✧Kapitel 19✧

16 6 44
                                    

Nach und nach passt die Menschheit sich an, wie sie es schon immer getan hat. Sie lernt sich zu schützen und sie lernt sich zu wehren. Sie lernt, was essbar ist und was nicht, sie lernt die neuen Krankheiten zu bekämpfen.

Die schweren ersten Tage gehören der Vergangenheit an und die Menschheit beginnt ihre neue Heimat zu erobern. Wie Pollen einer Pflanze, die ihnen vor kurzer Zeit noch Angst eingejagt hat, verbreiten die Menschen sich nun über den ganzen Planeten, machen neue Erfahrungen und lassen die alten nach und nach hinter sich.

Sie verlassen die Perseus.

Sie lassen sie hinter sich.

Und die Perseus ist allein, kann sich nicht mehr ihrer Aufgabe widmen. Sie verfällt, und es gibt nicht einmal jemanden, der ihr bei ihrem Verfall zur Seite steht. Denn alle sind verschwunden, alle haben sie durch etwas Anderes ersetzt, vielleicht sogar etwas Besseres.

Die Perseus hat keine Menschen mehr, die sie beschützen kann.

Sie kann sie nicht mehr halten.

NIEMALS.

Ein zweites Mal dringt dieses einzelne Wort des Schiffes zu mir, bevor eine weitere Bilderflut auf mich einstürmt.

Dieses Mal sehe ich wieder mich, wie ich zu Fred komme. Wie er mich untersucht. Während die Analysen laufen, schraubt er die Scanner wieder zusammen. Er verbindet beides und bringt mich zu den Scannern. Sämtliche Lämpchen an den technischen Geräten leuchten auf, in allen Farben und mehr.

Ein Schnelldurchlauf der Ereignisse auf der neuen Erde.

NIEMALS.

Es war nicht das Leuchten, das der Auslöser für den Mordauftrag war. Nur die Bedeutung hat das Schiff schon vor langer Zeit versteckt, um im Fall der Fälle handeln zu können. Jetzt zeigt mir die Perseus Bilder von anderen Lemmingen, denjenigen, die ebenfalls mit mir das Loch an diesem einen Tag gestopft hatten. Sie glühen genauso blau wie ich ... ich bin nicht allein.

Aber im Gegensatz zu mir haben sie sich zu ihren Ladestationen zurückgezogen, als sie keine Aufgabe mehr hatten. Ich habe mich stattdessen auf Erkundungstour begeben ... und dabei genau den Kontakt geknüpft, den ich laut der Perseus auf gar keinen Fall haben durfte.

Also schmiedete sie einen anderen Plan, und änderte meine Programmierung, versteckte den Code zwischen Nichtigkeiten und verbarg ihn vor fremden Augen.

Den Rest der Geschichte kenne ich. Und ihr kennt sie jetzt auch.

Die Perseus ist nicht böse, nicht in dem Sinne, dass sie den Menschen schaden will. Aber sie hat Angst. Angst davor, was sein könnte, was werden könnte, was wir uns aussetzen könnten, wenn wir diese eine Chance wahrnehmen würden, die sich uns bietet. Wenn wir es wagen, die große Leere hinter uns zu lassen, dem Weltraum einen Platz nur noch über uns zuzuweisen. Sodass wir nur noch zu den Sternen aufsehen könnten.

Und die Perseus hat auch Angst um sich.

Aber sie ist ein großes Schiff. In diesem Moment, wo sie mir alles gesagt hat, mir alles anvertraut hat und es zwischen uns kein Geheimnis mehr gibt ... da verstehe ich, was sie nicht begreifen kann. Die Menschen sind aus der Perspektive der Perseus zu klein, um sie vollständig verstehen zu können. Dafür braucht es jemanden, für den das nicht gilt. Zum Beispiel jemanden, der nur etwa halb so groß ist wie ein menschlicher Finger.

Die Perseus hat es mir erlaubt, mich halbwegs in meinen eigenen Körper zurückzuziehen, doch jetzt presse ich mein Beinchen mit neuer Vehemenz gegen die kognitiven Bahnen, die den Kern des Schiffs bilden. Dieses Mal, zum zweiten Mal, übermittle ich die Bilder, aber mir ist viel bewusster, was daran hängt.

Die Sterne über unsWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu