Tell the world I′m coming home
Let the rain
Wash away
All the pain of yesterday(Coming Home, Diddy-Dirty Money feat. Skylar Grey, 2010)
Als sie sich am Morgen telefonisch bei McLeod, Burkes & Brown anmeldete, hatte sie nicht geglaubt, dass es so schnell gehen würde. Aber der kleine, vertrocknete Mann, der sich ihr als Alfie McLeod, letzter noch lebender Partner der Kanzlei vorgestellt hatte, war gleich zur Sache gekommen. Ein kurzer Blick auf ihren Ausweis hatte genügt, ihren Anspruch zu legitimieren. Ihre Unterschrift unter zwei Dokumente war reine Formsache, diese vor der Unterzeichnung zu lesen hatte am meisten Zeit in Anspruch genommen. Keine halbe Stunde später waren sie schon im altersschwachen Toyota des Anwalts unterwegs. Nach Dornie, einer Ortschaft, von der sie noch vor einer Woche nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt existierte.
Während der Fahrt hatte der Mann sich wortkarg gezeigt, doch Kitty war so sehr damit beschäftigt, sich ihr neues Heim auszumalen, dass auch sie keine gute Gesprächspartnerin abgab. Nur wenn sie durch eines von zahlreichen Schlaglöchern fuhren und sowohl ihre Halswirbel, als auch die rostigen Federn des Autos protestierten, fragte sie sich, ob sie diese Höllenfahrt überleben würde. McLeod schien keinen Wert darauf zu legen, so erbarmungslos, wie er das Vehikel zu Höchstleistungen trieb.
Die Worte „So, da wären wir!" registrierten Kittys Bandscheiben mit Erleichterung. Sie hielten vor einem zweigeschossigen Haus aus grauem Granit, das einem Rosamunde-Pilcher-Roman entstiegen sein konnte. Genau wie diese hatte es an den Stirnseiten jeweils einen Kamin. Das Grau des Natursteins schimmerte silbern in der Mittagssonne, und über das kleine, gedrungene Gebäude spannte sich ein Giebeldach, gedeckt mit Schiefer, der um einige Schattierungen dunkler als das Mauerwerk war. Kitty stieg aus und wunderte sich, weshalb ihr Fahrer sitzen blieb. Als die Scheibe auf der Fahrerseite quietschend heruntergekurbelt wurde und McLeod einen Umschlag durchreichte, ging sie auf die andere Seite und nahm den Umschlag entgegen.
„Das sind die Schlüssel, Miss Taylor", sagte er. „Wie sie sehen, liegt das Haus nicht zentral, bis ins Stadtzentrum ist eine halbe Stunde Fußweg. Ich empfehle Ihnen, sich einen fahrbaren Untersatz zu organisieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Miss Taylor."
„Danke, und auf Wiedersehen", schaffte Kitty gerade noch zu sagen, bevor McLeod den Zündschlüssel drehte und mit aufheulendem Motor wendete und weg fuhr. Wenn sie nicht Zeugin seines halsbrecherischen Fahrstils gewesen wäre, müsste sie annehmen, dass er sie nicht schnell genug sich selbst überlassen konnte. Andererseits war er vielleicht wirklich froh, seinen Auftrag endlich abschließen zu können. Er hatte in seinem Büro schon durchblicken lassen, dass die Suche nach ihr viel Zeit gefressen hatte. Und Zeit war schließlich Geld, wie er zwischen zwei Sätzen meinte, betonen zu müssen.
VOUS LISEZ
Home Sweet Home
FantastiqueKitty Taylor, ihres Zeichens frischgebackener Single, stellt fest, dass die gemeinsamen Freunde eben doch nur seine Freunde waren. Es könnte so einfach sein: raus mit dem treulosen Ex, neues Leben, neues Glück - ganz so einfach wird es jedoch nicht...