Ghost of yesterday
Stalking 'round my room
All night long you stay
Walk around in profound gloom(Ghost of Yesterday, Billie Holiday, 1940)
Maud Campbell fixierte Kitty durch eine große Hornbrille, durch die ihre hellblauen Augen doppelt so groß wirkten. Wie eine große, alte Eule blinzelte sie die junge Frau an, die ihr Enkel mitten in der Nacht mit heimgebracht hatte. Es musste etwas in House Crow passiert sein, dass Scott das getan hatte. Er brachte selten Damenbesuch mit nach Hause, obwohl Maud es gern gesehen hätte, wenn er mehr aus sich heraus ginge. Wenn er sich nicht in Arbeit vergrub, verkroch er sich im Hochland, um zu jagen.
Er war scheinbar einfach nur gern für sich. Es hätte sie sehr getroffen, wäre er dem eigenen Geschlecht zugeneigt gewesen. Nicht so sehr die Tatsache an sich. Es hätte sie nur traurig gestimmt, vergäbe er die Chance, eine Familie zu gründen. Sie wusste, dass schwule Paare heutzutage heiraten und Kinder adoptieren konnten. Doch hier, in dieser Gegend, würde das im besten Fall schräge Blicke und Gerede provozieren. Wahrscheinlicher wäre, dass eine solche Familie ausgeschlossen würde, wenn nicht gar offen angefeindet.
Doch dass er eher ein Einzelgänger war, stellte nicht das einzige Problem in Sachen Brautschau dar: Hier auf dem platten Land, am Arsch der Welt, fanden sich wenig passende Kandidatinnen. Und Maud wusste auch, dass er ihretwegen so zurückhaltend war. Die wenigsten würden in ein großes, zugiges Haus ziehen und den Mann mit einer schrulligen alten Schachtel teilen – und Scott würde seine Granaidh nie verlassen.
Mit Kitty Taylor war es etwas anderes. Dass seine Großmutter ihn gebeten hatte, ein Auge auf sie zu werfen, war eine Sache. Eine andere, dass er Gefallen an der jungen Frau gefunden hatte. Auch wenn er sich die größte Mühe gab, es zu verschleiern: Ihren alten und doch scharfen Augen entging nicht, wie aufmerksam er den Gast beobachtete und wie sich dabei ein sehnsüchtiger Ausdruck auf sein Gesicht stahl, wann immer er sich unbeobachtet wähnte. Maud lächelte still in sich hinein. Vielleicht würde ihr Enkel doch nicht allein bleiben müssen.
Was das unglückselige Haus anging, war es nicht so einfach. „Kindchen, ich weiß nicht viel über das Haus. Nur das, was sich mir offenbart. Aber meine Gabe ist launisch", begann sie zu erklären. „Als wir uns das erste Mal begegneten, sah ich Bilder des Hauses wie Irrlichter aufleuchten und wieder verschwinden. Und ich fühlte große Angst, Schmerz und Todesqualen."
„Und Sie haben mich gewarnt, dafür bin ich dankbar", sagte Kitty. „Aber ich will nicht ausziehen. Ich muss doch etwas tun können, um diese ... Sache loszuwerden? Denken Sie bitte nach. Gibt es noch irgendetwas, das Sie mir noch erzählen können? Und sei es auch noch so unbedeutend."
„Sag Granaidh zu mir, ich mag dich. Wenn du bleiben willst, werde ich es dir nicht ausreden." Maud machte eine Pause und fuhr dann fort: „Sagt dir der Name Morag McRae etwas?"
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Home Sweet Home
ParanormalKitty Taylor, ihres Zeichens frischgebackener Single, stellt fest, dass die gemeinsamen Freunde eben doch nur seine Freunde waren. Es könnte so einfach sein: raus mit dem treulosen Ex, neues Leben, neues Glück - ganz so einfach wird es jedoch nicht...