✧Kapitel 17✧

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Kira und Fred schleppen sich aus dem Weg, sodass die Menschen mit Masken an ihnen vorbeikommen, aber so verharren sie. Sie versuchen nicht, wieder auf die Beine zu kommen. Beide atmen nicht mehr leicht, es sieht aus, als würde ein hohes Gewicht auf ihnen lasten, während der Luft um uns herum in Wirklichkeit etwas fehlt.

Kiras Fingerspitzen, die mit ihrer Handfläche noch immer eine Höhle um mich bilden, durch deren Spalte ich sehen kann, haben die Farbe geändert. Sie sind jetzt bläulich, wenn auch in einem anderen Ton als mein Leuchten.

Ob das etwas bedeutet?

„Ich habe ... Angst", sagt Kira schließlich, aber ich glaube nicht, dass sie es zu mir sagt. Sie sagt es zu Fred, der es zumindest schafft, den Blick zu ihr zu wenden.

„Ich auch", sagt er zurück, und er muss nicht einmal Luft zwischen den beiden Wörtern holen.

„Es sollte ... eine neue ... Heimat geben", bringt Kira hervor und ich weiß nicht genau, was sie meint. Vor allem, weil mir das Konzept der Wortes ‚Heimat' zwar bekannt ist, das damit verbundene Gefühl aber fremd.

„Die Perseus ... ist Heimat." Ich glaube, Fred widerspricht Kira, aber wieder verstehe ich es nicht. Es ist, als würden die beiden auf einem Level kommunizieren, das nicht allein von der Sprache ausgeht. Und nur dazu habe ich Zugang.

„Erzähl mir ... was du ... tun wolltest, wenn wir ... ankommen."

Es kommt Bewegung in die beiden. Kira achtet kaum noch auf mich, aber sie rückt näher zu Fred heran. Auch wenn es diesen offensichtlich viel Mühe kostet, hebt er den Arm und erlaubt Kira somit, näher zu ihm zu rutschen. Dann legt er den Arm auf ihrer Schulter ab.

„Ich ... weiß es nicht. Ich ... dachte ... es wird immer ... etwas zu reparieren geben."

Auch der bewegliche Teil vor Freds Mund ist blau geworden. Ich habe einmal gehört, dass das bei Menschen passieren kann, denen kalt ist, aber das ist es hier nicht. Dennoch spricht er weiter.

„Ich ... dachte ... ich würde dir ... dabei zusehen, wie du ... die Welt baust."

Kira lacht schwach, so schwach, dass ich es zuerst gar nicht als das erkenne. Und ich glaube auch nicht, dass sie etwas lustig findet.

„Das wäre ... schön."

„Die Bienenwaben...häuser", bringt Fred heraus. „Ich glaube ... ich hätte gerne in einem gewohnt."

„Ich hätte ... dir eins gebaut."

Sie sprechen, als würde das alles in unerreichbare Ferne rücken. Als wäre es etwas, das sie sich einmal ausgemalt haben und das nun niemals Realität werden wird. Wie die Male, als ich dachte, dass ich die Sterne nie wieder sehen würde. Bis ich mich anders entschieden habe.

Aber die beiden können das gerade nicht, oder?

Fred und Kira haben beide die Beine angezogen, sie hat den Kopf gegen Freds Schulter gelehnt und er hat die Seite seines Gesichts auf ihren Haaren abgelegt.

Kiras Augenlider flattern, als sie sich schließen. „Es war ein ... schöner Traum." Ihre Stimme hat den Klang verloren, aber die Worte dringen trotzdem nach draußen, wie das Geräusch, das die Luft verursacht, wenn sie durch die Schächte rauscht.

Und dann trifft mich die Erkenntnis. Ich habe so wenig verstanden, was die beiden sich mitteilen wollten, war so gefangen in meiner Beobachtung, weil ich das Gefühl habe, hier geht etwas Wichtiges vor sich – die beiden haben Angst, dass sie sterben werden.

Noch ist das Sauerstofflevel nicht niedrig genug dafür, es schränkt sie nur erheblich ein, das sagen mir meine eigenen Werte, aber es fühlt sich für sie anders an. Ich weiß nicht, was noch passieren wird.

Die Sterne über unsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora