch zu tun" Wollte er seiner Mutter ein wenig Last abnehmen.

"Und wieso machst du es dann? Ist es Ablenkung?", Bingo. Bob zuckte ein wenig zusammen. Doch zugeben wollte er es nicht "Keine Ahnung", flüsterte er. "Robert du hättest uns doch sagen können, dass du noch nicht über Elizabeth hinweg bist, wir hätten doch reden können", seine Mutter sah ihn nun sogar ein wenig mitfühlend an.

Ach Elizabeth...

"Hat das Mädchen darum geweint? Hat sie rausgefunden, dass sie nur als Ablenkung dienen sollte?" Wieder nickte Bob. Die meisten waren auch nur auf eine Nacht aus, doch bei ihr schien es anders gewesen zu sein.

Mrs. Andrews nahm die Hand ihres Sohnes, die neben der Tasse auf der Tischplatte lag, und drückte sie einmal kräftig. Einen Moment lang herrschte Stille, bis Bobs Mutter sie wieder durchbrach. "Weißt du was, ich habe eine Idee", verkündete sie, "Ich habe sehr viele Freundinnen von außerhalb Kaliforniens. Du weißt schon, durch die Arbeit deines Vaters habe ich sehr viele neue Menschen kennengelernt. Und wer weiß, die eine oder andere hat sicher eine hübsche Tochter in deinem Alter. Na, was sagst du?"

Bob lächelte schwach und nickte seiner Mutter zu "Klingt gut"

Doch das Einzige, was ihm in dem Moment durch den Kopf ging, war dass sie Gott sei Dank nicht gefragt hat, wie er überhaupt in die ganzen Clubs reingekommen ist. Denn dann hätte er ihr beichten müssen, dass er immer noch eine fake ID von einem früheren Fall benutzte. Und das würde ihren Hass gegen Justus und seine Detektiv Arbeit nur verstärken.

Bob wurde aus seinen Gedanken gerissen, durch die vertraute Einfahrt des Schrottplatztes fuhr. Das Auto hatte sich wie von selbst gefahren, er kannte den weg nun in und auswendig. Er parkte seinen Käfer, stieg aus und machte sich auf den Weg in die Zentrale zu seinen beiden Kollegen. 


Light My Love (Shandrews)Where stories live. Discover now