Come home

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Es war ruhig in dieser Nacht. Verdächtig ruhig. James Potter hörte nur das regelmäßige klatschen, das erklang, wenn Tropfen gegen seine Fensterscheibe fielen. Seit Stunden regnete es. Der anfangs leichte Regen, war zu einem heftigen Hageln geworden. Irgendetwas lag in der Luft. James wusste nur nicht was. Aber irgendetwas würde passieren. Noch heute Nacht. Ganz sicher.

Sein Vater zielte mit dem Zauberstab auf ihn. Einen Moment lang blickten sie sich in die Augen, Vater und Sohn. Er wusste, sein Vater würde es tun. Er wappnete sich gegen den Schmerz, aber gegen diesen Schmerz, kam nicht mal der beste Schild an. Denn er kam von innen. "Crucio!" Sirius krümmte sich, ging zu Boden. Der Schmerz zerfraß ihn, er fraß ihn von innen auf. Es tat weh. Es tat so weh und er wollte das es aufhört. Wie durch Watte hörte er die Stimme seines Vaters. "Du hast Schande über unseren Namen gebracht. Jetzt wirst du dafür bezahlen." Kurz hörte der Schmerz auf. Sirius lag schwer atmend auf dem Boden und hoffte, dass es für heute vorbei wäre. Doch heute, schien es nur noch schlimmer zu werden als sonst. Denn er kam auf ihn zu. Mit einem Messer. Schweißperlen liefen über Sirius Stirn als er spürte wie sein Vater das Messer an seiner Wange ansetzte. Sein Atem wurde schneller und ihm tat schon die Lunge weh. "So jemand wie du hat es nicht verdient zu leben. Blutsverräter." Langsam und qualvoll zog er mit dem Messer hinunter zu seinem Hals. Er würde ihn töten. Sein eigener Vater würde ihn töten. Er war doch erst sechzehn. Sechzehn! Er wollte nicht sterben, er wollte leben. Und das würde er ihm auch zeigen. Sirius holte mit dem Fuß aus und trat seinem Vater mit voller Wucht in den Bauch. Dieser schrie wütend auf und wollte gerade wieder mit dem Messer auf ihn niederstechen, doch Sirius war zu schnell und hatte sich weggerollt und aufgerichtet. So schnell ihn seine Beine trugen rannte er die Treppe hinauf, hinauf zum großen Fenster in der Aula. Sein Fluchtplan A. Schnell schnappte er sich den Hammer, den er in einer Stütze im Flur versteckt hatte und schlug das Fenster ein. Von unten hörte er seine Mutter schreien, doch sie hatte ihm vorher auch nicht geholfen. Warum sollte er sich um sie Sorgen machen?  Sirius legte mit klopfendem Herzen den Hammer weg und sah hinunter. 20 Meter. Sicher. Und aus 20 Metern Höhe in einen 1,30m tiefen Springbrunnen. Er war am Arsch. So gut wie tot. "Sirius Orion Black! Wenn ich dich erwische, kriegst du zu spüren was Schmerz heißt!" Ok, aber alles war besser als das hier. Also stürzte er sich aus dem Fenster. Es war, als würde die Zeit für einen Augenblick stehen bleiben. Schwere los schwebte er über den Asphalt auf das Wasser zu. Dann raste es plötzlich mit rasanter Geschwindigkeit zu ihm und im nächsten Moment spürte er die eisige Kälte und einen brutalen Schmerz am rechten Arm. So schnell es ging warf er sich aus dem Brunnen und schnappte sich seinen Besen, welcher an der Hauswand lehnte. In dem Moment, als er sich auf dem Stück Holz in die Luft erhob, stürmte sein Vater aus dem Haus und schrie ihm wütend hinterher. "Du bist ENTERBT Sirius Orion Black! Lass dich bloß nie wieder hier blicken!" Sirius flog, er flog so schnell er konnte. Hinter sich hörte er das Zischen eines Fluches, und er wich im letzten Moment nach links aus. Sein rechter Hand schmerzte und Sirius glaubte, noch nie so brutale Schmerzen verspürt zu haben.  Er glaubte ein Zischen hinter sich zu hören, doch als er sich umdrehte endete es und es wurde still. Die Sterne funkelten hell und klar zwischen den Wolken hervor und der Mond erleuchtete die Landschaft. Seufzend hielt er sein Gesicht dem Himmel entgegen und genoss die angenehme Kälte des Wassers in seinem Gesicht. Er war allein. Vollkommen allein, mitten in der Nacht. Er war enterbt, seine eigene Familie hatte ihn ausgestoßen. Es war offiziell. Er war ein Blutsverräter.  Bei diesem Wort spürte er Stolz. Er war Stolz sich endlich wiedersetzt zu haben, endlich selbst bestimmt zu haben wer er war und wer er sein wollte. Er war nicht länger an die Familie Black mit ihrem Wahn nach reinem Blut gebunden.  Doch dafür hatte er jetzt auch kein Zuhause mehr. Er schwebte hier irgendwo über London auf seinem Besen dahin, mit nichts weiter als einem Zauberstab in der Tasche und einer wahrscheinlich gebrochenen Hand. Vielleicht konnte er fürs erste auf irgendeinem Campingplatz übernachten, denn auf seinem Besen würde er diese Nacht nicht überleben. Oder vielleicht sollte er im Wald schlafen? James wüsste sicher was zu tun wäre...James! Natürlich. Er würde zu James fliegen. Er wusste sicher was zu tun war und würde wahrscheinlich mit ihm am Campingplatz übernachten. Immerhin war Prongs sein bester Freund. Ja, das würde er machen. Und so richtete er sich auf, beugte sich dann gleich wieder nach vorne und schoss durch die Nacht, auf dem Weg zu seinem besten Freund.

Vor Sirius erhob sich majestätisch die weiße Villa. Sie schien in der Nacht zu strahlen und Sirius wurde sofort warm ums Herz als er sie sah. In all den Jahren, hatte er in dem Zuhause seines besten Freundes mehr Heimatgefühl als in seinem eigenen verspürt. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit und er fühlte sich darin geborgen und wohlauf. Mit schnellen Schritten schritt er durch den Vorgarten der Potters und hielt vor der Haustür nochmal inne. Was sollte er sagen wenn James Eltern öffnen würden? Dass er von Zuhause ausgerissen war? Sie würden ihn doch nicht wieder zurück schicken, oder? Aber er konnte auch nicht die ganze Nacht hier stehen, also entschloss er sich zu hoffen, dass sie ihn verstehen würden. Als er auf die Klingel drückte, erklang wie immer das sanfte Glockenspiel, dass den Potters Besuch ankündigte. In James Zimmer ging das Licht an und er hörte tapsende Schritte näher kommen. Dann wurde die Tür geöffnet...

Es war Mitternacht, als James plötzlich ein Leuten an der Tür vernahm? Wer konnte so spät noch kommen? Er stand auf und knipste das Licht in seinem Zimmer an. Aus Gewohnheit nahm er sich den Zauberstab vom Nachtkästchen und ging barfuß durch sein Zimmer in den Flur. Der Mamor unter seinen nackten Füßen war eiskalt und ihm jagte unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Er durchquerte den Flur und ging die Treppe hinunter zur Haustür. Kampfbereit hielt er den Zauberstab in der rechten Hand und öffnete schließlich die Tür. 

James erstarrte als er seinen besten Freund da stehen sah, vollkommen durchnässt mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Mit der linken Hand stützte er seine rechte und er sah am Gartenzaun einen Besen liegen. "Hey Prongs. Kann ich rein kommen?" Typisch Sirius. Eh ganz normal, um Mitternacht vor der Tür des besten Freundes zu stehen. James trat zur Seite um ihn herein zu lassen und schloss dann hinter ihm die Tür. Als er sich umdrehte stand Sirius da, einsam und verlassen mitten im Flur und starrte an irgendeinen Punkt an der Wand. James legte ihm die Hand auf die Schulter. "Sirius? Was ist los?" Er drehte sich zu ihm um, und der Blick in den Augen seines besten Freundes erschreckte ihn. Er war stumpf, verwirrt, ängstlich. Es lag keine Hoffnung mehr in ihnen und das alte Funkeln war daraus verschwunden. "Sie haben mich rausgeworfen, James. Ich hab kein Zuhause mehr." Er ließ sich auf den Boden fallen und James saß eine Sekunde danach neben ihm. Geschockt starrte er ihn an. "Was?" James' Stimme war nur ein Hauch. Nicht mehr als ein kleiner Hauch, kaum hörbar und doch mit so viel Gefühl. Wie konnte man nur so grausam sein? Wie konnte man seinen eigenen Sohn auf die Straße setzen und sich selbst überlassen? Wie? Sirius starrte auf den Boden. "Ich hab kein Zuhause mehr James. Ich bin allein. Vollkommen allein." Da stand James auf und zog Sirius in eine Umarmung. Fest drückte er ihn an sich. "Du hast mich, Padfoot. Ich werde immer für dich da sein. Versprochen." Sirius schluchzte in seine Schulter und klammerte sich an ihn wie ein Ertrinkender. Lange hielten sie sich so, bis Sirius ich halbwegs beruhigt hatte. Dann ließ James ihn los und deute mit der Hand um sich. "Willkommen in deinem neuen Zuhause." Sirius erstarrte. "Dein Ernst?" James grinste. "Klar. Komm schon her, Paddie." Sirius drückte ihn so fest an sich wie er nur konnte. "Danke. Du bist der beste." James lachte leise. "Ich hab doch gesagt, ich werd immer für dich da sein." Sirius rollten Freudentränen über die Wangen, die auf James Schulter landeten. "Always?" James konnte die Tränen auch nicht mehr zurückhalten. "Always." Ein Versprechen, dass sie immer halten würden, bis zu ihrem Tod. Denn leider ist auch Always, nicht für immer.♥

Rumtreiber Oneshots/ HPWhere stories live. Discover now