Kapitel 25 - Das Team

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„Alles klar, dann weiß ich Bescheid", bedankte ich mich lächelnd und fuselte mir die schwarzen Headset-Teilchen wieder aus den Ohren.

„Ich glaube die anderen warten mit der Lagebesprechung auf uns...", deutete ich verlegen an.

„Hast Recht", stimmte er mir schmunzelnd zu.

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Die schwere Schiebetür öffnete sich automatisch, sobald wir uns auf einen Meter genähert hatten. Das Tageslicht aus dem ovalen Besprechungsraum sprühte uns entgegen und zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht.

Mein heiß geliebtes Panoramafenster gab den erstklassigen Ausblick auf das weite orangefarbene Gebirge, das im Sonnenlicht noch lebhafter strahlte und ein paar seltene hellgrüne Gebüsche erkennen ließ.

Jake's Kopf schellte nach oben, als er unsere Schritte hörte und sein entspanntes, unbekümmertes Gesicht wich einer eiskalten Fassade, die er extra nur mich aufgesetzt hatte. Arsch.

Während ich direkt zu dem gläsernen Konferenztisch lief, an dem Grace und das Arschloch saßen, machte Daniel noch einen Abstecher zur Mini-Küchentheke, um uns beiden noch eine Ladung Kaffee zu holen. Die Lagebesprechung würde lange dauern.

Ich schob mir den Stuhl direkt gegenüber von Jake zurecht und nachdem ich mich gesetzt hatte, hielt ich es für nötig ihn über meine veränderten Nachmittagspläne in Kenntnis zu setzen.

„Hey, hörst du mir überhaupt zu?", versuchte ich Jake's Aufmerksamkeit wiederholt auf mich zu ziehen.

Was?", fragte er genervt, als wäre alles, was ich zu sagen hätte, überflüssige Sahne auf einer Sahnetorte. Abgesehen davon, dass es niemals zu viel Sahne auf einer Torte geben könnte.

„Du hast den Nachmittag frei. Daniel und ich werden trainieren. Er zeigt mir noch ein paar andere Verteidigungsstrategien", klärte ich ihn mit einem seligen Lächeln auf.

Ich wusste nicht wieso, aber es ging Jake riesig auf den Wecker, dass ich ohne seine Zuwendung mit dem Leben klar kam und neben dem ganzen Mission-Überleben-Blabla, war es meine neueste Lieblingsbeschäftigung, ihn damit einfach verrückt zu machen. Denn offensichtlich hatte ich dabei auch noch Erfolg auf Olympia-Level.

„Ehm...", stockte Jake überrumpelt. „Das halte ich für eine vollkommen bescheuerte Idee. Wir müssen noch den Abschlusstest machen, um dich einzustufen. Außerdem kennt er dich und deinen Fortschritt überhaupt nicht ", argumentierte er angestrengt.

„Eben", schaltete Daniel sich ein und stellte mir eine Kaffeetasse neben meinen linierten Notizblock, wofür ich ihm selbstverständlich ein lippengeformtes ‚Danke' schenkte.

„Es wäre wichtig für mich Liv's Grenzen zu kennen, damit ich euch besser koordinieren kann. Sie ist keine normale Agentin mit einer dreijährigen Ausbildung, Jake. — Sicherheit geht vor. Da sind wir beide normalerweise doch immer einer Meinung", erklärte Daniel seine etwas verfälschten Beweggründe.

Oder ich hatte seine Andeutungen von vorhin falsch verstanden. Sehr falsch. Hm, überlegte ich deprimiert. Hatte ich zu viel interpretiert? War Daniel einfach nur sympathisch?

„Ja, du hast Recht. Als Trainer kenne ich ihre Fertigkeiten sehr detailliert. Es wäre von Vorteil, wenn du auch einen Überblick darüber hast", stimmte Jake schließlich kumpelhaft zu und tat so, als wäre es keine große Sache für ihn, seine Meinung zu revidieren.

Ich war verwirrt. Der Jake oder Nathan den ich kannte, der hasste es, Unrecht zu haben.  Schon immer. Da hatte sich durch die Namensreform in diesem Betonkasten auch nicht geändert.

UNQUALIFIEDWhere stories live. Discover now