Kapitel 12 - Kaffee & Gedanken

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Er klopfte leise, blieb in Türrahmen stehen, während ich unter die kuschelige, grau-gepunktete Bettdecke kroch und meinen Kopf vorsichtig auf das sanfte Kissen legte. Ich suchte mir eine gemütliche Position, indem ich mich auf eine Seite rollte.

"Wärmflasche?", fragte er leise.

"Hm", stimmte ich zu, schloss die Augen und schlief ein.

~~~~~

Sanfte Worte weckten mich am nächsten Morgen.

"Guten Morgen... Aufstehen... Heeey... Liv..."

Ich saß verschlafen am Esstisch, in eine helle Jeans gequetscht und einem lockeren, dunkelgrauen Langarm-Shirt, dass ich bis knapp unter die Ellenbogen hochgekrempelt hatte.

Mein Blick fiel von oben auf die volle Kaffee-Tasse, mich fragend, woher überhaupt die Idee gekommen war, mir diese schwarze Flüssigkeit hinein zu kippen.

"Tee wäre besser gewesen, hm?", fragte Anne entschuldigend. Ich stimmte mit einem 'hm' zu.

Der Kaffee war so schön. Ich nahm die Tasse in meine Hände, um sie daran zu wärmen.

"Du musst etwas essen. Soll ich dir vielleicht lieber Zwieback holen?", fragte Anne liebevoll, deutete dabei auf den frischen Croissant auf dem kalten Teller vor mir.

"Ja, das wäre lieb", entgegnete ich vollkommen auf die Wärme des Kaffees fokussiert. Ich blickte auf, da sie nicht reagiert hatte. Zwei traurige Augen blickten mich schräg an.

"Warum hat Nathan mir gestern geschrieben, dass ich dich heute wecken kommen soll?", fragte sie interessiert. "Ist etwas zwischen euch passiert?", fügte sie beängstigt hinzu.

"Um Himmels Willen, nein!", erwiderte ich sofort, den Kopf kurz schüttelnd. "Ich habe meine Tage bekommen und das war nicht so witzig", erklärte ich, den Blick seufzend auf den Kaffee gerichtet.

"Oh..."

"Hm..."

"Er hat dich Heim gebracht? War es so schlimm?"

Ich nickte. "Der ganze Tag war einfach nur anstrengend und behindert und im Café waren wir nur zu zweit und die Musik war so laut und mir war schlecht...", erklärte ich, versuchte die Erinnerungen an den Würgreiz und die Kopfschmerzen zu verdrängen.

"Dave hat mir geschrieben, dass ich sichergehen soll, dass Nathan nicht...", begann sie leise.

"Er hat nichts getan", unterbrach ich sie entrüstet.

"Er vertraut Nathan aber nicht", beharrte Anne leise.

"Dave's Menschenkenntnis beschränkt sich auf die eines Dreijährigen, mit der Ausnahme, dass er verzweifelte Frauen ziemlich schnell entdeckt", brummte ich genervt und sah nach links aus dem Fenster.

"Okay, Argument akzeptiert", kommentierte sie angegriffen. "Aber du hast deinen Verstand bei Nathan auch komplett ausgeschalten... jeden überprüfst du auf seine sozialen Kompetenzen, gute und schlechte Angewohnheiten, seine Vertrauenswürdigkeit... du durchleuchtest jeden, aber nicht ihn!", versuchte sie mich aufmerksam zu machen.

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