Allison
Eigentlich wollte James Vega nur so gut es geht über seine Trennung hinwegkommen. Doch als er dafür wieder Kontakt zu Allison Bell, einer alten Freundin aufnahm, ahnte nicht einmal er, was für Folgen sein Vorhaben mit sich zieht. Und zwar für beide Seiten. Denn während der junge Student versucht sich abzulenken, hat sie hingegen schon längst mit der Vergangenheit abgeschlossen und ihn auch vergessen. Allerdings muss sich Allison schnell eingestehen, dass der Wideraufbau des Kontakts mit ihrem Ex-Freund gar nicht so schlimm ist. Auch wenn sie sich das nie eingestehen würde. Doch selbst ein Jahr später, wird sie noch immer von Dämonen geplagt, die diesmal weitaus schlimmer sind, als jemals zuvor. Ist James dieser neuen Herausforderung gewachsen? Oder wird er letztendlich wieder einen Rückzieher machen?
Je länger ich hier stehe, desto mehr verliere ich jegliches Zeitgefühl um mich herum. Genau deswegen bekomme ich auch gar nicht mit, wie die Sonne hinter mir untergeht und der Vollmond seine hellen Strahlen in mein Zimmer wirft, die wiederum als natürliche Lichtquelle dienen, sodass ich nicht wirklich eine Lampe brauche. Dennoch leuchten die Lichterketten an meinem Bett, was in Kombination mit dem Mond echt schön aussieht. Besonders gefällt mir dabei die Farbe Blau, da sie irgendwie alles dunkler macht. Dunkler, so wie meine Seele. Dunkler, so wie meine Gefühle.
Je länger ich hier stehe, desto mehr verliere ich mich in die Augen von James. Er steht vor mir, keine zehn Zentimeter trennen uns mehr und schaut mich mit zwei wunderschönen Saphiren an, die mir immer weiter den Atem rauben. Sie rauben mir nicht nur den Atem, sondern auch meinen Verstand und alles was dazugehört. James blaue Augen sind so unfassbar schön, dass es unmöglich ist, nicht in sie hineinzuschauen. Und wenn ich mich dann ihnen hingebe, kann ich direkt in sein Inneres blicken. In seine Seele. Er lässt es zu, nach all dem was passiert ist und das bedeutet mir so unfassbar viel.
Je länger ich hier stehe, desto mehr realisiere ich, was hier eigentlich gerade passiert. James Vega steht tatsächlich vor mir. In meinem Zimmer. Dass das jemals mal real wird, hätte ich ehrlich gesagt nie für möglich gehalten. Noch vor zwei oder drei Monaten war alles gut. Naja, sofern man mein verkorkstes Leben als gut betiteln kann. Doch dann hat er mich plötzlich angeschrieben und bei mir alles Stückchenweise auf den Kopf gestellt. Jetzt fühlt es sich langsam wieder so an, wie früher. Nur wird es nie wieder so wie früher sein. Dafür hat er mich einfach viel zu sehr verletzt. Er hat mein Herz zerbrochen, welches ohnehin schon ziemlich heruntergekommen war und sich mittlerweile ein kleines bisschen erholt hat. Ich habe keine Lust, schon wieder verletzt zu werden, falls das überhaupt noch möglich ist. Denn sofort stellt sich mir wieder diese eine Frage: Kann man einen Menschen das Herz brechen, der eine Seele aus Eis hat?
„Alli“, sagt er leise und lässt mich augenblicklich zusammenzucken, was ich jedoch so gut es geht hinter meiner eisernen Fassade zu verstecken versuche. Doch in seiner Gegenwart kann ich ihn nicht täuschen. Kein bisschen. So ist es auch beim schreiben schon immer gewesen. So wird es immer sein und irgendwie gefällt mir das auch. Ein kleines bisschen. Auch wenn ich ihm das nie sagen, geschweige denn zugeben würde. „J…James“, krächze ich kaum hörbar und werfe ihm ein halbwegs akzeptables Lächeln zu, um ihm zu versichern, dass er nicht schuld daran ist, dass ich mich erschreckt habe. Ich war einfach viel zu sehr in meinen Gedanken vertieft und dabei die Realität aus den Augen verloren. Dass das nicht zum ersten Mal passiert, ist in dem Fall egal. Oder nicht? Zugegebenermaßen ist er seit neustem ein fester Bestandteil dieser Gedanken.
Stattdessen bekomme ich von ihm ein Lächeln geschenkt. James Lächeln ist warm und trifft mich mitten ins Herz. Es breitet sich rasant aus und gelangt binnen weniger Sekunden in die entferntesten Fasern meines Körpers. Sein Lächeln raubt mir förmlich den Atem. Am liebsten möchte ich nochmal seinen Namen sagen, da ich es insgeheim mag, ihn in den Mund zu nehmen und über meine Zunge zergehen zu lassen. Sehr sogar.
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Kurzgeschichten zu "Nur die Vergangenheit kennt die Wahrheit"
Teen FictionEs ist Herbst. Du sitzt auf dem Fensterbrett, in deinem Zimmer. Das Fenster ist angeklappt und du hörst, wie der starke Regen gegen die Scheibe prasselt. Es tobt ein unheimliches Gewitter und du denkst, die Welt geht gerade unter. In den Händen hält...