How To Get Your Best Friend Gay

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➢ BLUE

Wenn ich eines nicht konnte, dann war es eine lange Zeit am Stück stillzusitzen. Ich musste immer irgendwie mit den Beinen wippen, mit den Fingern einen Takt auf die Tischkante klopfen oder mit Noah und Elodie quasseln.

Und jetzt saß ich hier mit Ryan auf dieser Bank und alle starrten uns an.
Und ich hielt seine Hand. Oder er meine. Es war eines dieser gezwungenen An-den-Händen-Halten, wie wenn man im Gottesdienst eine lange Menschenkette bildete oder sich bei blödsinnigen Spielen im Sportunterricht festhalten musste. Man hielt sich gerade so fest wie es nötig war.

Wenigstens war seine Hand nicht feucht. Aber in einer Viertelstunde würden wir eh beide anfangen zu schwitzen und das würde echt ekelhaft werden.
Die Sonne würde gleich hinter dem Dach des naturwissenschaftlichen Gebäudes hervorkommen und dann: yay, Schweißbad!

Ich sah zu Ryan und bemerkte, dass er sich anscheinend richtig schämte.

"Ey." Ich flüsterte nur, damit die anderen uns nicht hören konnten und lehnte mich ganz nah zu ihm herüber. "Was wäre, wenn ich ein heißes Mädchen wäre? Würdest du dich dann auch schämen?"
Mein Oberarm berührte seinen, was ich aber nicht wirklich schlimm fand.
Er zuckte nur mit den Schultern und ich laberte weiter. Mir war langweilig.

"Hoffentlich shippen die uns hiernach nicht", seufzte ich. "Rue hört sich schonmal scheiße an. Blury auch. Einen Bryan gibt es schon und der ist ein Mistkerl."

Ich musste lachen und weil mir das hier doch auch ganz schön peinlich war, lief ich knallrot an. Oh Mann.
Hilfesuchend sah ich zu Noah und Elodie, aber die schauten gerade gar nicht zu mir.

Wozu hatte man denn Freunde?

"Wieso sollten sie?", fragte Ryan dann und ich spannte mich kurz an, als sein Atem mein Ohr streifte.

"Weil mich vielleicht alle für schwul halten?!" Jetzt blendete mich die Sonne und ich schaute ihn von der Seite an, ein Auge zugekniffen.

"Bist du es denn?"

"Nein!"

"Du siehst aber so aus. Na gut, heute nicht."

Heute trug ich schwarz. Ich dachte, dass es zu meiner Stimmung passen würde, aber irgendwie ... tat es das gar nicht.
Ich fasste Ryans Hand wieder neu und lächelte ihn an. "Noahs Vater musste gestern erstmal meine Nase richten, hast du eine Ahnung wie weh das getan hat?"

Er grinste breit. "Hast du verdient. Eigentlich bist du ein ziemliches Arschloch. Wir sitzen nur wegen dir hier."

Ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu. Nicht wegen dem Arschloch, das war er selber. "Nur wegen mir? Zu einer Prügelei gehören bekanntlich immer mindestens zwei!"
Oh yeah, das reimte sich sogar.

Er zuckte mit den Schultern. "Trotzdem."

"Du Wichser." Ich schnaubte und drehte mich weg.

Hinter uns war der Weg zum Lehrerparkplatz und der tolle Mr. Green klopfte seinem Sohn erstmal gönnerhaft auf den Kopf. Ich knurrte. Manchmal könnte ich meinen Vater echt einfach ...
Ich war doch kein Hund!

Eine Viertelstunde später waren die meisten Schüler schon abgehauen.
"Weißt du, wie wir es den Direktor bereuen lassen, dass er uns nicht gleich suspendiert hat?"

"Sag." Ryan kniff wie ich seine Augen zusammen.

"Wir schlafen."

Nach einigen Sekunden lachte er kurz auf. "Das ist bescheuert. Aber okay."

Ich legte mich hinter ihm her auf die Bank, er vor mir her. Unsere Beine waren leider zu lang, um noch wirklich draufzupassen und deshalb war es so richtig unbequem.
Keine Ahnung, ob Ryan in dieser Lage wirklich schlafen konnte.
Aber ich gehörte definitiv zu den Menschen, die immer und überall ihre Nickerchen durchziehen konnten.