Kapitel 9

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Am nächsten Tag, es war früher Nachmittag, war ihr unendlich langweilig. Es gab für sie in der Hütte nichts zu tun. Sie hatte keine passende Utensilien, damit sie sich die Zeit mit zeichnen vertreiben konnte. Bücher hatte sie auch keine gefunden. Hobi war nicht hier, um mit ihm zu reden. Jimin war unterwegs, um sich mit jemanden zu treffen und Yoongi war den größten Teil des Tages in sein Zimmer. Aber vielleicht gab es in seinem Zimmer Bücher? Sollte sie ihn fragen? Oder würde er dann wütend werden? Aber was hatte sie schon zu verlieren? Mutig klopfte sie leise an und lauschte, doch es war nichts zu hören. Ob er schlief? Sie klopfte lauter und nur wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen. Erschrocken zuckte sie zusammen, während er sie fragend anschaute.

„Hast du Bücher in deinem Zimmer...?" erkundigte sie sich neugierig und versuchte hineinzuspähen.

„Bücher?" wiederholte er perplex, als hätte er sie nicht verstanden.

„Ja, Bücher. Die Dinger mit den Buchstaben, Wörter und Sätzen. Bestehen meistens aus Papier" konterte sie, während sich seine Augen verdunkelten. Ohne ein weiteres Wort tritt er beiseite und ließ sie eintreten. Neugierig sah sie sich um, während er sie beobachtete. War sie tatsächlich nur wegen etwas zum Lesen hier? Es befanden sich, genau wie in ihrem Zimmer, nur ein Futonbett, ein Kleiderschrank, eine Kommode und mehrere Regale im Raum. Was machte er den ganzen Tag hier drin? Sie ging auf eines der Regale zu, wo eine Handvoll Bücher stand. Aufmerksam las sie sich die Titel und bei Interesse die Inhaltsangabe durch. Ein Thriller erschien ihr spannend.

„Darf ich mir das Ausleihen?" bittend sah sie ihn an. Nickend schob er sie aus seinem Zimmer heraus und schloss die Tür hinter ihr ab. Während sie es sich im Wohnzimmer bequem machte und ihre Aufmerksamkeit dem Buch schenkte, schob er den kleinen schwarzen Läufer beiseite, wo eine Falltür zum Vorschein kam. Er öffnete diesen und schritt die paar Stufen hinab. Vor ihm lag ein hunderte Meter langer Gang, doch der interessierte ihn aktuell nicht. Er öffnete die Tür zu seiner linken und betrat den Konferenzraum. Setzte sich an seinen Arbeitsplatz und schaute auf die dutzenden Monitore. Ein Teil der Bildschirme zeigte Kameraaufnahmen von dem Grundstück, auf dem sie sich befinden und von der Eingangstür. Andere zeigten Aufnahmen seiner verschiedenen Lagerhallen und Häuser, die er besaß. Wiederum andere zeigten verschiedene Bankgeschäfte, Konten und Tabellen. Eine zeigte Namjoon, mit dem er nun wieder seine laufenden Geschäfte besprach.

Sie war schon ein gutes Stück voran gekommen mit dem Buch, als sie es weglegte und sich streckte. Etwas frische Luft würde ihr guttun, so öffnete sie das Fenster, als sie bemerkte, dass es für die Uhrzeit schon ziemlich dunkel war. Leise trommelten die ersten Regentropfen auf die Fensterbank. Erwartungsvoll beugte sie sich aus dem Fenster und hielt ihren Arm raus. Sie blickte gen Himmel, als dieser seine Schleusen öffnete und ein heftiger Regenguss über sie hereinbrach. Die Haut ihres Armes und Gesichts traf. Sie weiß nicht, was sie erwartet hat, aber nicht das. Es war kalt, eiskalt. Erschrocken schrie sie auf und sprang zurück. Sie nahm nicht wahr, wie Yoongi panisch seine Tür öffnete, die Waffe gezogen ins Zimmer stürmte, als es laut am Himmel knallte, nur wenige Millisekunden später der erste Blitz. Keuchend, mit weit aufgerissenen Augen spürte sie, wie die Panik sich in ihr ausbreitete. Zitternd griff sie sich an die Brust, während Yoongi sie fragte, was passiert ist. Doch sie antwortete nicht. Genervt schloss er das Fenster, damit es nicht weiter hineinregnete und steckte seine Waffe weg. Er wollte in sein Zimmer zurückgehen, als sein Blick auf ihr fiel. Ihre Atmung ging nur stockend, sie war blass um die Nase. Ihre Augen weit aufgerissen.

„Was ist los? Ist dir schlecht? Dann geh ins Bad!" knurrte er, doch sie reagierte nicht. Starrte nur wie erstarrt aufs Fenster. Er fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, doch ihre Augen registrierten es nicht. Ihm fiel auf, dass sie im Gesicht nass war. Er nahm seine Ärmel vom Hoodie und sanft trocknete er ihre Haut damit. „Was ist mit dir?" versuchte er erneut sein Glück, während ihre Atmung immer abgehackter und unregelmäßiger wurde. Er umfasste ihre Oberarme und schüttelte sie leicht, rief ihren Namen mehrmals, doch keine Reaktion. Nun überkam ihm allmählich die Angst. Was hat sie? Er schüttelte sie etwas stärker, doch nichts half. Es schien, als wäre sie nicht anwesend. Ohne nachzudenken, drückte er instinktiv seine warmen Lippen auf ihre.

Geschockt riss sie ihre Augen auf, als er sich von ihr löste und sie abwartend und aufmerksam anschaute. Ihr Verhalten änderte sich allmählich. Mehrmals atmete sie tief durch, bis sich ihre Atmung normalisiert hat. Das Zittern ließ deutlich nach, doch sie wirkte etwas schwach auf den Beinen. Vorsichtig führte er sie zur Couch, ließ sie sich setzen und er besorgte ihr ein Glas Wasser aus der Küche. Hielt es ihr auffordernd hin und schluckweise trank sie es leer.

„Geht es dir gut?" erkundigt er sich leise. Zögerlich nickte sie, zuckte jedoch bei jedem Donner zusammen. „Hast du Angst vor Gewitter?" Schluckend nickte sie und seufzend ließ er sich neben sie nieder. „Ist das der Grund für dein Schreien?"

„Nein..." wisperte sie, während ihre Fingerspitzen zögerlich ihre Wangen berührten, dort, wo der Regen sie traf. Ungeduldig wartete er ab, ob sie weiterreden würde. „Der Regen... Er war eiskalt... Ich...hab was anderes erwartet... Und dann hat es gedonnert..." erklärte sie leise.

„Warte. Du willst mir sagen, du warst noch nie im Regen draußen?" fragte er ungläubig nach. Schüchtern nickte sie. Hobi hatte gemeint, dass sie fast nie draußen war, aber Yoongi hatte geglaubt, dass er übertrieben hat. Kindergarten, Vorschule, Schule, Freunde, Vereine. Sie muss doch ständig draußen gewesen sein. Wie jeder andere Mensch auch. „Das kann ich nicht glauben! Das kann unmöglich dein Ernst sein!"

„Ich habe in meinem ganzen Leben höchstens fünfmal das Haus verlassen. Ich durfte nicht einmal in den Garten gehen... Ich habe es mehrmals versucht und wurde hart bestraft... Hobi wurde eingestellt, um zu verhindern, dass ich weiterhin versuchte, auszubüchsen..." erklärte sie leise mit gesenktem Kopf. Noch immer ungläubig schüttelte er den Kopf. Er musste Nachforschungen über sie anstellen, das konnte unmöglich wahr sein. Yoongi warf einen Blick aus dem Fenster, dass Gewitter würde so schnell nicht vorbeiziehen.

„Leg dich hin und ruhe dich aus! Ich komme gleich wieder!" er verschwand in sein Zimmer, während sie sich auf der Couch unter der Kuscheldecke zusammenrollte. Sie ließ die letzten Minuten Revue passieren, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Er hatte sie geküsst. Geschockt berührten ihre Fingerspitzen die Stelle, wo Yoongi seine Lippen ihre berührt hatten. Er hat sie einfach geküsst. Ihr Herz fing zu rasen als, als ihr bewusst wurde, dass Yoongi ihr erster Kuss war. Sie hat sich ihren ersten Kuss mit einem Mann so oft vorgestellt, doch nie verlief es so, wie es nun geschehen ist. Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, als Yoongi das Zimmer betrat. Er stellte einen Laptop neben sie auf den Boden und hielt ihr Kopfhörer hin. Dankbar nahm sie diese und steckte sie in ihre Ohren. Er ließ eine Playlist mit Rap Songs laufen, während er sich in den Sessel fallen ließ und sich mit seinem Handy beschäftigt. 

So far away und doch so nah (Suga/Hobi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt