► 6 ◄

5.7K 363 68
                                    

➢ ELODIE

Noah und ich warteten vor Mr. Turners Büro auf Blue. Es gab nicht einmal Stühle, auf die wir uns setzen konnten! Auf was für eine Schule gingen wir eigentlich?

Als die Tür geöffnet wurde und unser Freund mit seinem Vater herauskam, erkannte man gleich, dass er ziemlich wütend war. O-oh!
Sobald Blue bei uns angelangt war, ging sein Vater weg und ließ uns drei allein.

"Alles okay?", flüsterte Noah.

Blue knurrte. "Ja."

Zum Glück hatten wir jetzt alle drei Schulschluss - unsere letzte Stunde fiel aus - und so verließen wir, Blue in die Mitte genommen, die Schule.

Kaum waren wir draußen, da explodierte Blue. Er lief rot an und trat gegen jeden Gegenstand, der ihm in die Augen fiel. Nachdem er sich halbwegs wieder beruhigt hatte, fragte ich vorsichtig, was denn jetzt die Strafe sei.
Noah blieb nur vorsichtshalber noch auf Abstand. Wenn unser Kumpel wütend wurde, dann aber richtig.

Blue schnaubte. "Er hat uns nicht eine ganz normale Strafe wie Schulhof fegen oder so gegeben. Nein! Das ist ihm ja zu normal! Er stellte uns vor die Wahl!"

"Das ist doch eigentlich gut, oder?", fragte Noah nach einer Weile zaghaft.

"Nein! Nicht wenn man Sohn eines Lehrers ist und einem zur Wahl steht, eine Woche suspendiert zu werden oder eine Stunde lang auf dem Schulhof sitzen und mit Ryan Händchen halten. War ja klar, was wir nehmen müssen."

"Oh."

Noah und ich sahen uns bedrückt an. Doch auf einmal blitzte etwas in seinen Augen auf. So ein teuflischer Ausdruck. Ich kapierte.
Stimmt! Das passte total zu unserem Plan!
Ich musste grinsen.

Aber diese 'Unterhaltung' blieb natürlich nicht unbemerkt von Blue; er schnaubte wieder abfällig. "Ja! Stimmt ja! Das passt euch ja total! Ich wette, euch freut es sogar, was? Toll. Ich gehe dann mal." Er drehte sich um und stapfte brummelnd vom Schulhof. Schuldbewusst blickten wir zu Boden, bevor wir leise kicherten. "Ups." Er hatte ja Recht. Aber es war alles nur zu seinem Besten.

Nur leider war Blue das nicht ganz so bewusst.

"Vielleicht war das doch ein bisschen mies gerade", meinte Noah nach ein paar Sekunden, in denen Blue wider Erwarten nicht stehen blieb.

"Mh. Mist."

Aus den Augenwinkeln sah ich den Direktor auf uns zukommen. Da kam mir eine Idee.

"Hey! Blue, warte mal!" Ich rannte ihm nach.
Er drehte sich um. "Was?", fragte er genervt.

"Ähm ... was hältst du davon, wenn ich die Strafe übernehme? So als Freundschaftsdienst?"
Noahs Augen weiteten sich und er schüttelte den Kopf. Nicht, formte er mit seinen Lippen. Ich ignorierte ihn und wartete auf Blues Antwort.

"Äh ... ja? Obwohl ... nein, das musst du nicht! Ich mach das schon!", erwiderte er.

Puh! So doll mochte ich Ryan jetzt auch wieder nicht, aber was tat man schon alles für seine Freunde ... oder dafür, dass sie nicht mehr beleidigte Teewurst spielten. Oder hieß es Leberwurst?

"Du musst wissen, dass wir nur das Beste für dich wollen und dich nicht verletzten wollen."

"Ich weiß", seufzte er. "Aber ich muss jetzt wirklich los. Bye, Sweethearts!"

Er umarmte uns und gab mir wie immer einen Kuss auf die Wange, bevor wegging.

Dabei war unser Nachhauseweg weitesgehend identisch ...

Wenigstens würden er und Ryan sich so näherkommen.






➢ RYAN

Vor Frust und Wut schnappte ich mir mein Skateboard und meine Ohrstöpsel und raste den kleinen Berg (oder Hügel(oder das Hügelchen)) herunter,  aufdem sich unser Haus befand. Mir war egal, dass der Polizist aus dem Nachbarhaus immer motzte, weil ich einfach über die Straße fuhr und die nicht vorhandenen Autos Vollbremsungen hinlegen mussten, um mich nicht umzufahren.

Welcher Schuldirektor stellte als Strafe für eine Prügelei denn ein Ultimatum? Entweder für eine Woche suspendiert werden oder eine verkackte Stunde auf dem Schulhof sitzen und mit Blue, diesem Wichser, Händchen halten? Hallo?

Ich war für die Suspension gewesen, aber Blue natürlich nicht. War ja klar, so schwul wie der Streber war.

Befrustet stoppte ich und trat gegen die nächstbeste Wand. Aus meinen Ohrstöpseln dröhnte Uptown Funk.
Ich riss mir sie aus den Ohren und atmete laut aus. Mann! Dieses Lied passte überhaupt nicht zu meiner Stimmung, obwohl ich es eigentlich mochte.

Ich sah mich um. Ich musste irgendwas zerstören und meiner Wut Luft machen!

Doch das Einzige, was dazu einlud, war ein Mülleimer. Ich ging darauf zu und wollte gerade zutreten, als ich Stimmen hörte. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich ihn - es war irgendwie klargewesen, immerhin wohnte er hier in der Nähe - Kyle. Und seine Jungs. Ich stöhnte genervt auf. Auf die hatte ich jetzt gerade sowas von keinen Bock! Ich schlich zu meinem Skateboard zurück und machte mich aus dem Staub. Zum Glück hatten sie mich noch nicht gesehen.

Zu Hause rannte ich in mein Zimmer und drehte Eminem auf. Das passte wenigstens zu meiner Stimmung. Dann nahm ich meinen selbstgemachten Boxsack in die Mangel, bis ich mir die Schweiß den Rücken herunterlief.

Vielleicht sollte ich den Boxsack Kyle taufen. Oder noch besser: Blue.




ELODIE

Am nächsten Morgen in der Mittagspause war es soweit.
Kaum klingelte es, strömten alle nach draußen, zu der Bank, wo Ryan und Blue ihre Strafe abhalten mussten.

Auch wir gingen langsam in Richtung Schulhof. Dort angekommen, bahnten wir uns einen Weg durch die Menge, spöttische, beleidigende und mitleidige Blicke begleiteten uns. Als wir schließlich kurz vor der Bank standen, drehte ich mich zu Blue um und versuchte ihn aufzumuntern.

Ich entdeckte Ryan, der sich auch einen Weg durch die Schülermenge suchte.

Noah und ich wünschten Blue viel Glück, der wortlos zur Bank ging und sich seinem Schicksal ergab.

Was er wohl dachte? Na ja, ehrlich gesagt wollte ich gar nicht wissen, was für Schimpfwörter er kannte. Ich seufzte und verfolgte gespannt das Geschehen.

Ryan setzte sich zögernd neben ihn und auf das Kommando von Mr. Turner, der mit einer Stoppuhr hinter ihnen stand, griff er nach Blues Hand.

Ehrlich, auf was für einer Schule waren wir nur?




➢ RYAN

Es war einfach schrecklich. Einfach nur schrecklich.

Ich bahnte mir alleine einen Weg durch die Menge, während um mich spöttisches Geflüster erklang.
Das laute Lachen von Kyle und seinen Leuten schallte zu mir herüber. Pfff. War ja klar. Seufzte dachte ich, dass ich ziemlich einsam war.

Wie vermutet wurde der Wichser von seinem Gefolge bis zur Bank gebracht. War auch klar gewesen. Diese kleine Schlampe flüsterte ihm noch was zu, wahrscheinlich so etwas wie "Du schaffst das!" oder "Hey! Du musst das nicht tun, ich tu's für dich!"

Ich schlich auf die Bank zu und nach dem Pfiff von diesem Schwein von Direktor griff ich nach seiner Hand. Ich erwartete, dass sie rau war, doch das war sie nicht.

Im Gegenteil. Sie war schön warm und weich. Einfach nur sexy. Für eine Hand. Für die Hand eines Jungen.

Oh Gott, Ryan, was denkst du da!

Vor lauter Frust und Scham vergrub ich mein Gesicht in der Armbeuge meines anderen Arms.

Und die war nicht warm und weich.

How To Get Your Best Friend Gay Where stories live. Discover now