Herz aus Eis

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von fairy735

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von fairy735

Was tut man, wenn die ganze Welt um einen herum einbricht? Wenn alles, woran man geglaubt hat, eine Lüge war? Wenn ein einziger Augenblick ein ganzes Leben zerstört? Und nichts wieder so sein wird, wie davor?

Es war im Sommer. Wir waren neunzehn und es war unser erster gemeinsamer Urlaub. Unser Ziel war die Insel Racau. Die Herzensinsel, die ihren Namen ihrer Form zu verdanken hat. Wir wollten uns in der Hauptstadt Laska eine kleine Ferienwohnung mieten und die ganze Zeit zusammen verbringen. Doch es kam alles anders.

„Komm, Schatz. Lass uns doch noch ausgehen."

Es war unser zweiter Abend auf der Insel. Ich stand in kurzer zerrissener Jeans und schwarzem bauchfreiem Glitzertop im Flur und wartete auf Doros, doch er antwortete nicht.

„Schatz?" Ich lief durch den Flur und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. „Ähm, wollten wir nicht los?", fragte ich ein wenig verwirrt, als ich Doros in Jogginghose auf der Couch liegen sah. Er streckte sich und ließ sich unnötig viel Zeit, bevor er antwortete. „Ich bin heute zu müde. Geh doch alleine, ja?"

Ich hätte damals schon erkennen sollen, was das ergeben würde. Doch ich war naiv und dumm und so nickte ich nur und machte mich allein auf den Weg.

Der nächste Club war nicht weit weg und so lief ich. Es war bereits dunkel. Nur einzelne Straßenlaternen erleuchteten den Weg. Zu dieser Zeit waren nicht mehr viele draußen. Die Obdachlosen, die sonst nirgendwo hinkonnten, die Gangs, die sich cooler fühlten, wenn sie sich nachts trafen, und andere wie ich, die auf dem Weg zum Feiern waren.

An einer Straßenecke sah ich ein Paar glücklich Hand in Hand auf den Club zulaufen. Ich fühlte einen Stich in der Gegend meines Herzens. Wie gerne hätte ich Doros jetzt bei mir. Als ich die bunten Lichter des Clubs sah, verdrängte ich den Gedanken an ihn jedoch.

Als ich in der Schlange vor dem Club in meine Handtasche griff, fiel mir auf, dass ich mein Portmonee vergessen hatte. „Mist", fluchte ich. Mit schnellen Schritten lief ich zurück. Ich hatte die Wohnung bereits erreicht und stand mit dem Schlüssel in der Hand vor der Haustür, da hörte ich eine weibliche Stimme. Die Worte, die sie sagte, brannten sich in meinen Kopf. Ich würde sie niemals vergessen.

„Du bist sie also losgeworden, Dodo. War bestimmt nicht einfach, wo sie doch so anhänglich ist."

Mein Herz schlug schnell und schmerzhaft gegen meine Rippen. Dodo? Was sollte das? Erst jetzt kapierte ich, dass die Worte durch das geöffnete Fenster des Wohnzimmers drangen. Mit zwei schnellen Schritten stand ich davor und berührte das kalte Glas mit beiden Händen. Das Bild, das mir nun zu Augen kam, würde ich ebenso wenig vergessen können wie die Worte.

Doros, mein Doros, lag auf dem Sofa, immer noch in Jogginghose, doch er war nicht mehr allein. Ein Mädchen hatte die Arme um ihn geschlungen. Ihre langen schwarzen Haare wellten sich leicht über ihren Rücken, ihre Augen blitzten unter ihren Fake-Wimpern und ihre rot geschminkten Lippen umfassten seine, als sie ihn küsste.

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⏰ Last updated: Jan 09 ⏰

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