7. KAPITEL

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BURN

Abends sitze ich in meinem Einzimmerapartment auf meinem Bett – wobei es eher zwei große Matratzen auf Europaletten sind. Auf meinem Schoß das Buch, welches Tinsley als ihr Lieblingsbuch bezeichnet hat. Nachdenklich spiele ich mit den ersten Seiten und starre auf das schwarze Bücherregal an der Wand gegenüber von meinem Bett. Ich habe es vor zwei Jahren mit Eryx selbst entworfen und gebaut. Es ist nicht perfekt, aber perfekt für mich.

Auf jedem Regalbrett haben vierzig Bücher Platz und beinahe jedes der zwölf Bretter ist voll. Das Regal reicht bis unter die Decke und ist mit einigen Wandhalterungen befestigt. Darin stehen eine Vielzahl guter Krimis, Thriller und eine Menge Fantasybücher. Jetzt besitze ich zwei Bücher, die aus dem Raster fallen. Innerhalb von fünf Tagen habe ich zwei Dark Romance Bücher bei mir einziehen lassen. Das Erste davon unfreiwillig. Das andere freiwillig, weil mich neugierig macht, was Tinsley liest.

Ich kenne mich mit dem Genre nicht aus, aber ich will Tinsley kennenlernen. Und es scheint mir ein guter Weg, dabei ihre Literaturvorlieben einzubeziehen. Seufzend kratze ich mich am Kinn, dann schlage ich das Buch auf. Der Einstieg ist gut geschrieben, bildlich und interessant. Überhaupt nicht so, wie ich mir ein solches Buch vorgestellt hätte.

Mit gefurchter Stirn widme ich mich der Lektüre und bin von Seite zu Seite überraschter, dass ich es gut finde. Über jedem Kapitel steht der Name der Protagonistin, allerdings gehe ich davon aus, es wird auch eine männliche Sichtweise geben. Was hätte es sonst für einen Hintergrund?

Es geht um eine junge Frau, die vor ihrem gewalttätigen Verlobten in ein anderes Land flüchtet und deshalb in einer italienischen Kleinstadt landet. Sie lernt einen düsteren Barbesitzer kennen und lässt sich darauf ein, bei ihm unterzukommen, bis sie ein Hotelzimmer gefunden hat. Die Wortmalerei der Autorin ist wundervoll und mir gefällt die bisherige Seichtheit der Lektüre. Mein Hirn prägt sich jedes Detail ein, weil es bei meinem Genre gerade auf diese Details ankommt, trotzdem entspannt mich das Lesen.

Zumindest, bis ich im nächsten Kapitel ankomme. Fuck.

Das Kapitel ist vierzig Seiten lang und besteht aus sinnlichem Sex, dunklen Fantasien und Unterwerfung im Bett. Der Hauptprotagonist Leano verführt die Hauptprotagonistin Davina. Beim Lesen, werden meine Augen immer größer und ich verziehe hin und wieder anerkennend den Mund. Tinsley hat einen interessanten Geschmack, was Bücher betrifft. Schluckend hebe ich kurz den Blick vom Buch, starre in Richtung meines Fensters, aber kann mich nicht vom Weiterlesen abhalten.

Leanos Zunge umkreist gezielt meine Klitoris, ehe er gefühlvoll zwei Finger in meiner feuchten Mitte versenkt. Sein Knurren lässt mich genüsslich stöhnend tiefer rutschen. Das polierte Glas der Bar sorgt für Abkühlung auf meiner erhitzten Haut. Die Lichter sind ausgeschaltet, trotzdem lockt die Befürchtung, es könnte uns jemand durch die Glasfront beobachten, die Exhibitionistin in mir hervor. Ein hemmungsloses Stöhnen steigt aus meiner Kehle empor, während ich höre, wie Leano seine Hose aufknöpft. Das Metall seiner Gürtelschnalle trifft auf den gefliesten Boden und Vorfreude lässt meine Beine zittern. »Ich werde dich jetzt ficken, Davina«, raunt er verheißungsvoll gegen meinen Beckenknochen.

Bedürftig strecke ich mich ihm entgegen, strecke die Arme über den Kopf und bekomme den Zapfhahn zu fassen. Seine Hände greifen in den Stoff meiner Bluse. Mit einem Ruck zerrt er daran und die Knöpfe fliegen wie Wurfgeschosse durch die verlassene Bar. Mein BH wird als Nächstes zerfetzt, dann ist mein überaus schickes Seidenhöschen an der Reihe. Sein Zerstörungswahn turnt mich unsagbar an, weshalb ich nicht einmal bedauere, dass meine Unterwäsche zu einem Putzlappen umfunktioniert wird.

Leano zieht die Eisschublade auf, wodurch mein Fuß einen Hauch Kälte abbekommt. Die Schublade knallt zurück in den Kasten, dann greift er mit einer Hand an mein Gesicht. Seine Finger tauchen in meinen Mund und ich sauge genüsslich daran. Dann schießt eisige Kälte durch meinen Körper und gleichzeitig ein Schwall aus Hitze, weil er sich mit einem tiefen Stöhnen und einem einzigen kraftvollen Stoß in meiner Pussy versenkt. Die Finger seiner rechten Hand in meinem Mund, seine anderen Finger drücken zwei Eiswürfel auf meinem Kitzler und sein mächtiger Phallus tief in mir. Ich fühle mich durch seine Berührungen wie eine anbetungswürdige Göttin. Leano braucht und will im Augenblick keine andere Frau, außer mir.‹

Vom Chamäleon in der Skittlestüte | ONC 2024Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt