Kapitel 7 - Drei liebevolle Ratschläge

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~ zwei Tage später ~

Fluchend bückte ich mich zu den schwarzen Fließen und wischte die Milch auf, die ich soeben auf der Theke und dem Boden des Madison Square Cafés verschüttet hatte.

Das ging fast schon den ganzen Nachmittag so. Irgendetwas kippte um oder ich hatte vergessen einen Knopf zu drücken oder die Sahne für den Kuchen war zu wässrig geschlagen oder es blieben Rückstände vom Korken aus der Weinflasche im Glas oder ich missverstand die Bestellungen der Kunden und verlangte dann zu viel Geld für das falsche Getränk.

„Hast du morgen eine Prüfung, oder wie?", fragte Dave besorgt, der sich gegenüber von mir hin gekniet hatte, um mir beim Aufwischen zu helfen.

„Keine Prüfung, nein", entgegnete ich knapp und stand auf, lief zum Waschbecken und spülte den blauen Lappen mit heißem Wasser gut durch. Er reichte mir seinen Lappen auch noch und ich brachte sie anschließend in den Nebenraum zum Trocknen.

Als ich zurückkam kassierte er gerade einen Minztee und einen Apfelmuffin ab und gab der Kundin beides to go. Er drehte sich wieder zu mir und sah mich stirnrunzelnd an.

„Gut, was ist es dann, was dich so dermaßen aus dem Konzept bringt?", fragte er etwas neutraler, als sein Gesichtsausdruck es vermuten ließ. Unsere Schichten lagen meist zur gleichen Zeit, weswegen er wusste, dass ich normalerweise die Arbeit im Café eher als Entspannung sah und deswegen niemals durchdrehen würde.

„Ich zerbreche mir den Kopf über etwas, was ein neuer Freund mir gesagt hat", ging ich vorsichtig darauf ein.

„Der, mit dem du unseren Hugo fast komplett geleert hast?", fragte er anklagend. Ich nickte betreten, woraufhin er mich musterte.

Eine Kundin betrat das Café und lief direkt zur Theke. Es war eine ältere Dame mit ihrer kleinen braunhaarigen Enkelin an der Hand, die mit großen Augen auf die beste Schokotorte unsere Hauses zeigte. Ihre Oma versuchte ihr zu erklären, dass sie noch nicht groß genug für das riesige Stück Torte sei und sich etwas kleineres aussuchen müsste.

„Hallo, kann ich Ihnen helfen?", fragte ich schmunzelnd und lehnte mich ein wenig über die Theke, damit das kleine Mädchen mich auch sehen konnte.

„Ja, ich will ein Stück Schokotorte!", rief die Kleine freudig und zeigte mit ihren Patschehändchen auf den Kuchen, der glücklicherweise hinter einer Glaswand geschützt war.

„Emma, bitte...", seufzte ihre Oma und sah mich mit müden Augen an. „Vielleicht können Sie meiner Enkelin erklären, dass die Schokotorte zu viel für sie ist?", fragte sie mich entschuldigend. Ich nickte leicht, sodass Emma nichts davon merken würde.

„Du bist also Emma, hm?", fragte ich das Mädchen. „Ich heiße Liv und mein Lieblingskuchen ist auch ein Schokokuchen. Aber nicht der Große da, sondern der da oben. Kannst du den sehen?", schob ich direkt hinterher und zeigte auf die Schokobrownies. Die waren deutlich kleiner und es war auch keine Sahne drin.

Sie reckte sich so stark, dass ihre Knie unter dem rosa Kleidchen zu sehen waren und schüttelte dann resigniert den Kopf. Sie war eben wirklich klein, dachte ich mir lächelnd.

Ich schob einen der Brownies auf einen Teller und zeigte ihn Emma.

„Der schmeckt nach purer Schokolade. Ist der groß genug für dich?", fragte ich sie mit einem mysteriösen Ton in meiner Stimme.

Sie sah erst ihre Oma an, dann die Schokotorte, die sie eigentlich haben wollte und als sie ihre Hand neben den Brownie hielt, um zu kucken, wie groß er wirklich war, musste ich lachen.

„Okay, ich mag den hier haben!", verkündete Emma und strahlte genauso lieb und knuddelig, wie zu Beginn. Ich stellte den Teller wieder auf die Theke und fragte die ältere Dame, was sie nehmen würde.

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