Kapitel 6

13 1 1
                                    

„Wirst du bei mir bleiben?" wispert sie. Nickend lächelt er sie an. Tief atmete sie durch, dann nimmt sie entschlossen seine Hand.

„Zur Hintertür! Jetzt!" knurrte Yoongi, der ihnen unauffällig gefolgt ist, leise hinter ihr. Erschrocken zuckte sie zusammen, während sie Yoongi folgten. Doch ihr Kleid und ihre Schuhe machten es ihr unmöglich, mit ihnen Schritt zu halten.

„Langsamer" ruft Hobi leise Yoongi zu. Fluchend drehte sich dieser um und wollte etwas rufen, doch erkannte sofort das Problem.

„Zieh die Schuhe aus!" befahl er Sora, während er den Saum ihres Kleides umgriff und dieses bis hoch zu ihren Oberschenkeln einriss. Keuchend zog sie scharf die Luft ein, kaum in der Lage, die Situation zu begreifen, als Hobi ihr schon die Schuhe ausgezogen hat. „Weiter!" knurrte der Ältere und sie taten, wie befohlen, als neben Yoongi eine Kugel die Wand traf. Der Schuss hallte im Flur nach.

„Sofort stehen bleiben!" brüllte es vom anderen Ende. Hobi und Yoongi zogen beide ihre Waffen, während sie sich umdrehten und so die Sicht auf Sora versperrten.

„Geh weiter" forderten sie Sora auf und erwiderten das Feuer. Kugeln flogen umher, während Sora wie in Trance rückwärts zur Tür taumelte. Ein leises Zischen von Yoongi ließ den jüngeren hellhörig werden, doch konnte er keinen Blick riskieren. Sora spürte die Tür im Rücken, öffnete diese und trat heraus. So unter Schock stehend, dass sie die Eiseskälte des Bodens nicht an ihren nackten Füßen spürte. Hobi erstarrt für den Bruchteil einer Sekunde, als er einen von Yujuns Männern in der Schulter erwischt, als Yoongi ihn unsanft rausschubst und hinter sich die Tür schließt.

„Einsteigen!" befiehlt er, Hobi springt auf den Beifahrersitz, während Yoongi und Sora hinten einsteigen. Die Türen waren kaum zu, als Jimin das Gaspedal durchtritt.

„Sind unterwegs!" sprach Jimin über die Freisprechanlage seines Handys und blieb auf den Seitenstraßen. Aufmerksam behielten die drei Männer ihre Umgebung im Auge, ob sie verfolgt wurden. Ein paar Straßen weiter, setzte Hobi sein Handy auf Werkseinstellung zurück und schmiss es aus dem Fenster, damit sie nicht zurückverfolgt werden konnten.

„Geht es dir gut?" erkundigte er sich bei Sora und drehte sich zu ihr um. Diese war blass, zitterte und versuchte noch immer zu verarbeiten, was eben geschehen ist. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, doch sie schien unverletzt zu sein. Damit gab er sich fürs erste zufrieden und behielt die Umgebung im Auge.

Sora war weit weg mit ihren Gedanken. Geschah das wirklich? Sind sie vor ihrem Vater und ihrem Nicht-Verlobten geflohen? Das konnte nicht gut gehen. Sie würden sie finden und es würde böse für sie und die anderen Enden. Sehr böse. Und was nun? Wo sollte sie hin? Sie hatte doch nichts. Keine Papiere, kein Geld, keine Wohnung, keine Familie, nichts. Es war das, was sie wollte, doch sie hätte nie gerechnet, dass das wirklich geschehen würde. Das Hobi mit ihr fliehen würde. Und wer waren die anderen Männer? Das musste geplant gewesen sein. Hatte Hobi das geplant und ihr nichts gesagt? Er hätte ihr doch sicher davon erzählt. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie spürte, wie ihr jemand sein Sakko um ihre Schultern legte. So ein Verhalten kannte sie sonst nur von Hobi. Erstaunt schaut sie neben sich zu Yoongi, der sie mit tiefbraunen Augen prüfend mustert.

„Danke" murmelt sie leise, als sie merkt, dass sie vor Kälte und Angst zittert. Ihr Blick gleitet an ihm herab, als sie sein verfärbtes Hemd bemerkt. An seinem Oberarm hatte sich Blut angesammelt. „Du bist verletzt" murmelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.

„Nicht der Rede wert" knurrt er mit tiefer Stimme, keinen Widerspruch duldend. Unbeirrt reißt sie von ihrem Kleid ein Stück Stoff ab, als sie bemerkt, dass man ihren nackten Oberschenkel sieht, wo er ihr Kleid zerrissen hat. So gut wie möglich bedeckt sie diesen, dann schaut sie ihn an.

„Gib mir deinen Arm" bat sie leise, woraufhin er seinen Kopf leicht neigt und sie misstrauisch anschaut. „Ich muss die Blutung stillen!" erklärt sie, doch er rührt sich nicht. Sein Blick verließ ihre Figur keine Sekunde, während sie sich einfach seinen Arm nahm und das Stück Stoff mehrmals um seinen Oberarm wickelt und es anschließend fest verknotet. „Das sollte sich jemand anschauen. Es könnte sich entzünden!" Anschließend lehnte sie sich zurück und starrt aus dem Fenster. Bemerkt, dass keine Hochhäuser mehr zu sehen sind, sondern nur noch Einfamilienhäuser. Sind sie noch in Seoul? Sie war noch nie außerhalb Seouls. Wo bringen sie mich hin, fragt sie sich im Stillen, traute sich jedoch nicht, die Frage laut zu stellen.

„Wir könnten Hilfe gebrauchen" vernahm sie aus der Freisprechanlage eine fremde Stimme.

„Fahr zur Garage. Ich bringe Sora zum Zielort. Du fährst mit Hobi zurück und hilfst ihnen!" befahl Yoongi, während Jimin nickte und an der nächsten Kreuzung abbog. Panisch fiel ihr Blick auf Hobi vor sich. Er durfte sie nicht mit dem Fremden allein lassen. Als ob er ihren Blick spürte, drehte er sich zu ihr um.

„Es ist alles gut, Sunshine. Du kannst ihm vertrauen! Sobald wir fertig sind, kommen wir nach. Versprochen!" lächelte er sie aufmunternd an, doch sie konnte es nicht erwidern. Nur wenige Minuten später hielten sie an einem Garagenkomplex, wo Yoongi mit Sora ausstieg.

„Bleibt in Verbindung und haltet mich auf dem laufenden!" befahl dieser Jimin. Der junge Mann nickte und fuhr mit Hobi davon. Ängstlich beobachtete sie Yoongi, wie dieser die Garage aufschloss und ein schwarzer SUV zum Vorschein kam. Er öffnete den Kofferraum und kramte darin herum. „Hier, zieh das an!" widmete er seine Aufmerksamkeit ihr und hielt einen Hoodie und eine Jogginghose hin. Beides in schwarz. „Schuhe habe ich leider keine" erklärte er stirnrunzelnd, während sie die Sachen nahm. Diskret drehte er sich von ihr weg und zündete sich eine Kippe an, während sie sich in der Garage ihrem Kleid widmete. Doch sie bekam den Reißverschluss am Rücken nicht auf. Innerlich fluchend, kämpfte sie mit den Tränen, als sie eine Hand an ihrem Rücken spürte. Erschrocken wollte sie sich umdrehen, doch er hielt sie davon an. „Halt still!" knurrte er, während er ihren Reißverschluss öffnete. „Beeil dich. Ich will nicht die ganze Nacht hier verbringen" brummte er, während er sich erneut von ihr wegdrehte. Schluckend zog sie sich, so schnell sie konnte, um. Die Sachen waren ihr mindestens zwei Nummern zu groß. Doch sie waren weich und wärmten sie. Als sie fertig war, stiegen sie ein und er fuhr weiter. Aufmerksam beobachte er sie aus den Augenwinkeln, sah, wie sie noch immer leicht zitterte. Seufzend drehte er die Heizung etwas auf. Sie hatten noch ein ganzes Stück vor sich.

So far away und doch so nah (Suga/Hobi FF)Where stories live. Discover now