Kapitel 5

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Beunruhigt musterte er sie, während die Limousine sich in Bewegung setzte. Sie sah wunderschön aus. Ein langer, aber dünner schwarzer Mantel bedeckte ihren zarten Körper. Ihre Füße waren nackt, bis auf die Riemchen Sandalen. Es war der 01.03.2018 und es war verdammt kalt. Er hoffte, sie würde sich keine Erkältung einfangen. Ihr Blick war unsagbar traurig und verzweifelt. Sämtliches leuchten war verschwunden. Nicht einmal die Aussicht darauf, dass sie dieses Haus verließ, schien ihr Freude zu bereiten. Sanft nahm er ihre Hand in seine, sie war eiskalt. Vorsichtig rieb er ihre Hände abwechselnd mit seinen, um sie etwas zu wärmen.

„Denk daran, was ich dir gesagt habe, bleib an meiner Seite!" erinnerte er sie leise an ihr Versprechen. Nickend sah sie aus dem Fenster, beobachtete die beleuchtete Stadt, während die Abenddämmerung einsetzte. Bald Sunshine, bald wirst du alles erleben können, was du dir erwünscht hast.

Im Foyer des Hotels The Plaza wurden sie schon von zwei Männern ihres Vaters erwartet. Diskret blieb er zwei Schritte hinter ihr und behielt alles im Auge, während sie in den großen Festsaal geleitet wurden. Ihre Anspannung war deutlich zu merken, auch er war nervös. Der Saal war übertrieben geschmückt, alles war in Gold und Weiß gehalten. Viele Gesichter kannte er vom Sehen oder aus den Nachrichten. Es waren unter anderem Politiker, Geschäftsleute, Prominente und Polizisten anwesend. Alles, war Rang und Namen hatte, war hier. Mittendrin ihr Vater in seinem maßgeschneidertem Anzug, der nun mit einem, für sie erkennbaren, gespieltem Lächeln auf sie zukam.

„Ein falsches Wort, eine falsche Geste, ein falscher Blick von dir und du bist tot!" knurrte er sie gefährlich leise, für andere unhörbar, an. Dann fiel sein Blick auf Hobi. „Lass sie keine Sekunde aus den Augen!" zustimmend nickte Hobi ihm zu. Das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, wenn auch aus einem anderem Grund als ihr Vater. Dieser gesellte sich zu einer anderen Gruppe und unterhielt sich angeregt mit ihnen, während Sora neugierig den Saal inspizierte. Die Kronleuchter, die großen Fenster, die Bilder an der Wand, selbst die Marmorierung des Fußbodens wurden aufmerksam begutachtet. Ihre Augen leuchteten, während sie abwesend schien. Unauffällig sah sich Hobi um, bis sein Blick auf Yoongi fiel. Er war tatsächlich gekommen. Gekleidet in einem schwarzen Anzug, seine nun wieder schwarzen Haare waren ordentlich nach hinten gegelt. Er bemerkte, wie Yoongi Sora mit einem unleserlichen Blick beobachtete. Scharf wurde die Luft von einigen eingezogen, als Glas klirrte.

„Du dummes Miststück! Hast du eine Ahnung, was meine Schuhe kosten? Mehr Geld, als du in deinem ganzen Leben verdienen wirst! Ich werde dafür sorgen, dass du gefeuert wirst!" knurrte Yujun die arme Kellnerin an, die offensichtlich gestolpert ist und Getränke über seine Schuhe gekippt hat. Weinend kniete diese nieder und säuberte mit einem Tuch seine Schuhe, während sie zitternd eine Entschuldigung nach der anderen murmelt.

„Wer ist das?" wisperte Sora ängstlich und er folgte ihrem Blick. Sah Park Shiwoo, wie er sie lüstern anstarrt.

„Das ist Park Shiwoo. Ihn sollst du heiraten" flüsterte er und sah ihren panischen Blick. Wie ihre Atmung hektischer wurde. „Vertraue mir. Alles wird gut. Atme, Sunshine, du musst atmen!" Wie gerne würde er sie jetzt in den Arm nehmen, doch er durfte nicht. Sie musste das allein schaffen. Er ließ seinen Blick schleifen, während er langsam für sie atmete, wissend, dass sie seiner Atmung folgen würde. Zwischen den Gästen sah er Jin, Tae und JK als Kellner verkleidet hin und her huschen.

Etwas später holte ihr Vater sie und stellte sie einigen Leuten vor. Ängstlich spielte sie mit, verbeugte sich gehorsam vor jedem und spielte ein Lächeln vor. Hobi blieb in ihrer Nähe und behielt sie besorgt im Auge, während er die Blicke ihres Vaters auf sich spürte.

Auch Yoongis Augen ruhten unauffällig auf Sora. Sie war schön, doch für seinen Geschmack zu übertrieben geschminkt. Nicht wissend, dass sie es tragen muss. Bemerkt, wie sie verängstigt, unsicher und misstrauisch die Menschen um sich herum genau beobachtet, aber auch, wie sie in Hobi seiner Nähe augenblicklich entspannt. Ihre Stimmung änderte sich, als sie aufgeregt und neugierig jedes noch so kleinste Detail des Saals bewundert. Sein Blick fällt auf Park Shiwoo, sein maßgeschneiderter Anzug kann seinen Bierbauch nicht kaschieren. Schweißtropfen auf seiner Stirn, während er ungeniert und lüstern die jungen Frauen im Saal anstarrt, vor allem Sora, die unter seinen Blicken immer kleiner wird. Er bemerkt, wie Hobi sich immer wieder unauffällig so hinstellt, dass Sora vor den Blicken den Perversen geschützt ist. Shiwoo seine Stirnfalten und dunkler Blick verraten, dass ihm das missfällt, doch anstatt etwas zu unternehmen, kümmert er sich um die anderen jungen Frauen und flirtet schamlos mit diesen. Yoongi gefiel die Stimmung im Saal nicht. Dutzende bewaffnete Männer von Yujun und Shiwoo waren überall im Raum verteilt, auch im Foyer und vor dem Eingang sind ihm welche aufgefallen. Wurde Zeit, dass sie hier verdufteten, doch Jimin und RM haben noch nicht ihr okay gegeben. Er fragte sich wiederholt, warum er sich auf diesen Blödsinn eingelassen hat. War es das wert, dass er das Leben seiner Jungs und sein eigenes riskiert?

„Die meisten der Anwesenden sind angespannt, haben eine dunkle, gefährliche Aura um sich" murmelt Sora leise neben Hobi, während sie sich weiter in die Ecke drängt. Sie wollte hier weg. Sie will diesen Mann nicht heiraten.

„Sie haben alle auf die eine oder andere Art Dreck am Stecken" erwidert er leise.

„Er ist auch angespannt, misstrauisch, aber nicht so wie die anderen... Er starrt mich nicht an, als ob ich Ware wäre... Wer ist das?" erkundigt sie sich neugierig, als ihr Blick auf Yoongi fiel. Dieser erwidert ihren Blick, ohne eine Miene zu verziehen.

„Er ist auch nicht wie die anderen hier. Er ist... Nun... Du wirst sehen" wich Hobi ihrer Frage aus. Ihr Blick fiel auf ihn. An seiner kaum sichtbaren gekräuselten Nase kann sie erkennen, dass auch er ungewöhnlich nervös und ebenfalls angespannt ist. Irgendwas ging hier vor sich.

„Warum bist du nervös?"

„Hör auf mich zu lesen" tadelte er sie leise und versuchte das Schmunzeln zu unterdrücken. Doch sie hatte Recht, mit jeder weiteren Minute hier stieg seine Anspannung. Bald wurde die Verlobung bekannt gegeben und das durfte unter keinen Umständen geschehen.

„Bring sie in 5 Minuten zu den Toiletten" murmelte Jin plötzlich im Vorbeigehen und war schon in der angrenzenden Küche verschwunden. Sein Blick fiel auf Yoongi und er nickte ihm unmerklich zu, während er im Kopf die Sekunden zählt.

„Sunshine, tu bitte so, als ob du auf Toilette musst" forderte er sie leise auf, als die Zeit um war. Fragend sah sie ihn an, doch sein Blick ließ keine Fragen zu, so verließ sie den Raum, um zu den Toiletten zu gehen, während er ihr folgt. Vor der Damentoilette blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um.

„Ich biete dir hier und jetzt die Chance zur Flucht und die Chance auf ein Leben in Freiheit. Vertraust du mir?" fragend hielt er ihr einladend seine Hand hin. Sie starrt überfordert seine Hand an. War das sein Ernst? Sie konnten unmöglich fliehen. Sie würden sie finden. Immer. „Du hast ein besseren Leben verdient als dieses hier. Er wird dich nicht gut behandeln und dein Vater wird dir nicht helfen. Ich werde nicht mehr dein Bodyguard sein, sobald ihr beide vor dem Altar ja sagt. Dann wärst du allein und ohne Schutz..." bittend sah er sie an.

So far away und doch so nah (Suga/Hobi FF)Where stories live. Discover now