Am Seidenen Faden

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*20 Wochen später *

Meine flache Hand landete auf dem Tisch und mein Körper zitterte vor Zorn. Ich hatte den Bericht meiner Leute vor mir liegen. Er ging über drei Seiten, führte jedoch zu nichts und wieder nichts! Ich stand mit einem Ruck auf, sodass der Stuhl nach hinten umfiel, nur um dann sämtliche Sachen vom Tisch zu fegen.
"VERDAMMTE SCHWEINE!!!!", tobte ich raufte mir die Haare, während mir die Tränen über das Gesicht liefen. Sie war seit 5 Monaten verschwunden und wir liefen mit der Suche auf der Stelle, genau wie auch die Polizei. Ich wusste nicht mehr wo hin mit mir und so üblich überkam mich mit dem Stress ein heftiger Husten, der mich in die Knie zwang. Ging es ihr wirklich so schlecht? Das Band zwischen uns bebte immer wieder was sich in einem schweren Husten widerspiegelte, bei dem gelegentlich Blut mit hoch kam. Ich spürte ein schweres Klopfen auf meinem Rücken. Ich kam langsam wieder zu Luft und wischte mir über den Mund.
"Geht's wieder?", fragte Lucifer und als ich den Kopf hob, sah ich in seine alarmierten Augen.
"Schon gut", keuchte ich und kämpfte mich wieder auf die Füße. Er zog den Stuhl wieder hoch und ich sackte förmlich darauf.
"Es frisst dich von Innen auf", murmelte er mehr zu sich, als in meine Richtung. Doch ich wusste wovon er sprach. Ich hatte es bei ihm erlebt. Man hatte ihn seine Gefährtin wie auch seine Tochter vor langer Zeit genommen und er wäre beinahe daran gestorben.... Wäre ich nicht damals auf die Welt gekommen. Ich hatte seine Welt wieder gerade gerückt, wie er immer so schön sagte...
"Doch sie lebt... Und das gibt wir jeden Tag die Kraft aufzustehen und ihre Rettung in die Wege zu leiten", sagte ich zu ihm und er sah mich überrascht an.
"Ich bewundere dich mein Junge. Das Band zwischen euch war so intensiv wie ich es zuvor nur bei deinen Eltern gesehen hatte. Und doch hälts du es durch reine Willenskraft aus. Du versuchst sie zu spüren, lässt den Schmerz zu. All das was ich damals nicht gekonnt hatte", seufzte er und sah mich prüfend an.
"Es fordert aber auch einen warnsinnigen Tribut", entgegnete ich mit Blick auf meinen Körper. Mein Gewicht fiel schon seit Wochen rapide ab und es zeigte sich mittlerweile deutlich. Ich sah aus wie eine wandelnde Leiche. Ausgetrocknet, dürr und blass. Von meinem alten Ich war kaum noch was übrig geblieben. Außer der Hass und die Lust irgendjemanden für den Scheiß verantwortlich zu machen.
"Da musst du dich leider noch gedulden. Vergiss nicht: Wir machen absolut nichts in den Augen der Polizei", erinnerte er mich und ich stieß die Luft aus. Ich wusste es und es verbesserte meine Lage nicht wirklich.
"Das weiß ich... Aber es macht mich krank tatenlos da zu sitzen und nichts zu tun!", schrie ich.
"Hast du schon mal in den Spiegel geschaut? In deinem Zustand kannst rein gar nichts ausrichten Junge", antwortete er und wieder lag er damit richtig. Ich schwankte ja schon beim Aufstehen. Er seufzte. "Und eigentlich bin ich gekommen, weil der Arzt dich noch mal sehen will. Er ist an das Zeug gekommen, was deinen Gewichtsverlust endlich aufhalten soll", sagte er und ich atmete auf. Wenigstens eine Sache die funktionierte.
"Na dann lassen wir ihn nicht länger warten", und taumelte hinter dem Tisch hervor. Mein Onkel griff nach meinem Arm, um mich auf den Beinen zu halten. Ich schüttelte den Kopf. Wie erbärmlich ich hier stand. Noch nicht einmal selber laufen können, ohne das Gleichgewicht zu verlieren... Wortlos gingen wir also gemeinsam zum Arzt der in einem der Krankenzimmer, im Keller wartete. Als wir das Zimmer betraten, musste er sich bereits sehr mühen seine Fassung zu wahren. Dennoch begrüßte er mich freundlich und bat mich, mich zu setzen. "Sie brauchen sich nicht bemühen, ihr Entsetzen zu verbergen. Ich sehe es doch jeden Morgen selbst im Spiegel", meinte ich und er lachte emotionslos.
"Da habt ihr mich erwischt, mein Prinz... Also muss ich euch auch nicht nach einer Besserung fragen?", meinte er, während er mich abhörte.
"Eher nach dem Gegenteil", erwiderte ich.
"Dann sollten wir schauen, das wir das Übel jetzt an der Wurzel packen. Also folgendes:", begann er machte sich daran mir das seltene Kraut zu erklären.

Das Zeug war scheußlich und nicht gerade schmerzfrei. Doch im Vergleich zu den letzten Tagen, war es gar nichts. Dennoch kniete ich auf dem Boden des Behandlungszimmers und bekam seit Wochen wieder einmal richtig Luft.
"Scheußlich und ich kotzen.... Aber es macht das was es soll", keuchte ich und der Arzt lachte.
"Wer hat gesagt, das es schmeckt?". Er erklärte noch die Dossierung und das ich es nun dreimal am Tag nehmen musste, um meinen Körper wieder völlig aufzubauen. Demnächst standen ein Haufen Kalorien auf dem Speiseplan und literweise Flüssigkeit. Sport musste ich auch wieder angehen, aber nur Stück für Stück. Küren laufen, durfte ich wahrscheinlich erst in drei Monaten wieder. Aber immerhin etwas. Vielleicht konnte ich dann erst einmal die Leute im Training wider beruhigen. Sarah hatte keine ruhige nach mehr und auf dem Eis schien die Stimmung tiefer, als ein Grab zu liegen. Der Arzt verabschiedete sich und klopfte mir ermutigend auf die Schulter.
"Falls noch etwas benötigt wird, Ihr wisst, wo ihr mich findet", sagte er noch und war im nächsten Moment verschwunden. Da meldete sich mein Magen zu Wort. Bei allen Toren der Hölle!
"Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich habe einen riesen Hunger", meinte ich und meine Eltern atmeten hörbar auf.
"Na dann schauen wir zu, das wir was herbekommen", sagte Lucifer und griff zum Handy.

Wir hatten asiatisch bestellt und ich hatte Darian und Xarius noch gefragt. Die hatten sich das natürlich nicht zweimal sagen lassen. Sogar Fusel schien in diesem Moment etwas besser bei Laune zu sein. Dieser tapste Xarius hinterher und sprang mir sogleich auf dem Schoß.
"Hallo, kleiner Freund. Geht's uns besser?", fragte ich, bevor ich leichtes Küsschen bekam. "Na dann, das freut mich doch. Magst du auch was haben?". Sein Blick war auf das Hähnchen, in meinen Nudeln gerichtet. "Na komm, weil du es bist, Kleiner", gab ich mich geschlagen. So lange er irgendetwas aß, sollte es mir recht sein.
"Ich tue mal so, als sei das gerade nicht passiert, mein Sohn", meinte meine Mutter und wies mit dem Blick auf Fusel, der auch an den Nudeln gefallen gefunden hatte. Sie strich ihm über dem Kopf und reichte ihm ein Stück ihrer Ente. Das ich das einmal sehen würde. Meine Mutter fütterte Tiere am Tisch. Sachen gibt's. Ich ließ es mir nicht nehmen, mir den Bauch voll zuschlagen, wobei ich dieses Mal sogar Darian Konkurrenz machte.
"Wo schaufelst du das denn alles hin und lehnte sich voll im Stuhl zurück.
"Ich hab die letzten Wochen nur dürftig gegessen und verspüre seit dem das erste Mal wieder so richtig Hunger, also jetzt weißt du wo das alles hinwandert", antwortete ich und fiel zur gleichen Zeit, über meine Frühlingsrollen her.
"Ich bin wirklich froh, das es so ist, Bruder", meinte Xarius. Die gleiche Erleichterung schien allen anderen ebenfalls ins Gesicht geschrieben zu sein.
"Ich auch", meinte ich und musste Lächeln
"Jetzt muss nur noch Lyla wieder mit hier sitzen", meinte Charlotte, welche ebenfalls vorbei gekommen war.
"Und genau dafür werden wir sorgen. Ich hab auch schon eine Idee", sagte ich und sie sahen mich alle erwartungsvoll an
"Die Idee nennt sich Matthew."

Daemons On Ice Where stories live. Discover now