S I E B E N

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Die nächste halbe Stunde überlebte ich, indem ich Papierkügelchen in Liams Tasche steckte, was er witziger Weise nicht bemerkte. Aber spätestens wenn er sie auspackte und ihm alles entgegen flog, hatte ich meinen Spaß. Zu mindestens gedanklich würde ich ihn dabei auslachen. Vielleicht behielt ich ihn auch einfach im Auge, damit ich dabei zuschauen konnte.

Dem Drang nachgehend, rieb ich teuflisch die Hände aneinander und grinste.

Ich böses, böses Mädchen.

Nachdem alle ihre Zusammenfassung abgeliefert und Mr Leston uns netterweise entlassen hatte, machte ich mich auf den Weg zu Ryan und Jenni.

Doch als ich die beiden überall gesucht hatte und nicht finden konnte, ließ ich mich mit einem tiefen Seufzen auf meine Isomatte sinken. Okay, überall hieß bei mir auf dem Weg zu und in der Cafeteria, aber diese Tatsache ignorierte ich jetzt einfach gekonnt.

Irgendwann kam mir der Gedanke, dass Jenni und Ryan ja zusammen nicht da sein könnten, was mich zum lächeln brachte. Vielleicht war es ja ganz gut, dass ich die beiden nicht gefunden hatte. Hoffentlich würde was aus den beiden werden.

„Hale, hör auf dich an Liam und Jack ranzumachen!"

Ich sah nach oben, in Stacys Drei-Kilo-Makeup-Fresse. Sie war die Definition von dezentem Schminken, würde ich sagen. Zu mindestens wenn man den vielen Büchern Glauben schenkte, bei denen man alles-was-man-im-Schminkregal-in-der-Drogerie-finden-konnte-und-ins-Gesicht-klatschten als fast nicht geschminkt bezeichnete.

Gut, ich schminkte mich auch mehr, als ich es vielleicht früher getan hatte, aber im Gegensatz zu Stacys bestanden meine Augenbrauen noch aus überwiegend Härchen und nicht nur aus Augenbrauenstift.

„Lass sie, sie gehören mir!", zickte sie, als ich nicht antwortete.

„Beide?"

„Ja, beide."

Ich hob schmunzelnd meine Augenbrauen. „Uiuiui, die liebe Stacy steht auf flotte Dreier. Heiß!", sagte ich ironisch.

„Ich behalt dich im Auge, Schlampe." Mit diesen Worten stöckelte sie davon.

„Viel Spaß dabei, Barbie." Ich setzte mich in den Schneidersitz und genoss die Ruhe, die ich unter all den anderen schwätzenden Menschen hatte, bis sich unsere herzallerliebsten Lehrer wieder irgendetwas Supertolles ausgedacht hatten.

Im Laufe der nächsten Minuten gesellten sich Grace und Tyler zu mir, die sich, nach einem scharfen Blick von mir, leise miteinander unterhielten.

Doch kaum hatte ich eine bequeme Stelle auf der komischen Matte, die die Dicke eines Regalbrettes hatte, gefunden, meldeten sich unsere Aufpasser, meine besten Freunde, zu Wort.

„Schüler und Schülerinnen! Hören Sie mir bitte zu!" Aus ihren früheren Fehlern gelernt, war es gleich Mrs Jones, die die Stimme über uns erhob. „Ich hoffe, Sie hatten ebenfalls Ihren Spaß bei den jeweiligen Übungen. Wir Lehrer jedenfalls finden, dass sie sehr hilfreich gewesen sind."

Meine Augen suchten automatisch den Raum nach Jack ab, den ich auch sofort fand. Er saß an einem großen Fenster, mit seinem Bruder und ihrem Gefolge. Vor ihnen tummelten sich Mädchen mit wenig, bis kaum Kleidung, die sich in regelmäßigen Abständen an die Jungs ranschmissen. Wenn sie abgewiesen wurden, versuchten sie es fünf Minuten später einfach wieder. In der Hoffnung, dass sich einer von den Typen für sie entscheiden und später mit ihr aufm Klo verschwinden würde.

So etwas nannte ich einfach nur erbärmlich.

Ich blickte Jack ins Gesicht und stellte sogar über den Abstand, der zwischen uns lag, fest, dass er mich ansah.

Only her life.Donde viven las historias. Descúbrelo ahora