Kapitel 10 - Melancholie

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Ich legte meinen Kopf auf die Rückenlehne, arrangierte meine Arme und Beine in eine bequeme Position und hätte fast angefangen zu heulen, als ich Jolie das stumme "I love you" flüstern sah.

Ich bekomme meine Tage, dachte ich mir voller Vorfreude. Anders könnte ich mir meine Gefühlsduselei in diesem Moment nicht erklären. Naja, außer, dass sich ein süßes kleines Mädchen schlafend in meinem Arm befand... das war schließlich auch eine Option.

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Nach dem Film wurde Emma in James Bett getragen, höchstpersönlich von ihm. Er hatte mich angegrinst, nachdem ich seine musternde Blicke auf mir gespürt hatte.

"Ein Kind steht dir unglaublich gut", flüsterte er schmunzelnd.

"Nah... nicht so mein Ding", winkte ich ab.

"Immerhin hätte es eine wundervolle Mutter", entgegnete er, ohne mir die Worte für anderes Argument zu lassen.

"Oh... okay... danke, denke ich?"

Ich weckte Anne, fragte sie, ob wir schon Heim fahren sollten, weil sie so müde war.

"Wie viel Uhr ist es?", fragte sie im Gegenzug, rieb sich vorsichtig die Augen, um ihre Wimperntusche nicht zu verschmieren.

"Uhm...", ich blickte auf mein Smartphone. "Kurz vor Zehn"

"Puh, die Nacht ist noch jung!", erstrahlte sie, ihre Müdigkeit war wie weggewischt.

"Okay", kommentierte ich leicht verwirrt.

"Jemand von euch, der auch einen Espresso möchte?", fragte James in die Runde, nachdem er vorsichtig die Tür zu seinem Schlafzimmer geschlossen hatte.

"Gerne!", stimmte ich zu. Auch Anne nahm sich einen. Von Lucas und Hilary kam keine Reaktion.

"Hil? Lucas?", fragte James etwas lauter. Die beiden schraken auf, waren vermutlich auch eingeschlafen.

"Ja, wir auch... danke!", antwortete Hilary für beide. So wie sich ihr Gesicht in ein kräftiges Rot verfärbte, waren die beiden nicht eingeschlafen, sondern am knutschen gewesen. Und siehe, da bemerkte ich auch den fetten Knutschfleck an ihrem Hals. Ich kicherte leise, schüttelte grinsend den Kopf darüber.

Sie sah mich fragend an, bemerkte meinen Blick und zog sich ihr T-Shirt etwas näher an den Hals, sodass niemand anders etwas davon erfahren würde. Ich schenkte ihr noch einen wissenden Blick und sie lächelte schüchtern, vergrub ihr Gesicht wieder in Lucas Brust. Damn, die beiden waren so verdammt süß!

Wir setzten uns etwas mehr aufrecht hin, als James die Espressi brachte und unser verliebtes Pärchen löste sich voneinander. Lucas Haare waren im Gegenteil zu dem sonst gestylten Look ziemlich verwuschelt und ich schmunzelte nur darüber.

"Du bist der beste Gastgeber der Welt", schwärmte Hilary. "No offense", fügte sie schnell hinzu, blickte Anne und mich entschuldigend an.

"Kein Thema", kommentierte ich lachend.

"Wir wissen, dass es nur daran liegt, dass du James' Küche verunstalten darfst", witzelte Anne.

"Meine Küche ist toll!", verteidigte James sich prompt, was noch mehr zum Lachen wäre, wenn man seinen eingeschnappten Gesichtsausdruck beschreiben könnte.

Ein Moment der Stille trat ein, eine angenehme Ruhe unter guten Freunden.

"Schade, dass du bald gehst", brach Lucas den Ruhepol und sah mich traurig an.

UNQUALIFIEDWhere stories live. Discover now