Kapitel 2

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Unbeeindruckt starrte Hobi den Typen vor sich an. Er war gut einen Kopf größer, wesentlich breiter und muskulöser, doch er war langsam. Er könnte Dohjun entwaffnen, bevor dieser realisiert, was ihm geschieht. Doch er musste auf der Hut sein. Durfte sich nichts anmerken lassen und nicht zu dick auftragen, sonst waren seine Atemzüge gezählt.

„Du solltest dringend Duschen, wenn du deine Scheiße riechst" und machte einen halben Schritt auf ihn zu.

„Halt die Fresse, bevor ich sie dir stopfe. Wo warst du?" knurrte der größere, während seine Augen ihn wütend anblitzten.

„Joggen" erklärte er achselzuckend und erntete einen zweifelnden Blick als Antwort. „Was? Ich bin 24 Stunden wegen der eingesperrt und muss babysitten. Muss mich fit halten und nachts pennt die wie eine Tote!"

„Und warum habe ich dich dabei noch nie erwischt?"

„Weil ich besser und klüger bin als du" erwiderte Hobi herausfordernd und drückte seine Stirn an den Lauf der Waffe. „Komm, drück ab!" Deutlich sah man Dohjuns Gehirnzellen arbeiten.

„Geh zum Boss!" forderte er Hoseok auf und senkte die Waffe. Hobi überquerte die Rasenfläche, welche durch eine weiße Frostschicht bedeckt war. Er konnte hören, wie Dohjun ihm dicht folgte und seine Waffe sicherte. Schon an der Eingangstür erwartete Yujun ihn und sah verdammt angepisst aus. Seine Stirn lag in Falten, seine Augen zusammenzogen.

„Wie kannst du das Miststück aus den Augen lassen? Jetzt, wo die Fluchtgefahr kritisch gestiegen ist? Es ist deine einzige Aufgabe, die Schlampe ununterbrochen zu bewachen!" fuhr er ihn unbeherrscht an. Hobi überlegte sich seine nächste Worte genau. Er durfte nicht riskieren, jetzt den Job und somit sein Leben zu verlieren.

„Sie schläft wie ein Stein. Und selbst wenn, sie kennt die Welt draußen nicht. Sie ist verloren, tot, sollte sie das Grundstück jemals verlassen. Sie flieht nirgendwo hin" erwiderte er ruhig.

„Kihun übernimmt deinen Job. Du wirst mich morgen begleiten. Um 13.00Uhr in der Garage!" befahl Yujun und ließ keinen Widerspruch zu. Im selben Augenblick drehte er sich um und verschwand im Haus. Fuck, war Hobi sein einziger Gedanke, während er auf den Weg nach oben war. Das konnte nichts gutes bedeuten. Er hat Yujun noch nie begleitet und Kihun war ein Mistkerl. Er würde nichts unversucht lassen, Sora zu bedrängen. Er warf einen prüfenden Blick in Soras Zimmer, doch diese schlief friedlich. Er machte sich bettfertig und fiel erschöpft ins Bett. Vielleicht konnte er die Chance nutzen, um an Infos für die Verlobungsfeier zu kommen.

Als Sora aufwachte, fühlte sie sich erschöpft und ausgelaugt. Sie hatte wirres Zeug geträumt. Sie machte sich im Bad frisch, zog sich an und öffnete ihre Zimmertür. Erschrocken wich sie zurück, als sie Kihun statt Hobi dort stehen sah. Lüstern funkelten seine dunklen sie an, während er sich genüsslich über die Lippen leckte. Angeekelt verzog sie das Gesicht. Sie konnte nicht fragen, wo Hobi war, dass würde nur Fragen aufwerfen. Genervt ging sie runter in die Küche, um zu schauen, ob das Essen fertig war. Sie nahm sich ein Teller, füllte sich etwas von den verschiedenen Gerichten auf und ließ sich am Tisch nieder. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie allein aß, doch üblicherweise leistete ihr Hobi Gesellschaft.

„Zu schade, dass du bald weg bist. Wir zwei hätten viel Spaß haben können" grinste Kihun sie anzüglich vom Türrahmen an. Die Hochzeit, schoss es ihr augenblicklich in den Kopf, während ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Das hatte sie vergessen, verdrängt. Augenblicklich war ihr das Essen vergangen. Würgend schmiss sie das Essen unangerührt in den Müll, als sich ein warmer Körper von hinten an sie drängt.

„Verpiss dich!" knurrte sie, wollte sich an ihm vorbeidrängeln, doch er stützte seine Hände links und rechts von ihr auf der Arbeitsfläche ab und schloss sie so zwischen sich ein.

„So angriffslustig. Das wird ein Spaß" hauchte er ihr ins Ohr, deutlich konnte sie seinen warmen Atem an ihrem Nacken spüren.

„Rühr mich an und du wirst deine Eier zum Frühstück roh serviert bekommen!" fauchte sie und schlug seinen Arm weg. Flink schlängelte sie sich an ihm vorbei, doch er ergriff ihr Handgelenk und hielt sie fest.

„Lass sie los!" knurrte Hobi vom Türrahmen aus, der gerade dazukam und funkelte Kihun bedrohlich an.

„Was mischt du dich ein? Sie gehört heute mir!" murrte Kihun und grinste Hobi an.

„Sie gehört niemanden. Und sollten deine Drecksfinger sie noch einmal berühren, wird Yujun nicht sehr erfreut darüber sein" drohte Hobi und Kihun ließ augenblicklich ihr Handgelenk los. Murrend verließ er die Küche. Besorgt musterte Hobi die junge Frau. „Geht es dir gut?" flüsterte er leise, doch bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Es tut mir leid. Ich muss deinen Vater heute begleiten. Schließ dich in dein Zimmer ein, damit Kihun dir nicht zu nahekommen kann. Sobald ich wieder da bin, komme ich nach dir sehen" lächelte er sie aufmunternd an, doch sie nickte nur und verließ die Küche. Seufzend fuhr er sich durchs Gesicht, dann begab er sich in die Garage.

„Steig ein" forderte Yujun und stieg als erster in die schwarze Limousine ein, Hobi folgte ihm.

„Was ist meine Aufgabe, Mr. Lee?" erkundigte er sich, als sich die Limousine in Bewegung setzte.

„Du bist heute mein Personenschützer. Anscheinend langweilt dich deine sonstige Aufgabe, da du sie offensichtlich vernachlässigst!" erwiderte dieser und widmete sich seinem Handy. Hobi war nicht ganz wohl zumute. Er wollte nicht in die Machenschaften des korrupten Arbeitgebers verwickelt werden. Rund eine halbe Stunde später hielten sie und beide stiegen aus. Hobi erkannte das luxuriöse Hotel The Plaza sofort. Er folgte seinem Chef hinein und behielt die Umgebung dabei gewissenhaft im Auge. Sie betraten einen großen Festsaal, wo schon ein Mann ungeduldig wartet. Er positionierte sich an der Tür und wartete ab. Als das Wort Hochzeit fiel, widmete er seine Aufmerksamkeit dem Gespräch und er glaubte sich zu verhören. Er soll derjenige sein, den Sora heiraten muss? Er betrachtete den Mann genauer. Er war einen halben Kopf kleiner als Yujun, hatte eine ergraute Halbglatze und war mindestens 50 Jahre alt. Sein Bierbauch war deutlich unter dem schwarzem Hemd zu erkennen und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißtropfen. Sein Blick wurde lüstern und dunkel als Yujun ihm ein Foto von Sora zeigte. Er wirkte schmierig und eklig und Hobi musste tief durchatmen, um die Fassung zu wahren.

Anscheinend fand die Verlobungsfeier hier statt, was Sinn ergab. Es würden sicher viele hochrangige, angesehene Leute erscheinen und der Saal war prunkvoll eingerichtet. Mehrere pompöse Kronleuchter sorgten für ausreichend Beleuchtung. Überall waren Deko Elemente mit Gold verziert. Er spionierte den Saal genauer aus. Hinter ihm war die doppelte Eingangstür zum Saal, rechts von ihm waren versetzt zwei weitere Türen. Er vermutete, dass eine davon zur Küche führte. Des Weiteren befanden sich zu seiner linken und vor ihm je fünf große Fenster, die viel Sonnenlicht hereinließen. Es würde nicht einfach werden, ihre Flucht von hier zu planen.

Ihr nächste Zwischenstopp war in einem beliebten, koreanischem Restaurant im Stadtzentrum. Yujun schien hier regelmäßig zu verkehren, er durchquerte, ohne zu zögern, das Restaurant und ging durch eine weitere Tür in ein Hinterzimmer. Zwei weitere männliche Personen saßen hier an dem einzigen runden Tisch. Hobi blieb an der geschlossenen Tür stehen und nachdem er den Raum inspiziert hat, versuchte er unauffällig zu lauschen. Es ging um eine Waffenlieferung, die in zwei Wochen stattfinden sollte. Der Summe nach zu urteilen, mussten es sehr wertvolle oder verdammt viele Waffen sein. Was hatte er damit vor? Er nahm sich vor, Yoongi auch davon zu berichten, wenn es auch nicht hilfreich für die Flucht war.

Irgendwann gesellte sich ein weiterer Mann mittleren Alters dazu, der vier junge und leicht bekleidete Damen mitbrachte. Jeder gesellte sich zu einem Mann und bezirzte diesen. Zwei Kellner betraten den Raum und stellten alkoholische Getränke auf den Tisch, zusammen mit einen silbernen Alukoffer. Argwöhnisch musterte er diesen und entspannte sich etwas, als nach dem Öffnen Pokerchips zum Vorschein kamen. Das würde eine lange Nacht werden. Er hoffte nur, dass es Sora gut ging. 

So far away und doch so nah (Suga/Hobi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt