Kapitel 9 - Ghost of Yesterday - Teil 2

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Ghost of yesterdayStalking 'round my roomAll night long you stayWalk around in profound gloom

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Ghost of yesterday
Stalking 'round my room
All night long you stay
Walk around in profound gloom

(Ghost of Yesterday, Billie Holiday, 1940)

Maud Campbell fixierte Kitty durch eine große  Hornbrille, durch die ihre hellblauen Augen doppelt so groß wirkten. Wie  eine große, alte Eule blinzelte sie die junge Frau an, die ihr Enkel  mitten in der Nacht mit heimgebracht hatte. Es musste etwas in House  Crow passiert sein, dass Scott das getan hatte. Er brachte selten  Damenbesuch mit nach Hause, obwohl Maud es gern gesehen hätte, wenn er  mehr aus sich heraus ginge. Wenn er sich nicht in Arbeit vergrub,  verkroch er sich im Hochland, um zu jagen.

Er  war scheinbar einfach nur gern für sich. Es hätte sie sehr getroffen,  wäre er dem eigenen Geschlecht zugeneigt gewesen. Nicht so sehr die  Tatsache an sich. Es hätte sie nur traurig gestimmt, vergäbe er die  Chance, eine Familie zu gründen. Sie wusste, dass schwule Paare  heutzutage heiraten und Kinder adoptieren konnten. Doch hier, in dieser  Gegend, würde das im besten Fall schräge Blicke und Gerede provozieren.  Wahrscheinlicher wäre, dass eine solche Familie ausgeschlossen würde,  wenn nicht gar offen angefeindet.

Doch dass er  eher ein Einzelgänger war, stellte nicht das einzige Problem in Sachen  Brautschau dar: Hier auf dem platten Land, am Arsch der Welt, fanden  sich wenig passende Kandidatinnen. Und Maud wusste auch, dass er  ihretwegen so zurückhaltend war. Die wenigsten würden in ein großes,  zugiges Haus ziehen und den Mann mit einer schrulligen alten Schachtel  teilen – und Scott würde seine Granaidh nie verlassen.

Mit  Kitty Taylor war es etwas anderes. Dass seine Großmutter ihn gebeten  hatte, ein Auge auf sie zu werfen, war eine Sache. Eine andere, dass er  Gefallen an der jungen Frau gefunden hatte. Auch wenn er sich die größte  Mühe gab, es zu verschleiern: Ihren alten und doch scharfen Augen  entging nicht, wie aufmerksam er den Gast beobachtete und wie sich dabei  ein sehnsüchtiger Ausdruck auf sein Gesicht stahl, wann immer er sich  unbeobachtet wähnte. Maud lächelte still in sich hinein. Vielleicht  würde ihr Enkel doch nicht allein bleiben müssen.

Was  das unglückselige Haus anging, war es nicht so einfach. „Kindchen, ich  weiß nicht viel über das Haus. Nur das, was sich mir offenbart. Aber  meine Gabe ist launisch", begann sie zu erklären. „Als wir uns das erste  Mal begegneten, sah ich Bilder des Hauses wie Irrlichter aufleuchten  und wieder verschwinden. Und ich fühlte große Angst, Schmerz und  Todesqualen."

„Und Sie haben mich gewarnt, dafür  bin ich dankbar", sagte Kitty. „Aber ich will nicht ausziehen. Ich muss  doch etwas tun können, um diese ... Sache loszuwerden? Denken Sie bitte  nach. Gibt es noch irgendetwas, das Sie mir noch erzählen können? Und  sei es auch noch so unbedeutend."

„Sag Granaidh  zu mir, ich mag dich. Wenn du bleiben willst, werde ich es dir nicht  ausreden." Maud machte eine Pause und fuhr dann fort: „Sagt dir der Name  Morag McRae etwas?"

Home Sweet HomeWhere stories live. Discover now