Lebenszeichen

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Lyrkan viel beinahe zur Tür herein, so fertig war er.
"Hey Charlotte", gähnte er.
"Also hat der Besuch den wir geschickt haben funktioniert?", grinste ich und ließ ihn durch.
"Ach ihr steckt dahinter", lachte er und ließ seine Tasche im Flur fallen. "Weshalb sollte ich so spät noch mal kommen?", fragte er.
"Die Antwort sitzt im Wohnzimmer. Und zweitens gibt's eine Krisensitzung, weil ein paar Dinge nicht so liefen wie sie sollten", erklärte ich.
"Das ruft mal wieder nach einer Nachtschicht. Gibt's zufällig Kaffee?", erkundigte er sich wieder gähnend?
"Frische Kanne wartet bereits auf dich", neckte ich ihn und begleitete ihn zum Sofa wo alle schon warteten. Fusel schleppte sich auf seinen Schoß und blieb sichtlich lustlos dort liegen. Ich hörte nachts immer noch weinen und heulen, als würde er Nacht für Nacht, nach ihr rufen.
"Also was gibt's neues?", fragte er als mein Blick auf Carl fiel. Das war also mit nicht ganz so gut gelaufen gemeint. Er sah so aus, als käme er gerade aus einer Kneipenschlägerei. Sogar die Polizei war hier. Sie gaben uns zu verstehen, dass Carl wohl aufgeflogen sei und gerade noch so aus der Sache befreit werden konnte. Trotz allem hatte er wertvolle Informationen erhalten können, um sie da raus holen zu können, was laut ihm die Sache wert war. Darauf hin teilten uns die Polizisten mit, wie sie weiter vorgehen würden. Das stimmte wenigstens mit unseren Plänen überein. An diesem Punkt verabschiedeten sie sich auch schon wieder, um die notwendigen Freigaben zu bekommen. Verdammte Bürogratie! Wenn es nach mir ginge würden wir da schon heute Nacht auf der Matte stehen. Aber Jake  klopfte mir nur beruhigend auf die Schulter. Typisch er. Kannte mich einfach zu gut.
"Eins muss man der Kleinen aber lassen. Sie ist verdammt taff. Sie hat jeden ihrer Schritte gezählt, die kleinen Kinder beschützt und sich kein einziges Mal anfassen lassen", seufzte er und wagte kaum, ihm in die Augen zu sehen. Er stand auf und ging auf ihn zu.
"Diese Aktion war von Nöten und ich nehme dir nichts davon übel und sie mit Sicherheit auch nicht. Am Ende wärt ihr beide sonst noch drauf gegangen", sprach ich es aus und klopfte ihm auf die Schulter.
"Wichtig ist nur, dass wir unsere Tochter wieder heil aus der Sache rausbekommen", schluchzte Cate, die nach dem Verschwinden von Lyla beinahe zerbrochen war. Die Antidepressiva und Schlaftabletten auf ihrem Nachttisch sagten genügend über ihren Zustand aus. Aus der sonst so strahlenden Frau, war ein einziges Frack geworden,das sich nach einem Sinn zu Leben sehnte. Und ehrlich gesagt ging es dem Großteil hier im Raum genauso. Xarius legte den Arm um mich und reichte mir ein Taschentuch. Erst jetzt bemerkte ich die Tränen, die meine Augen verließen. Sie war eine wahre, kleine Schwester für mich geworden und eine Familie. Sie und ihre Familie hatten wieder so viel Licht in mein Leben gebracht, wie ich es mir nie hätte erträumen können. Sie waren der Rückhalt den ich brauchte. Und ein so ein Arschloch kam auf die Idee das Zentrum meines Friedens zu zerstören. Ich kuschelte mich an ihn hieß die liebevolle, starke Wärme, welche von ihm ausging willkommen. Er hatte mir erst vor kurzem seine Gefühle und seine Verbindung zu mir gestanden und ich konnte dieses Gefühl, der Zuneigung nur erwidern. Und gerade in solchen Zeiten war es von Vorteil wenn man etwa hatte, worauf man bauen konnte. So konnte ich wieder Hoffnung schöpfen. Alles nur wegen seiner positiven Energie, die er ausstrahlte.
"Wir kriegen sie da raus, hörst du?". Das sagte er mir jeden Tag und schien davon nicht müde zu werden. Ich nickte. Ich wusste bereits von seiner wahren Natur. Aber in der jetzigen Situation bin ich noch nicht einmal darüber erschrocken. Und anderseits war ich ein guter Freund ihrer Handlungen, nachdem was meine Mum mir angetan hatte und nach dem was man Lyla antat. Und zum Teil hatte ich Angst vor meinen eigenen Gedanken, was diese Leute betraf.
"Glaub mir, Kleine... Ich würde am liebsten das gleiche mit diesen wirderwertigen Typen machen. Es geht hier um Kinder! Um unschuldige kleine Kinder!", knurrte Carl. "Die jüngsten, die ich gesehen habe waren viel sechs Jahre alt!", fügte er hinzu und ich bekam den drang zu kotzen. Wie krank musste man im Kopf sein, um sich an Kindern zu vergehen?! Karysia stand die Verpachtung im Gesicht geschrieben. Und im gleichen Moment sah sie so aus, als würde sie gleich jemanden anspringen und erwürgen. Ihre Augen hatten sich von lila auf silber verfärbt und eine merkwürdige Schwingung nahm den Raum ein.
"Ich muss hier raus", zischte sie. Aber in diesem Moment be nahm sich Lyrkan auf einmal komisch und spuckte beinahe seinen Kaffee aus.
"Lyla?!", stieß er hervor und ich hielt die Luft an. "Ja, ich kann dich hören, Schatz... Beruhige dich", sagte er wieder und schloss die Augen. Er legte den Kopf in den Nacken und übertrug die Verbindung irgendwie an die Decke. Tatsächlich sahen wir sie an die Decke und der Anblick war etwas, das ich nie wieder aus dem Kopf bekommen würde.
"HOLT MICH HIER RAUS!!!", weinte sie wie von Sinnen. Sie sah aus, als sei sie in eine wilde Büffelherde geraten und die Hände waren über ihrem Kopf an die Wand gekettet. "Sie wissen wer Carl ist! Ich hab ihnen aber nichts weiter verraten", stönte sie mit schmerzverzerrten Gesicht. Cat verlor die Nerven, als sie das sah und zitterte am ganzen Leib.
"Ich bring ihn um", wimmerte sie immer wieder und starrte auf das geschwollene Gesicht ihrer Tochter.
"Mir geht es gut Mum, ich lebe. Ich bin nur ein bisschen in Mitleidenschaft gezogen", hustete sie. "Aber sagt mir bitte... Hat es Carl geschafft?", wollte sie wissen.
"Ich sitze hier in einem Stück, Lyla. Und ich holen wir ebenfalls in einem Stück wieder nach Hause. Hast du gehört?", antwortete er und war den Tränen nah.
"Das wäre schön. Ihr fehlt mir! Ich halte das hier nicht mehr aus?!", brach es wieder aus ihr hervor und Lyrkan schien der Boden unter den Füßen zu entgleiten.
"Was haben sie getan? *, wisperte er.
" Sie haben... Zu fünft auf mich eingeschlagen mich mit einer Autobatterie unter Strom gesetzt... Aber ich hab ihnen nichts gesagt... Ich hab es durchgehalten... Angefasst haben sie mich aber nicht.... Ich habe es geschafft das sie sich selbst schocken", erzählte sie gequält.
"Das wird bald ein Ende haben versprochen... Ich hab dich lieb und was auch passieren mag, wir holen dich nach Hause, du musst uns nur sagen wo du dich ungefähr befindest", schluchzte er und ballte die Faust.
"Ich weiß genau wo ich bin... Ein paar Straßen von zu Hause entfernt... Das alte Fabrikgebäude... Untendrunter gibt es alte Schutzräume da sind wir....", brachte sie hervor, bevor die Verbindung abbrach. Lyrkan rang nach Luft stämmte sich auf die Oberschenkel.
" Geht's dir gut? ", fragte Sein Vater alarmiert.
"Ja... die Frage ist  nur... Wie zur Hölle hat sie das gemacht?", antwortete er perplex. "Ich meine von Kopf zu Kopf unterhalten können wir uns durch die Prägung so oder so aber ich als Dämon müsste die Konversation beginnen da sie als Mensch gar nicht in der Lage wäre in meine Aura einzudringen", erklärte er und das war wirklich verwunderlich. Bei mir und Xarius war es ja das gleiche...
"Das tut jetzt erstmal nichts zur Sache. Wichtig ist, dass wir sie und die Kinder da raus bekommen", bebte Karysia mit wutschnaubender Miene, bevor sie den Raum verließ. Ihr Mann eilte ihr gleich hinterher und ich sah fragend zu Lyrkan hinüber.
"Sie ist die Wächterin der der Toten... Und sie will immer das jede Seele irgendwie ihren Frieden findet. Aber gerade wenn es um Kinder geht... Leidet sie sehr.... Sie kann es nicht sehen wenn so geschundene Seelen den Weg zu ihr finden. Sie nimmt sich dann zwar viel Zeit für sie, kann es aber trotzdem nicht begreifen, warum man ein unschuldiges Kind so sehr zerstören muss", erklärte er. Da war ich völlig bei ihr.... Aber hatte nicht gedacht das ich die Königin der Hölle mal so zerbrochen sehen würde.

Nachdem wir das ganze, jeder für sich eingeordnet hatten und Karysia sich wieder gefangen hatte, war der Rest eigentlich schon beschlossene Sache. Darian machte sich wieder einmal daran, eine sichere Spur für die Polizei zu legen während die anderen ihre Leute mobilisierten ich war für die Kommunikation mit der Armee betraut und sorgte mit Matthew dafür das ein paar seiner Leute zu uns geschickt wurden. Cate sah endlich wieder ein wenig Hoffnung in ihrem Leben und taute Stück für Stück wieder auf. Zur Erleichterung von Jake, der sich schon ernsthafte Sorgen um ihren mentalen Zustand gemacht hatte. Und auch Fusel bekam wieder ein wenig mehr Lust am Leben. Zumindest hatte ich den Eindruck. Es hieß ja, das Tiere so etwas mitbekommen sollen. Und auch ich verspürte einen Anflug von Erleichterung...

Daemons On Ice Where stories live. Discover now