Kapitel 3:
Rose
48 Stunden. 48 Stunden sind vergangen. 48 Stunden ohne jegliche Probleme oder Sorgen, wie zum Beispiel das Kotzen von Freitagabend. Jetzt ist es schon Sonntag. Sonntagabend und bald muss ich wieder nach Hause. Der Gedanke daran bereitet mir jetzt schon Bauchschmerzen. Ich will nicht. Klar freue ich mich schon ein wenig auf den Urlaub in Kroatien, doch auf die negative Gefühlachterbahn die sich langsam wieder anbahnt, habe ich kein Bock. Darauf kann ich gern verzichten. Immerhin war dieses Wochenende mein erholsamstes Wochenende seit langem und das muss schon etwas heißen. In diesen 48 Stunden konnte ich alles vergessen, worüber ich mir sonst Gedanken gemacht hätte. Dieses Gefühl war einfach… schön. Sehr schön und ich will noch nicht, dass es vorbei ist.
„Alles in Ordnung, Rose?“, fragt mich Marleen und beißt gleich darauf von ihrer Pizza ab. Shayla musste schon etwas früher nach Hause und da wir beide Hunger bekamen, entschieden wir uns dazu, nochmal Pizza zu essen, auch wenn es naher noch zuhause Abendessen gibt. Nur weiß ich nicht, wie gut drauf ich dann noch bin, weswegen ich lieber jetzt noch was esse, bevor es nachher zu spät ist. Und was soll ich sagen? Es schmeckt. Ich habe bis jetzt kein einziges Mal das Gefühl bekommen, wieder kotzen zu müssen. Das ist ein gutes Zeichen, auch wenn ich weiß, dass es nur vorrübergehend sein wird. Leider.
„Alles gut“, antworte ich, was diesmal sogar aufrichtig ehrlich ist. Zudem musste ich in diesen 48 Stunden kein einziges Mal lügen, was meinen Gesundheitszustand betrifft. „Das freut mich sehr“, meint sie und schluckt ihr letztes Stück runter. Auch ich esse auf, woraufhin sofort ein genüssliches Stöhnen folgt. „Da scheint es aber jemanden geschmeckt zu haben.“ Ein freudiges Grinsen breitet sich auf Marleens Lippen aus, welches mich direkt ansteckt, sodass auch ich zufrieden lächle. „Das war es“, gebe ich zu. Eigentlich habe ich noch voll Bock auf was Süßes, doch all die Süßigkeiten, die wir am Freitag gekauft haben, sind schon alle. Das hätte ich nicht gedacht. Aber das meiste davon ist gestern Nacht draufgegangen. Ich bin gegen zwei Uhr aufgewacht und hatte plötzlich eine Heißhungerattacke, was bei mir nichts Neues war. Mit den Süßigkeiten habe ich mich dann nach draußen auf die Terrasse gesetzt. Gegen vier kam dann Marleen noch dazu. Zusammen haben wir etwas Deep-Talk geführt, was echt gut tat. Wir redeten über die verschiedensten Themen und stellten ziemlich oft fest, wie viele gemeinsamen Ansichten wir haben. Sie ist einfach die perfekte beste Freundin. Irgendwann sind wir dann auch wieder rein gegangen, haben uns schlafen gelegt und sind erst gegen Mittag wieder aufgewacht. Lustigerweise bekam Shayla von all dem nichts mit. Sie hat sich nur gewundert, warum wir so lang geschlafen haben. Eine gute Sache hatte das ganze auch. Shayla hat uns mit selbstgemachtem Frühstück überrascht.
„Das freut mich wirklich sehr, Rose“, sagt sie lächelnd zu mir und nippt an ihrem Glas mit Cola. „Mich auch“, antworte ich und stehe auf, um mein Geschirr wegzuräumen. Gestern, also am Samstag, waren wir wieder in der Stadt und verbrachten dort etwas Zeit zu dritt. Wir besuchten ein paar Orte, wo wir auch wieder das ein oder andere Erinnerungsfoto machten. Gegessen haben wir in einem italienischen Restaurant. Für mich gab es, wie so oft auch, Spaghetti Cabonara und oben drauf geriebener Parmesan. Irgendwann möchte ich mal nach Italien reisen und dort eine Pasta essen. Dort schmeckt sie bestimmt ganz anders.
Danach sind wir wieder zu Marleen nach Hause gegangen, wo wir uns mit ihren Beauty-Sachen austobten. Was heißt, dass wir uns Gesichtsmasken machten, unsere Nägel lackierten, wodurch ich jetzt schwarze Fingernägel habe, was mir sehr gefällt und uns gegenseitig schminkten. Zwar nur dezent, also wie sonst auch, aber es war ein schönes Gefühl. Ein Gefühl der Unbeschwertheit. Natürlich konnten wir es auch diesmal nicht lassen, dabei Fotos zu machen. Es sind viele entstanden, aber nur eine Handvoll von ihnen gefällt mir wirklich. Diese habe ich sofort an mich weitergeleitet, damit ich sie auch in meiner Galerie habe. Eines von den fünf Fotos hat es mir sofort angetan. Es ist eins, wo ausnahmsweise nur Marleen und ich drauf zu sehen sind. Darauf hat sie sich zu mir umgedreht und ihre Lippen ganz sanft auf meine Wange gelegt. Es war ein sehr schönes Gefühl, auch wenn ich innerlich dahin geschmolzen bin. Ob ich immer noch Gefühle für meine beste Freundin habe? Ich habe keine Ahnung.
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Kurzgeschichten zu "Nur die Vergangenheit kennt die Wahrheit"
Teen FictionEs ist Herbst. Du sitzt auf dem Fensterbrett, in deinem Zimmer. Das Fenster ist angeklappt und du hörst, wie der starke Regen gegen die Scheibe prasselt. Es tobt ein unheimliches Gewitter und du denkst, die Welt geht gerade unter. In den Händen hält...