Wie Schatten und Eissplitter

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von ArIni1993

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von ArIni1993


Prolog

„Mit einem Herz aus Eis lebte es sich mit Sicherheit länger, aber auch deutlich einsamer ..." Die Geschichtenerzählerin blätterte in ihrem großen, magischen Buch, während die Kinder aus dem Dorf wie gebannt an ihren Lippen hingen. „Grobe Eissplitter drückten sich durch die feine Haut an ihren Handinnenflächen hindurch und ihr eiskalter Atem sorgte dafür, dass die Natur um sie herum in einen ewigen Winterschlaf fiel."

„Wieso fiel alles um sie herum in einen ewigen Winterschlaf?", wollte das schwarzhaarige Mädchen mit den rosigen Wangen wissen.

„Weil sie verletzt wurde ..."

„Verletzt?", meldete sich nun auch einer der Jungen zu Wort. „Hat ihr jemand wehgetan?"

Die Geschichtenerzählerin nickte. „Ja, ... sehr sogar."

Sie kam alle drei Jahre nach Harlow, einem kleinen, bescheidenen Ort am Rande von Alaska, um dort ihre Geschichten zu erzählen und die Herzen all jener zu berühren, die schon längst nicht mehr an die Liebe glaubten.

„Mit jedem Herzschlag wuchs der Eisberg in ihrem Inneren und drohte sie unter seiner Last zu erdrücken."

„Und wer ist sie?" Wieder das kleine, schwarzhaarige Mädchen, das neugieriger zu sein schien, als ihr guttat.

„Die Eiskönigin ..."

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1| POV. Die Königin der sieben Winter.

„Marinett!", brüllte ich so laut, dass meine Stimme in den eisigen Gängen des Schlosses widerhallte. „Verflucht, Marinett! Wo zum frostigen Winter bist du?!"

„Hier, eure Eisigkeit!" Meine Kammerzofe trat keuchend an mich heran. Die Wangen gerötet und mit glänzenden Schweißperlen auf der Stirn, verbeugte sie sich mehrmals, um gestikulierend zu untermalen, wie sehr es ihr leid tat, dass sie mich hatte warten lassen. „Entschuldigt bitte, aber vor den Toren eures Schlosses ..."

„Ich will nichts davon hören!", unterbrach ich sie schroff. „Hol mir mein Gewand und hilf mir beim Einkleiden!"

„Aber, der Pöbel ..."

„Sofort, Marinett!"

Sie tat, was ich ihr aufgetragen hatte und half mir in das langärmelige, schwarze Samtkleid. Es schmiegte sich an meinen Körper wie eine zweite Haut und verlieh mir ein Gefühl von wahrer Anmut. Das geflochtene Haar geöffnet und in sanften Wellen über meine Schultern fallend, griff ich nach meinem dunkelgrauen Fellmantel, welchen ich mir mit Marinetts Zutun überwarf. Dann schritt ich erhobenen Hauptes voran, um das Volk - mein Volk - in die Schranken zu weisen. Um an einigen von ihnen ein Exempel zu statuieren, sodass sie nie wieder an mir und meiner Macht zweifeln würden.

Anthologie im WinterWhere stories live. Discover now