Prolog

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"Du Mistkerl!"

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"Du Mistkerl!"

Das schleuderte Kitty in die Wohnküche, und versuchte damit, ihrem Freund irgendeine Reaktion zu entlocken. Doch Gary lehnte am Herd, als wäre nichts geschehen. Rasende Wut durchströmte Kittys Adern, so heiß, dass sie eigentlich Funken sprühen müsste. Zum Glück war ihre Körpertemperatur durch den Zornesausbruch nur unwesentlich erhöht, so dass sie nicht Gefahr lief in Flammen aufzugehen.

"Kitty, es ist nicht so, wie du denkst!"

"Für wie blöd hältst du mich?!", rief Kitty völlig außer sich. Garys Augen weiteten sich, seine Wangen röteten sich und sein Atem ging schneller. Selbst er realisierte, dass seine letzte, lahme Floskel, wie Petroleum, das Feuer auflodern ließ, das er selbst erst vor wenigen Stunden gelegt hatte.

„Dann erkläre es mir: wie kommt es, dass ich dich mit herunter gelassenen Hosen in der Damentoilette des „Blue Boar" erwischt habe?"

Kitty wollte wirklich hören, was für eine Ausrede ihr Freund und demnächst Ex-Freund vorbringen würde, er war nämlich sehr kreativ. Deswegen bezähmte sie den Drang, ihm die Gabel, die neben ihr auf der Anrichte lag, erst in das linke und dann in das rechte Auge zu stecken. Sie würde sich vielleicht damit begnügen, sie ihm später nur an den Schädel zu werfen.

Als Gary merkte, dass er diese Nacht womöglich doch noch überleben würde, beruhigte er sich schnell. Fast augenblicklich setzte er ein charmantes und gleichzeitig spitzbübisches Lächeln auf, wie jedes Mal, wenn er sich aus Schwierigkeiten herauslavieren wollte. Kitty verdrehte die Augen, verkniff sich jedoch jegliche Bemerkung.

"Ja, ähm, weißt du... du hast dich verspätet und ich hab schon mal bestellt...", stammelte der hochgewachsene blonde Mann. „ ... und dann auch ohne dich angefangen."

Mit jedem Wort schien er sicherer zu werden, und Kitty schüttelte fassungslos den Kopf. Er glaubte tatsächlich, sie beschwatzen zu können und einfach so damit davonzukommen, dass er sie hintergangen hatte. Schon wieder. Allein die Erkenntnis, dass sie ihm so wenig bedeutete, schmerzte und presste ihr Herz jetzt, wo sie darüber nachdachte, zu einem kleinen, harten Stein, der Kälte ausstrahlte und sie damit zu lähmen drohte. Aber sie hatte ihm noch einiges zu sagen und versuchte den Schmerz in Wut zu verwandeln. Damit konnte sie besser umgehen.

Dass er sich jedes Mal herausredete, nur um sie wieder zu betrügen, war hilfreich dabei, den Schmerz hinter sich zu lassen - dass sie ihm, was noch viel schlimmer war, wie ein dummes und Mädchen immer wieder vergeben hatte, schmiedete Kittys heiße Empörung zu einer Waffe, die sie nun gegen Gary wenden konnte.

"Ja, ich verstehe schon", höhnte sie. Und der Mann war so von sich selbst eingenommen, dass er ihren verächtlichen Tonfall nicht bemerkte und auch nicht die immer tiefer werdende Zornesfalte auf ihrer Stirn.

"Gut, du bist vernünftig. Hör zu, als du dich immer mehr verspätet hast, habe ich immer mehr getrunken..." Die Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten sich zurück und Gary sah sie aus treuen dackelbraunen Augen Verständnis heischend an. Seine offensichtliche Erleichterung widerte Kitty an. Er war doch tatsächlich davon überzeugt, sie würde sich wieder einmal einlullen lassen und ihm selbstverständlich wieder verzeihen.

Das gab ihr den Rest, und der letzte Rest Beherrschung löste sich in nichts auf, als das Pochen in ihren Schläfen sich zu einem Dröhnen auswuchs, und sie jeden Moment über die Klippen ihres Verstandes zu stoßen drohten. Einatmen. Es ging nicht, dass sie die Kontrolle über sich selbst verlor. Ausatmen. Ein. Und aus.

"Ja, ja, du warst so betrunken, dass du ganz aus Versehen ins Damenklo getorkelt bist, wo ganz zufällig die Bedienung war. Und dann bist du mit offener Hose in ihren Schoß gestolpert wo sie dich aufgefangen hat!", ätzte sie, als sie wieder sprechen konnte.

"Nein, so war das nicht!"

"Dann habt ihr also keine Nettigkeiten ausgetauscht, als ich auf der Suche nach dir in die Toilette geplatzt bin?! Für wie blöd musst du mich halten?" Mit jedem Wort wurde sie um einige Dezibel lauter.

Gary kam nicht mehr zu einer Antwort. Ausgelassenes Gelächter näherte sich der Wohnung, und die Tür wurde aufgeschlossen. Trish, Violet und Paul traten ein und beäugten das streitende Paar neugierig.

"Na? Hängt der Haussegen schief?" fragte Paul, der unerschockenste der drei Neuankömmlinge.

‚Großartig, das hätte ich mir vorher überlegen sollen, mit in Garys WG zu ziehen, auch wenn zwei der Mitbewohner mit mir befreundet sind', dachte Kitty. Privatsphäre gab es nämlich in kaum einer Wohngemeinschaft. Ausnahmen bestätigten die Regel, doch diese hier war keine davon.

Sie biss die Zähne zusammen, damit sie ihre Freunde nicht anschrie. Die konnten ja nichts dafür, dass der Kerl von einer verlockenden Blüte zur anderen flatterte, ungeachtet der festen Beziehung, die er mit ihr führte. Zudem war er ein erbärmlicher Feigling, der nicht zu seinen Ausrutschern stand und die absonderlichsten Ausreden für seine Fehltritte fand.

"Hey, alles in Ordnung", antwortete Gary auf Pauls Frage. Schon der weinerliche Ton, den er anschlug, hätte sie warnen können, doch Kitty hatte keine Ahnung, was folgen würde. „Kitty ist nur überarbeitet und hat einen kleinen Nervenzusammenbruch."

Das brachte das Fass zum Überlaufen, und Kitty warf jeden der sechs Teller aus dem Abtropfgestell nach ihrem zukünftigen Exfreund. Leider traf sie ihn nicht ein einziges Mal und zeigte sich stattdessen ihren Freunden und Mitbewohnern in einem denkbar schlechten Licht.

Auch wenn sie Garys Behauptung dadurch bestätigte, brüllte sie: „Es ist aus, du Schwein! Ich will dich nie wieder sehen!"

"Du weißt aber, dass er länger hier wohnt als du, oder?", murmelte Violet. Und damit fing der ganze Schlamassel an.

 Und damit fing der ganze Schlamassel an

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879 Wörter (ohne Bilder)

Home Sweet HomeWhere stories live. Discover now