✧Kapitel 9✧

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Fred fuhr so schnell zu Kira herum, dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, aber ich konnte mich gerade noch an seinem Kittel festhalten, bevor ich endlich seine Schulter erreichte. Als ich jedoch endlich versuchen wollte, ihm mitzuteilen, dass die Kapitänin irgendeinen Defekt hatte – deswegen war ich ja hier – feuerte meine Programmierung einen erneuten Befehl ab.

Fred hatte den Kopf gedreht, sodass er zu Kira schauen konnte, die das Labor gerade betreten hatte. Dabei präsentierte er mir seinen unbekleideten Hals.

Als mich das überwältigende Bedürfnis überspülte, die kurze Strecke bis hinauf zu Freds Hals noch zurückzulegen, und dann meine Beine in seine Haut zu bohren ... da wusste ich, dass das einen schädlichen Effekt haben konnte, oder zumindest ahnte ich es.

Aber das Gefühl war bei weitem nicht stark genug, dass es mich hätte aufhalten können. Ich raste das Stück von Freds Schulter hinauf, das mich von dem Ort trennte, an dem ich nun unbedingt sein wollte, und noch währenddessen fuhr ich meine Greifwerkzeuge aus.

Ich war dafür gemacht, im schlimmsten Fall Metall zu schneiden, Haut war kein Hindernis für mich. 

Fred stieß einen überraschten Laut aus, als meine Werkzeuge in seinen Hals schnitten, seine Hand, mit der er nach mir geschlagen hatte, streifte mich zwar, trieb mich allerdings nur nach vorne.

Eine rote Flüssigkeit, die ich nicht kannte, floss Freds Hals hinunter. Das hier war, was ich hatte erreichen sollen. Es war richtig, ich gehorchte dem, was mir aufgetragen wurde. 

Bevor ich jedoch ein zweites Mal zustechen konnte, ertönten Schritte und ich wurde ein von meinem Ziel weg gerissen.

Kira.

Sie hielt mich zwischen zwei ihrer Finger weit von sich weg, sodass ich sie nicht erreichen oder mich befreien konnte. Viel zu fest drückte sie meinen Körper zusammen. Ich erinnerte mich wieder daran, dass die Menschen die Kraft hatten, mich irreparabel zu beschädigen, und ich erstarrte in ihrem Griff.

Glücklicherweise zerquetsche sie mich nicht. Stattdessen stülpte sie etwas aus Glas über mich und beschwerte es mit etwas, das ich von unten nicht näher erkennen konnte.

Dann stürzte sie zu Fred, der, wie mir jetzt erst auffiel, nicht mehr aufrecht stand, sondern auf dem Boden kauerte, die Hand an seinen Hals gepresst. Die rote Flüssigkeit trat durch seine Finger. Jetzt verstand ich, von wo sie stammte – aus dem Schaden, den ich seiner Haut zugefügt hatte.

Den ich. Ihm zugefügt hatte.

Es war, als würde die Zeit langsamer laufen, als sich der Großteil meiner Rechenkapazitäten auf diesen Gedanken ausrichteten.

Ich hatte einem Menschen Schaden zugefügt.

Kiras aufgeregte Worte, während sie neben Fred kniete und versuchte zu verhindern, dass die rote Flüssigkeit austrat, wurden dumpf für mich.

Ich hatte einem Menschen Schaden zugefügt.

Meine Programmierung hatte mich dazu gebracht, dass ich ... versucht hatte ... einen Menschen zu töten.

Ich hatte nicht nur einem Menschen Schaden zugefügt - ich war kurz davor gewesen, einen Mord zu begehen.

Aber war es wirklich meine Programmierung, die die Schuld trug? Ich hatte in der letzten Zeit so einiges getan, das meiner Programmierung so gar nicht entsprach.

Was, wenn genau das der Fehler gewesen war? Wenn ich defekt war?

Wenn ... ich versucht hatte, Fred zu töten? Der Teil von mir, der unabhängig von dem Chip in meinem Körper existierte, der immer besonders schnell an Einsatzorten sein wollte, der sich so sehr nach den Sternen sehnte, der so etwas wie Aufregung empfand bei dem Gedanken, gerade keine ganz fest programmierte Aufgabe zu haben?

Die Sterne über unsNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ