S I E B Z E H N

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Nach der Mittagspause hatte ich Unterricht mit Liam, was auch der Grund dafür war, dass ich hibbelig hin und her hüpfte, Selbstgespräche über sein mögliches Verhalten führte und mir jetzt schon mal Beleidigungen zurechtlegte.

Im Klassenraum angekommen ließ ich mich neben seinem noch leeren Stuhl nieder und betete, dass er nicht kommen würde.

Doch meine Gebete wurden nicht erhört - Liam pflanzte sich genau in diesem Moment neben mich und starrte mich finster an.

„Freitag auf Samstag", sagte er bloß und wartete wohl auf meine Reaktion.

„Faust sucht Fresse. Interesse?" Gott, war der schlecht Vanessa. Ich sah zu Liam und erschrak kurz. Seine Lippe war geschwollen und hatte eine kleine Kruste, außerdem war sein rechtes Augen blau und fing schon an, sich grün zu färben. Seine linke Wange zierte ein langer Kratzer.

Er fing an, dreckig zu grinsen, was mich aus meiner Starre riss.. „Ich wusste, dass du noch an mir hängst."

„Was laberst du?", empörte ich mich und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.

„Sonst hättest du nicht mit mir gevögelt. Und es hätte dir nicht gefallen. Aber ich muss schon sagen, du hast dich echt verbessert, du bist jetzt richtig gut im Bett."

„Dir hat wohl jemand ins Gehirn geschissen und vergessen umzurühren."

Mr Leston kam ins Klassenzimmer und ließ mit einem lauten Knall einen Stapel Blätter auf den Tisch fallen.

„Wie du unter mir gestöhnt hast, werde ich nie vergessen, Babe", flüsterte mir Liam noch zu, bevor er sich nach vorne wandte.

Warum hatte ich das getan? Man konnte doch nicht so betrunken sein, um mit seinem Ex ins Bett zu hüpfen?!

Die Doppelstunde verging schleppend langsam und ich verbrachte sie Größenteils damit, einen Plan zu schmieden, wie ich Jack meinen Schwachpunkt nicht zeigen und Liam umbringen könnte.

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Nach Montag kam Dienstag, das hieß Schule, doch trotzdem befand ich mich Montagabend in einer Disko.

Mit einem zu kurzen Kleid, zu hohen Schuhe, zu viel Makeup - und zu viel Schmerz.

Nach zahlreichen Überlegungen und vielen Tränen war ich zu dem Entschluss gekommen, meinen Frust wegzutrinken.

So befand ich mich nun zwischen unzähligen schwitzenden Körpern und tanzte, vom Alkohol der durch meine Adern floss, beflügelt.

Ich hatte das Gefühl, ohne Jack nichts mehr zu sein.

Jemanden so sehr zu lieben, dass man es nicht aushielt, nüchtern an diese Person zu denken, wenn sie einen verletzt hatte.

Wie konnte er mich, uns so schnell aufgeben? Nur weil ich nicht sofort mit ihm zusammengekommen bin, ihm nicht sofort bedingungslos vertraute. Er verstand mich einfach nicht.

Ich wurde von hinten angetanzt und spielte mit.

Es gab niemanden, den ich mit diesem Verhalten verletzten könnte, es gab niemanden, der mich retten würde.

Zum zweiten Mal in meinem Leben fing ich an, mich für einen Typen zu ändern. Erst war es Liam gewesen, auch wenn ich mit dieser Veränderung nicht unzufrieden war.

Doch jetzt war es Jack und ich wollte mich nicht ändern - und doch tat ich es.

Früher hätte ich mir eine andere Lösung gesucht, um meinen Frust abzubauen, ich wäre joggen gegangen oder hätte einfach nur auf dem Bett gelegen und mit einer Freundin geredet. Doch jetzt war mein Schmerz größer, als das man ihn mit einfachem Laufen oder einem Gespräch wegbekam, jetzt half nur noch Alkohol.

Only her life.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt